Gelsenkirchen. Wegen des Coronavirus' arbeiten derzeit viele von zuhause. Wie die Arbeit im Homeoffice läuft: Fünf Gelsenkirchener berichten vom neuen Alltag.

In Zeiten von Corona arbeiten viele Menschen im Homeoffice, richten sich also ihr Büro in den eigenen vier Wänden ein. Wie es ist, wenn Beruf und Privatleben verschwimmen, die Kollegen plötzlich fehlen und Technik wichtiger wird als je zuvor? Fünf Gelsenkirchener berichten.

Katrin Kroll (34) arbeitet seit knapp zwei Wochen von zuhause aus. Angestellt ist sie bei einem Onlinemarketing-Unternehmen mit 240 Mitarbeitern. „Meine Arbeit hat sich inhaltlich kaum verändert. Auch Arbeits- und Pausenzeiten sind gleich“. Geändert habe sich allerdings, dass neue Technologien genutzt werden. So arbeitet sie beispielsweise mit „Zoom“. Mit der Software teilen sich zwei Mitarbeiter des Unternehmens an getrennten Orten einen Bildschirm. Andere Unternehmen nutzen „Zoom“ zudem für digitale Konferenzen.

Joggen und duschen in der Mittagspause

Im Unternehmen von Kroll wird dafür „Microsoft Teams“ verwendet. Das würde mit bis zu 30 Mitarbeiter funktionieren. Um unnötige Geräuschkulissen zu vermeiden, hat nur die Person, die spricht, das Mikrofon an. Einige würden auch eine Kamera nutzen. „Das klappt richtig gut. Die Handhabung ist sehr einfach.“ Durch die Nutzung von „Amazon Work Spaces“ ist es möglich, den kompletten Desktop des eigentlichen Arbeitsplatzes auf den heimischen Laptop oder Computer zu übertragen, ohne, dass Programme heruntergeladen werden müssen.

Kroll findet die Arbeit zuhause „sehr angenehm“. Sie sagt: „Ich kann Nudelwasser aufsetzen, in der Mittagspause joggen und duschen gehen. Das geht im Büro natürlich nicht.“ Schwierigkeiten sieht sie bei Kollegen mit kleinen Kindern. „Hier merkt man schon, dass es nicht immer ganz so einfach läuft.“

Ständige Erreichbarkeit ist stressig

Bei einem Verlag mit 285 Mitarbeitern in Herne arbeitet die Gelsenkirchenerin Kirsten Lipka. Bereits vor drei Monaten – noch vor Corona – führte der Verlag bei einer Systemumstellung eine virtuelle Desktopübertragung ein. „Ich kann mich dadurch von zuhause aus mit meinen Zugangsdaten einwählen und habe Zugriff auf den Server“, erklärt die 39-Jährige.

Aktuell arbeitet sie im Homeoffice und nutzt ihren privaten Laptop und einen zweiten Bildschirm, den ihr Arbeitgeber ihr zur Verfügung gestellt hat. „Es läuft alles sehr gut. Ich habe die Möglichkeit, auf alle Daten zuzugreifen. Dass der Anfahrtsweg entfällt, finde ich ebenfalls sehr angenehm“, sagt sie. Auch hier laufen Besprechungen über Microsoft Teams. „Etwas negativ findet sie lediglich die „ständige Erreichbarkeit“.

Den Laptop nach Feierabend wegzulegen fällt schwer

Der Pressesprecher der Sparkasse Gelsenkirchen, Udo Kramer (59), arbeitet aktuell hin und wieder im Homeoffice. Von seinem eigenen PC kann er auf seine Daten auf der Arbeit zugreifen. Sein Diensttelefon stellt er aufs Handy um. „Wenn ich längere Texte schreibe, merke ich, dass ich mich besser konzentrieren kann. Aber mir fehlt oft der Austausch mit Kollegen und kurze Absprachewege.“ Außerdem sei es schwer, nach der Arbeit den Laptop komplett wegzulegen. „Man schaut dann oft doch noch einmal über Mails drüber.“ Ihm würde der Weg mit dem Fahrrad zur Arbeit besonders fehlen. „Bewegung kommt aktuell leider auch zu kurz.“

Mails und Telefonate statt persönliche Kontakte

„Ich arbeite das erste Mal im Homeoffice“, sagt City-Managerin Angela Bartelt und fährt fort: „Normalerweise laufe ich immer die Bahnhofstraße rauf und runter und bin mit den Einzelhändlern im persönlichen Kontakt. Aktuell funktionieren Austausch und Netzwerkpflege nur per Mail und Telefon." So versucht die 33-Jährige, den Einzelhandel online durch verschiedene Aktionen zu unterstützen und trifft Vorbereitungen für weitere Projekte. Traurig ist sie darüber, dass Veranstaltungen wie der Blumen- und Gartenmarkt abgesagt werden mussten. Ansonsten würde ihr auch etwas die Alltagsstruktur im Beruf fehlen.

Zeit für Dinge, die sonst zu kurz kommen

In einem ganz anderen Bereich arbeitet Katharina Menne. Sie ist Grundschullehrerin und betreut eine zweite Klasse in Schalke-Nord. Ihr Arbeitsalltag hat sich seit der Schulschließung am 9. März grundlegend verändert. Auch sie arbeitet im Homeoffice. „Es ist eine ganz andere Arbeit ohne Unterricht“, sagt die 30-Jährige. An ihren letzten beiden Arbeitstagen konnten noch Unterrichtsmaterialien für die folgenden drei Wochen abgeholt oder den Schülern per Post zugesandt werden.

Aktuell kümmert sie sich um Arbeitspläne, bereitet Lernmaterialien vor, erstellt Konzepte – alles Dinge, für die sonst wenig Zeit bleibt. Auch, wenn ihr der normale Alltag fehlt, sagt sie: „Es ist schön, mal mehr Zeit für Sachen zu haben, die sonst eher nebenbei laufen. Dadurch hat man die Möglichkeit, wesentlich gründlicher zu arbeiten.“

Kontakt zu Schülern hat sie zwischenzeitlich per Telefon. Bei Fragen können sie sich an die Lehrerin wenden. „Problematisch ist es, dass viele der Eltern keine E-Mailadresse oder Computer haben, um Unterrichtsunterlagen auszudrucken“, so die Gelsenkirchenerin. Sie hofft, dass sich die Lage schnellstmöglich ändert. „Alleine zuhause zu lernen, ist bei den Sieben- bis Achtjährigen nicht so einfach, weil die persönliche Unterstützung vor Ort fehlt.“

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