Gelsenkirchen. Die Paketzusteller der DHL in Gelsenkirchen haben in Zeiten der Corona-Pandemie viel zu tun. Bei den Kunden treffen sie auf mehr Dankbarkeit.
Nino Moldmann bekommt als Gegenleistung für seine Arbeit als Paketzusteller bei der DHL derzeit nicht nur sein übliches Gehalt. Obendrauf gibt es etwas, das in seinem Dienstalltag sonst eher selten erhältlich ist: die geballte Dankbarkeit der Kundschaft. „Wenn wir jetzt an der Haustür schellen, dann verkörpern wir für die Leute zumindest noch ein Stück weit die Normalität“, weiß der 41-Jährige. Und danach würden sich in den Zeiten der Corona-Pandemie sehr viele sehnen.
Seit 2001 arbeitet Moldmann bei der Deutschen Post, seit September 2007 ist er in Buer als Paketzusteller unterwegs. Sein Stammbezirk: das gesamte Areal rund um die Fußgängerzone an der Hochstraße. Zwischen 180 und 200 Pakete liefert er dort normalerweise jeden Tag aus. Weil das Virus aber das Geschäftsleben in vielen Branchen nahezu auf Null hat absinken lassen, verlädt Moldmann nun früh morgens nur noch rund die Hälfte des üblichen Sendungsaufkommens in seinem Kastenwagen.
80 DHL-Paketzusteller sind nach wie vor in ganz Gelsenkirchen unterwegs
„Auch dabei achten wir genau darauf, dass die Kollegen sich nicht zu nahe kommen, um eine mögliche Infektionsgefahr zu minimieren“, sagt Post-Sprecherin Britta Töllner. Bislang habe es im Team der rund 80 Paketzusteller, die im gesamten Stadtgebiet unterwegs sind, noch keinen Erkrankten gegeben. Das sei sehr wichtig, so Töllner: „Die Aufrechterhaltung von Lieferketten und die Zustellung von Briefen und Paketen ist in der gegenwärtigen Situation essenziell, um die Versorgung in Deutschland zu sichern. Dazu leisten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem unermüdlichen Einsatz jeden Tag einen enormen Beitrag.“
Nachdem Moldmann alle Pakete aus dem Rollcontainer in seinem Fahrzeug verladen hat, desinfiziert er in der DHL-Zustellbasis an der Ostpreußenstraße in Bulmke-Hüllen erst noch einmal die Hände an einem Spender. Dann streift er die Einweghandschuhe über, die ihm sein Arbeitgeber stellt – und auf geht’s in Richtung Kundschaft.
DHL-Zusteller tragen bislang noch keine Atemschutzmaske
Eine Atemschutzmaske trägt er derzeit noch nicht. „Die Gefahr, dass ich mich bei einem Kunden anstecken könnte, blende ich völlig aus. Ich bin froh, arbeiten zu können“, so Moldmann. Dennoch ist er nicht gänzlich frei von Ängsten. „Die größte Sorge ist, dass ich nach einer Infektion meine Eltern oder Schwiegereltern anstecken könnte“, sagt er.
Der direkte Kundenkontakt werde dennoch vermieden, erklärt Sprecherin Töllner. Deshalb sei das Übergabeszenario an der Haustür verändert worden. Nun deponiert der Zusteller das Paket auf der Fußmatte, schellt an und tritt dann zwei Meter zurück. Der Kunde hebt das Paket auf und bestätigt die Annahme wörtlich. Eine Unterschrift braucht er im Gegensatz zu sonst derzeit nicht leisten, das erledigt der Zusteller. „Aber nur, wenn beide sich auch wirklich persönlich gegenüberstanden“, so Töllner.
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Diese persönlichen Begegnungen kämen im Corona-geprägten Alltag übrigens viel öfter als sonst üblich zustande, betont Zusteller Moldmann. Kein Wunder: Weil so viele Menschen derzeit in Kurzarbeit sind, im Homeoffice arbeiten und zudem eine Kontaktsperre in der Öffentlichkeit gilt, trifft er derzeit fast alle Kunden direkt an. Im Gegensatz dazu ist in seinem Stammbezirk viel weniger als sonst los: „Die Fußgängerzone in Buer wirkt wegen der derzeit so vielen geschlossenen Läden fast wie eine Geisterstadt“, sagt Moldmann. Auch er hofft, dass sich das möglichst bald wieder ändert – und das Leben in die Läden zurückkehrt.
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