Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchner Fotograf Thomas Hoppe begleitet Menschen in der Corona-Krise. Die Fotos und Videos sollen aber mehr, als nur dokumentieren.

Thomas Hoppe zeigt die Menschen von ihrer besten Seite. Als Fotograf rückt er sie ins rechte Licht, lässt sie vor der Kamera gut aussehen. Jedenfalls normalerweise. Bei seinem aktuellen Projekt geht der Künstler andere, neue Wege. Und gibt dafür sogar sein Handwerk aus der Hand.

"Als Fotograf arbeite ich mit Menschen", sagt der Gelsenkirchener. Wegen des Kontaktverbots ist das zurzeit allerdings kaum möglich. Deshalb muss Hoppe improvisieren. Denn er will auch in diesen Tagen Menschen zeigen. In Fotos und Videos möchte er darstellen, wie sie die Krise und den Lockdown erleben. Die Aufnahmen müssen seine Gesprächspartner allerdings selbst machen. Das Projekt ist komplett digital angelegt. Die Stadt Gelsenkirchen unterstützt seine Arbeit mit einem "Auszeit-"Stipendium.

Protagonisten aus der gesamten Gesellschaft

Statt hinter der Kamera zu stehen, sitzt Thomas Hoppe vor dem Bildschirm. Über das Videokonferenzsystem "Zoom" hält er Kontakt zu Personen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen: Ein pensionierter Lehrer, ein Pfarrer, jemand aus dem medizinischen Bereich und aus der Jugendarbeit, sogar eine Künstlerin aus dem Kreis der Stipendiaten. Weitere kommen immer wieder dazu. Einmal in der Woche treffen sie sich virtuell mit Hoppe zu Interviews.

Der Fotograf fragt sie dann nicht nur danach, wie ihr Leben, privat und beruflich, gerade aussieht. "Ich frage auch Prognosen ab. Und die ändern sich natürlich immer wieder", erklärt er. Aktuelle Diskurse, etwa die Debatte um Lockerungsmaßnahmen, sind ebenfalls Teil der Gespräche. Bei denen stellt Hoppe nicht nur vorformulierte Fragen. Es gibt auch viel Raum für Narratives, um von Erlebnissen zu erzählen und sich auszutauschen. Hoppe zeichnet die Videoanrufe auf, um später Ausschnitte daraus zu verwenden.

Hoppe möchte Entwicklungen in einer Collage festhalten

Zusätzlich fotografieren seine Interviewpartner selbst, natürlich mit einigen Hilfestellungen und Tipps vom Profi. So soll eine Collage entstehen, die eben nicht nur die sprichwörtlichen Schokoladenseiten hervorhebt, sondern das Leben in und mit der Krise zeigt und festhält, was die Menschen beschäftigt, welche Gedanken sie sich machen. "Ich möchte die Entwicklung über einen gewissen Zeitraum zeigen", sagt er.

Hoppe, der vor allem als Businessfotograf arbeitet und Unternehmen und Kanzleien, aber auch Musiker und Schauspieler ablichtet, betonte schon zu Beginn, dass sein Projekt mit dem Arbeitstitel "Lebensumstände - Zustand, Veränderungen und Perspektiven in Zeiten der Pandemie" keine reine Dokumentation ist, sondern vielmehr eine künstlerische Arbeit. Nun, nach einigen Wochen, zeichnet sich ab: "Der künstlerische Anteil gewinnt immer mehr an Gewicht."

Wie das Ergebnis aussehen wird, ist noch nicht klar

Wie genau das Endprodukt dieser Arbeit aussehen wird, könne er aktuell aber noch nicht sagen. Auch, weil sich die Situation immer wieder verändere und kein Ende abzusehen sei. Dennoch: "In meinem Kopf bauen sich schon unterschiedliche Dinge zusammen", erzählt der Künstler.

>>> Autor und Coach

Thomas Hoppe fotografiert nicht nur selbst, sondern vermittelt sein Wissen auch bei Workshops über Fotografie und Bildbearbeitung. Außerdem hat der Gelsenkirchener bereits zwei Fachbücher über Farbbearbeitung von Fotos geschrieben. Ganz neu ist es für ihn daher nicht, die Kamera aus der Hand zu legen und anderen Tipps für gelungene Fotos zu geben.