Gelsenkirchen-Erle. Die Gelsenkirchener Pferdefreunde müssen den Erler Standort verlassen, weil Gelsenwasser dort expandieren will. Land hat 400.000 Euro bewilligt
Positive Signale gab es bereits, nun hat es der Gelsenkirchener Reiterverein aber auch schriftlich: Das Land fördert den Neubau einer Reithalle mit exakt 401.900 Euro. Dies gab die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, Andrea Milz, jetzt bekannt. "Darüber sind wir sehr glücklich", freut sich Geschäftsführerin Susanne Hopfenberg, dass der nicht ganz freiwillige Umzug von der Daimlerstraße nach Beckhausen nun mit insgesamt 500.000 Euro von Stadt und Land unterstützt wird. Alle Sorgen los ist der Verein aber nicht: Die Corona-Pandemie könnte den ohnehin sehr ambitionierten Zeitplan ins Wanken bringen.
"Eigentlich wollten wir ja im April mit den ersten Eigenleistungen auf dem neuen Gelände an der Horster Straße beginnen", berichtet sie. Das Gelände einzäunen, die Weiden einsäen: All das war als Gemeinschaftsaktion geplant, "ist aber angesichts der Infektionsgefahr mit dem Coronavirus viel zu riskant" und soll erst einmal verschoben werden. Allein: Bis zum 30. Juni müssen die Reiter das bisherige Areal geräumt haben, weil Gelsenwasser das Grundstück kaufen und dort expandieren will.
Gelsenkirchener Verein hat Übergangslösung organisiert
Was etwas Druck aus dem Kessel nimmt: Seit Kurzem hat der Vereinsvorstand eine Übergangslösung organisiert, "weil im Grunde jetzt schon klar ist, dass die Infrastruktur an dem neuen Standort nicht bis Mitte des Jahres bereitstehen wird." So habe sich der Reitstall Theodor Stemmann an der Obererle bereit erklärt, dem rund 200 Mitglieder starken Verein, seinen acht Schulpferden und den Privatpferden übergangsweise Obdach zu geben.
"Wir sind heilfroh und sehr dankbar für diese Hilfe, auch wenn wir unseren bisherigen Reitplan natürlich etwas anpassen müssen, weil der Betreiber dort seine Fläche ja auch selbst benötigt", so Susanne Hopfenberg. Die Nähe zum jetzigen Domizil sei ideal. "Die jungen Reiter müssen nur zwei Haltestellen weiter fahren oder früher aussteigen, je nachdem, aus welcher Richtung sie kommen."
Bauantrag für Reithalle und Anbau ist eingereicht
Wann genau der Reitbetrieb zur Obererle verlagert wird, ist noch nicht ganz klar. Die nächsten Monate wollen die Pferdefreunde noch an der Daimlerstraße/Willy-Brandt-Allee bleiben, Heimat seit der Gründung vor 67 Jahren.
Die Planungen für den neuen Standort stehen unterdessen, der Bauantrag ist eingereicht. Auf dem 20.500 Quadratmeter großen städtischen Gelände, das dem Verein als Erbpachtgrundstück für 50 Jahre zur Verfügung gestellt wird, sollen zunächst eine Reithalle, Stallungen und ein einstöckiger Anbau für eine Reiterstube mit Technikraum, Büro, Sanitärbereich und Heizung errichtet werden.
Einnahmen brechen durch Coronakrise weg
Von der Zuschauertribüne hat sich der Vorstand aus finanziellen Gründen erst einmal verabschiedet. Ohnehin sei es schwer genug, die 50.000 Euro Eigenkapital aufzubringen, "zumal wir in der Coronakrise keine Firmen ansprechen können, um Spendengelder einzuwerben", sagt die Geschäftsführerin. Ob Veranstaltungen wie der für Anfang Mai geplante Reitertag stattfinden können, der auch für Einnahmen sorgen sollte, sei offen. "Dabei lief die Sponsoren-Akquise gerade ganz gut an. So hat uns jemand Fliesen für das Reiterstübchen gespendet, was uns sehr entlastet."
So bleibt dem Verein letztlich nur, die Entwicklung der Coronakrise abzuwarten und "von Tag zu Tag neu zu entscheiden". Während die Einnahmen weggebrochen sind, bleiben die Ausgaben, etwa für die Versorgung der Schulpferde, bestehen. "Zum Glück haben sich einige Pferdepaten gefunden, die sich beteiligen und auch bei der Pflege und Bewegung der Tiere helfen." Organisiert wird das Ganze per Chat, damit sich nie zu viele Leute gleichzeitig auf der Anlage aufhalten und die Abstände eingehalten werden. "Da wollen wir kein Risiko eingehen."