Gelsenkirchen-Erle. Der Gelsenkirchener Schlauchspezialist Masterflex SE wächst das zehnte Jahr in Folge. So schätzt der Konzernvorstand die Corona-Auswirkungen ein.

Schläuche und Hightechverbindungen für medizinische Gerät, die Luftfahrt, Automobilbau, Lebensmittelproduktion, aber auch Laborbetrieb und Pharmaindustrie stellt Masterflex her. Die breite Aufstellung, stellt der Vorstandsvorsitzende Andreas Bastin fest, "ist unser Geschäftsmodell. Und sie ist Fluch und Segen zugleich."

Gelsenkirchener Konzern mit 676 Mitarbeitern

Fluch, weil das Management zahlreiche Branchen im Blick behalten muss und weil es nie überall gleichzeitig gut läuft. Segen, weil genau dies auch ein Vorteil sein kann: Brechen Geschäfte bei Automotive oder in der Industrie weg, ziehen andere Bereiche an: hier die Medizin- und Labortechnik - weltweit für das Erler Unternehmen mit seinen 676 Mitarbeitern ein Wachstumsmarkt.

Umsatz auf 80 Millionen Euro gesteigert

Auch deshalb ist der aktiennotierte Konzern trotz einiger Umsatzdellen im dritten Quartal und im November abgesenkter angepasster Umsatzprogose erfolgreich durch das Jahr 2019 gekommen. Die Basisdaten: Der Umsatz wurde um 3,5 Prozent auf 80 Millionen Euro gesteigert, der Jahresüberschuss wird mit 2,5 Millionen (-34,9 Prozent) Euro ausgewiesen. Das Konzern-Eigenkapital beträgt 42 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote nunmehr 51,5 Prozent. Die Krisenzeiten des Unternehmens, in denen die Kapitaldecke äußerst dünn war, scheinen endgültig vorbei. Masterflex SE, so Bastin, "wächst 2019 das zehnte Jahr in Folge bei durchweg positiver Rentabilität".

Negative Effekte aus der Corona-Krise

Mit dem Ergebnis sieht der Vorstand gute Chancen, "2020 negative Effekte aus der Corona-Krise wenigstens abzufedern." Wie stark sie treffen wird? Dazu wagen Bastin und Finanzvorstand Mark Becks keine Prognosen. Szenarien reichen von zweistelligen Umsatz- und Ergebniseinbrüchen bis zum - im Falle von Nachholeffekten - leichten Umsatzwachstum. Bastin: "Die derzeitigen Entwicklungen in China und Asien zeigen, dass auch solch ein Szenario denkbar ist."

Standort in China arbeitet nach Zwangspause wieder

Der Masterflex-Standort in China war über rund acht Wochen geschlossen. "Seit zwei Wochen sind wir wieder voll am Start", sagt Bastin und rechnet für die Sperrzeit mit rund 400.000 Euro Umsatzausfall. Aktuell ist ein kleineres Werk in Frankreich dicht. Ansonsten läuft der Betrieb weltweit weitgehend unbeeinflusst von der Krise "mit voller Produktion". Großer Pluspunkt: Viele Masterflexartikel gelten weltweit als krisenrelevant, vor allem die medizinischen Produkte von Novoplast aus Halberstadt. Insgesamt, schätzt Bastin, "machen sie ein Viertel des Gesamtgeschäfts aus". Auch stehen die Lieferketten (noch). "Stand heute ist das kein Problem."

Vorsorglich 100 Prozent Kurzarbeit beantragt

Dennoch hat sich Masterflex "frühzeitig und sehr konsequent mit Notfall- und Pandemieplänen vorbereitet und auch für den Fall X "vorsorglich für alle deutschen Unternehmen 100 Prozent Kurzarbeit beantragt. Wir rechnen verschiedenen Stresssituationen durch", sagt der Vorstand. "Unsere Devise: Sei auf das Schlimmste vorbereitet und hoffe auf das Beste."

Günstigeren Kreditvertrag mit drei Banken vereinbart

Angesichts des breiten Produktionspalette sind Becks und Bastin überzeugt, dass die Masterflex Group in der Corona-Krise "wirklich zu den letzten Unternehmen gehören wird, die in ihrer Existenz gefährdet wären". Dazu trägt auch bei, dass mit drei Banken ein neuer Konsortialkreditvertrag geschlossen wurde. Er läuft laut Becks über fünf Jahre zu günstigern Konditionen, "proaktiv" habe man zudem aktuell Bankgespräche aufgenommen, um finanziell gewappnet zu sein. Auch sollen Investitionen zunächst "auf das Notwendigste zurückgefahren werden". Aus der eigenen Geschichte heraus sieht sich Masterflex - die Erler kamen nach 2008 massiv in Schieflage und Existenznot - zudem auf Managmentebene gewappnet: "Wir sind krisenerprobt und -bewährt", glaubt Bastin.

Ziel: 100-Millionen-Euro-Marke bis 2024 erreichen

Mittelfristige Prognosen wagt der Vorstand dennoch: Er geht von einer zweistelligen Gewinnmarge bis 2022 aus, innovationsgetrieben und durch "rein organisches Wachstum" soll bis 2023/-24 die 100-Millionen-Euro-Umsatzmarke erreicht werden.

>> Virtuelle Hauptversammlung vorgesehen

Die Hauptversammlung der Masterflex SE findet traditionell in Gelsenkirchen, in der Regel in der Glashalle von Schloss Horst statt. Am Termin 23. Juni hält das Unternehmen fest. "Eine Verschiebung wird es nicht geben", sagt Finanzvorstand Mark Becks. "Derzeit gehen wir davon aus, dass eine virtuelle Hauptversammlung stattfinden soll."

Aus dem Bilanzgewinn in Höhe von 10,6 Millionen Euro sollen 700.000 Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden, schlagen Vorstand und Aufsichtsrat vor. Dies entspricht einer Dividende von 7 Cent pro Aktie.

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