Gelsenkirchen. Das Jugendamt Gelsenkirchen wünscht sich eine Ausweitung der Notbetreuung. Die Mitarbeiter sind erreichbar, akute Unterstützung läuft weiter.

Auch das Gelsenkirchener Jugendamt hat wegen der Coronakrise einen Teil der Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt; und zwar vor allem, um auch dann die Betreuung von unterstützungsbedürftigen Kindern und Familien gewährleisten zu können, wenn Mitarbeiter in Quarantäne müsssen, weil sie sich mit dem Coronavirus angesteckt haben oder auch nur der Verdacht besteht. Die Betreuung und Begleitung der Familien und Kinder laufe aber weiter, wenn auch zum Teil in anderer Form, betont Referatsleiter Wolfgang Schreck: "Wir machen uns Sorgen, was sich jetzt in Familien entwickeln könnte. Wir haben in Gelsenkirchen ein gutes Netz zur Sicherung des Kindeswohls aufgebaut, das auf drei Säulen basiert: frühe Hilfen und Hinweise aus Kitas, Schulen und von Ärzten. Diese täglichen Kontakte sind derzeit weggebrochen."

Weiter in Kontakt mit Familien und Lehrern

Gerade deshalb werde der Kontakt zu Familien und Lehrern weiter aufrecht erhalten. "Wir würden uns eine Notbetreuung auch für Kinder aus besonders belasteten oder gefährdeten Familien wünschen. Das wären im Grundschulbereich in Gelsenkirchen vielleicht 50 Kinder zusätzlich", schätzt Schreck. Dabei gehe es nicht nur um Familien mit konkreten Gefährdungen. Auch eine Mutter mit einem Neugeborenen könne mit den Geschwisterkindern, die nicht in die Schule gehen, überfordert sein.

Eine entsprechende Bitte, in den Erlass zur Notbetreuung auch diese Kinder einzubeziehen, habe der Städtetag am Montag ans Land gerichtet. In Gelsenkirchen seien die Jugendamtsmitarbeiter beziehungsweise der Sozialdienst Schule weiter in Kontakt mit den Lehrern, um Hinweise auf Familien zu bekommen, wo Informationspakete der Grundschulen nicht angekommen sind, versichert Schreck. Diese Informationen würden nun weitergeleitet. Die Träger der laufenden Hilfen in den Familien seien wegen des Infektionsschutzes zwar gehalten, persönliche Kontakte mit Betreuten zu reduzieren und nach Möglichkeit auf Alternativen wie Skype- oder Telefonkontakte zurück zu greifen. Aber es werde jeweils nach Einzelfall entschieden, wie verfahren und begleitet wird.

Viel alltägliche Unterstützung entfällt in diesen Tagen-- inklusive Mittagessen in der Schule

"Die Hausbesuche und auch die Inobhutnahmen bei akuten Gefahren laufen natürlich weiter. Wir appellieren auch an alle Bürger, uns zu melden, wenn sie Gefährdungen für Kinder beobachten. Aber wir appellieren auch an Familien, sich selbst an uns zu wenden, wenn es Unterstützungsbedarf gibt. Viele Familien nehmen unsere Angebote auch dankbar an", betont Schreck. Noch gebe es keinen Anstieg von Meldungen. Was ihm aber Sorgen bereite, ist das Entfallen sonst üblicher Routinen wie U-Untersuchungen bei Kindern, sozialer Gruppenarbeit, des warmen Mittagessens an Schulen und die fehlende Strukturierung des Alltags.

Ansprechpartner sind telefonisch erreichbar

Der dringende Appell der Jugendamtsmitarbeiter in diesen Tagen: Bei Unsicherheit, Unterstützungsbedarf, einem Verdacht auf Gefährdung des Kindeswohls unbedingt bei den Anlaufstellen des Jugendamtes melden! Erreichbar sind die Anlaufstellen wie folgt:

Belange des Kinderschutzes: Telefon 0209 169-4646

Erziehungsberatungsstelle im Stadtsüden Telefon 0209 19-5390/ im Stadtnorden: Telefon 0209 69-5400

Familienbüro: Telefon 0209 169-6900.

Falls ein Anruf nicht direkt angenommen werden kann, werden Anrufer gebeten, unbedingt auf den Anrufbeantworter zu sprechen, gern mit Rückrufnummer. Täglich gesichtet werden auch eingehende E-Mails an

referat.51.kinder.jugend.und.familie@gelsenkirchen.de

266 Kinder aktuell nach Schutzplan betreut

Im Jahr 2019 wurden vom Jugendamt Gelsenkirchen insgesamt 694 Kinder nach dem Schutzplan aktiv begleitet. Bis zum 31. Dezember 2019 wurden 1226 Einzelfallhilfen geleistet, davon 367 sozialpädagogische Familienhilfen und 859 stationäre oder teilstationäre Betreuungen beziehungsweise Unterbringungen in Pflegefamilien.

Aktuell werden vom Jugendreferat 266 Kinder nach dem Schutzplan betreut --auch in diesen Corona-Tagen.

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