Gelsenkirchen. Wenn Menschen wegen des Coronavirus' zuhause bleiben, haben Lieferdienste viel zu tun. In Gelsenkirchen gilt das aber nicht für alle Anbieter.

In Zeiten, in denen die Menschen aufgefordert sind, ihre Wohnung so wenig wie möglich zu verlassen, viele Geschäfte geschlossen bleiben oder nur unter strengen Auflagen öffnen dürfen, verzeichnen einige Lieferdienste einen kaum noch zu bewältigenden Andrang. Während andere Branchen zunehmend auf eine Krise zusteuern, entstehen bei Anbietern, die Lebensmittel an die Haustür bringen, zahlreiche neue Arbeitsplätze. Auch in Gelsenkirchen.


„Wir spüren einen großen Anstieg der Nachfrage“, sagt Frederic Knaudt, Geschäftsführer des Online-Supermarkts Picnic. Das noch junge Unternehmen, das seit 2019 auch Gelsenkirchener mit Obst, Gemüse, Fleisch und Brot beliefert, hat in den vergangenen 14 Tagen deshalb nach Angaben von Knaudt NRW-weit 100 neue Mitarbeiter eingestellt, um die Flut der Bestellungen, die täglich über die App eingehen, bewältigen zu können. „Wir geben unser Bestes“, versichert Knaudt.

Gelsenkirchener bestellen mehr und viel Haltbares


Der Geschäftsführer beobachtet, dass die Menschen in den vergangenen Tagen größere Mengen bestellen, um Vorräte anzulegen. Häufiger als sonst entschieden sie sich für haltbare Lebensmittel. Dass Picnic die Ware ausgeht, sei aber trotz der hohen Nachfrage nicht zu befürchten: „Es wird weiterhin alles geben“, betont Knaudt. Die Lieferketten seien gesichert. Wer vor 22 Uhr seinen virtuellen Warenkorb füllt, erhält am nächsten Tag eine Lieferung.


Um den Betrieb aufrechterhalten zu können, wird bei Picnic zudem streng auf die Gesundheit der Mitarbeiter geachtet, wie der Geschäftsführer berichtet. Tägliches Temperaturmessen und das regelmäßige Ausfüllen von Gesundheitsfragebögen sind im Moment Alltag. Bestellungen werden außerdem nur noch kontaktlos geliefert – also nur vor der Haustür des Kunden abgestellt.

Flaschenpost hat das Angebot erweitert


Auch beim Getränkelieferdienst Flaschenpost werden Kundenkontakte im Moment vermieden. Wegen der stark gestiegenen Nachfrage kommt der Anbieter kaum noch hinterher, alle Bestellungen innerhalb der selbst gesetzten Lieferzeit von maximal 120 Minuten nach Eingang abzuarbeiten, wie Unternehmenssprecherin Sabine Angelkorte mitteilt: „Aufgrund der gestiegenen Nachfrage möchten wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen und nehmen bewusst eine Einschränkung der Servicequalität zugunsten einer Sicherstellung der Versorgung aller unserer Kunden in Kauf.“


Denn Flaschenpost wolle gerade in diesen Zeiten besonders die Menschen entlasten, die unter Quarantäne stehen oder nicht einkaufen gehen möchten, weil sie zu einer Risikogruppe gehören. Auf der Webseite weist Flaschenpost Kunden auf Lieferzeiten von zum Teil über drei Stunden hin und bietet Vorbestellungen an. Das Unternehmen hat außerdem bereits seine Produktpalette erweitert: „Wir haben auf das Bestellverhalten der Kunden reagiert und auch Artikel aus den Kategorien Haushalt, Drogeriebedarf und Lebensmittel zur Grundversorgung im Sortiment“, so Angelkorte.

In den Pizzerien bleiben Bestellungen aus


Doch während das Geschäft der einen Lieferdienste brummt, sieht es in anderen Bereichen ganz anders aus. Betreiber von Restaurants, die einen Lieferservice anbieten, beklagen bereits Einbußen. So wie Yusuf Carkit, Inhaber der Pizzeria „Bella Nora“ auf der Cranger Straße. „Wir haben in diesem Monat 40 Prozent weniger Umsatz gemacht“, sagt er. „Eine Katastrophe.“ Von den drei Fahrern, die noch zu Monatsbeginn Pizza, Pasta und Salate zu den Kunden brachten, ist nur noch einer übriggeblieben. „Die anderen musste ich entlassen.“


Zwar muss Yusuf Carkit aktuell noch nicht ganz den Betrieb einstellen und darf weiter einen Lieferservice anbieten, seinen Kunden ist der Hunger aus italienisches Essen aber offenbar vergangen. Ob das daran liegt, dass sie nicht wissen, dass „Bella Nora“ noch geöffnet hat, sie sich bereits im Discounter mit Lebensmitteln eingedeckt haben oder einfach nur verunsichert sind – Carkit hat zwar verschiedene Theorien, aber keine Erklärung für seine Lage. „Eigentlich dachte ich, dass die Nachfrage steigen würde.“

Erste Betriebe bleiben geschlossen


Das ist auch bei der Pizzeria „La Verona“ auf der Mechtenbergstraße nicht passiert. „Das Geschäft läuft noch“, heißt es dort zwar auf Nachfrage. Die Zahl der Bestellungen sei aber auch eher rückläufig. Und die Ungewissheit, ob das Lokal weiter offen bleiben darf, ist groß. Einige Lokale haben sich deshalb bereits selbst dazu entschlossen, bis auf weiteres komplett zu schließen. So wie der Dionysos-Grill am Alten Markt. „Liebe Kunden, unser Betrieb bleibt bis auf weiteres geschlossen, um die Gesundheit aller zu gewährleisten“, teilt ein Band Anrufern dort mit.

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