Corona: Einsame Tage für Tiere und Pfleger in der Zoom-Welt

Gelsenkirchen-Bismarck. Stille Tage im Gelsenkirchener Zoom: Das Zoo-Team hofft auf das Ende der Corona-Zwangspause. Doch wie der Neustart laufen wird, ist noch offen.

Ruhe in Asien, Einsamkeit in Afrika, Stille über Alaska – die Wege sind verwaist, ferne Tierlaute sind zu hören, aber kaum eine menschliche Stimme, auch ist kein Mensch zu sehen. Zumindest kein Besucher. Auch die Kioskbetriebe in der Zoom Erlebniswelt ruhen, Reinigungstrupps und Saisonkräfte haben Zwangspause. Allein die Tierpfleger gehen ihrem Tagwerk nach. Und die Zootiere natürlich. Wie lange der Corona-Ausnahmezustand noch anhält, wann der Zoo wieder die Kassenschranke öffnet? Zooleiter Hendrik Berendson weiß die Signale aus der Politik noch nicht recht zu deuten. Einen klaren Starttermin für den Zoo kann er Donnerstag noch nicht nennen.

An guten Tagen kommen bis zu 10.000 Zoo-Besucher nach Gelsenkirchen

Was für ein Blickwechsel! Die Löwin und Zoo-Leiter Hendrik Berendson trennt eine sichere Glasscheibe in Afrika. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Wir warten noch die Entwicklung ab. Bislang“, so Berendson, fehlten noch klare Vorgaben. „Wir versuchen noch, Kontakt zum Land aufzunehmen.“ So oder so: Die Szenarien für die Rückkehr zum Zoo-Betrieb stehen. Einlassbeschränkungen, klare Vorgaben für Abstandsregeln und „Wartesituationen“, aber auch Vorgaben für die Nutzung der Sanitäranlagen und Kontrollen durchs Personal soll es geben. Aber noch sind für Berendson etliche Fragen offen. „Beispielsweise, ob wir unserer Spielplätze dann auch wieder öffnen dürfen. Oder wie es mit dem Speisenverkauf der Zoom-Gastronomie laufen soll“ – und welche Abstandsregeln dann auf dem Gelände gelten. Im 50-Meter-Umfeld von Imbissen oder Eisdielen dürfen Kunden ja aktuell im Stadtgebiet zum Beispiel die gekauften Waren nicht verzehren.

Szenarien für die Rückkehr zum Zoom-Betrieb stehen

Immer aufgeweckt: Die Erdmännchen in Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Grünes Licht vorausgesetzt, rechnet der Zoom-Leiter, dauere es „drei, vier Tage“, um den Betrieb wieder hochzufahren. „Das ist realistisch.“ Klar ist ihm jetzt auch schon, dass die Ausfälle der Corona-Zeit 2020 nicht zu kompensieren sein werden. Am 15. März wurde der Zoo geschlossen. Ferien-, Brücken- und vor allem die Ostertage sind traditionell auch starke und für die Bilanz wichtige Besuchertage. Die Familien haben Zeit, streben in den Zoo. Eine Besucherfrequenz von 8000 bis 10.000 Personen pro Tag sei dann durchaus üblich, so Berendson. Das sei nicht mehr aufzuholen.

Neue Heimat für zwölf Briten

Zwölf Brillenpinguine, die aus dem britischen Bristol nach Gelsenkirchen kamen, leben bereits seit etlichen Wochen in der Zoom Erlebniswelt.

Die Quarantäne haben sie hinter sich, noch sind die Vögel hinter den Kulissen untergebracht. Für sie wird die neue Anlage extra gebaut. Sie hat 240 Quadratmeter Wasserfläche, eine größere Landzone und einen 15 Quadratmeter großen Strandbereich. Das Becken hat eine Wassertiefe von maximal 1,60 Meter.

In der Zoologie sind – von der Zoom-Tierärztin über Pfleger bis zum Azubi – rund 60 Kräfte beschäftigt. Für sie läuft auch in Corona-Zeiten der Betrieb normal. Nur eben unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Ob den Tieren Besucher fehlen, ob für sie Langeweile aufkommt? Mit einem „klaren Nein“ beantwortet der Zoom-Leiter die Frage. „Natürlich registrieren sie sehr wohl, dass wir aktuell keine Besucher haben. Aber das macht für sie im Alltag keinen großen Unterschied.“ Zumal das Beschäftigungsprogramm und das Medizin-Training wie gewohnt laufen. „Das sind Daueraufgaben“, sagt Berendson.

Baustelle für die neue Anlage der Brillenpinguine

Die Anlage für die Brillenpinguine, hofft Hendrik Berendson, kann im Mai eingeweiht werden. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Eine Baustelle in Afrika nimmt derweil Gestalt an. Für Brillenpinguine wird dort eine neue Anlage gebaut. „Der Garten- und Landschaftsbau läuft. Wir hatten Ende April, Anfang Mai für die Eröffnung angepeilt“, sagt Berendson. „Aber in dieser Situation ist der zeitliche Druck natürlich nicht so da.“