Gelsenkirchen. Schulbetrieb verboten, Turniere abgesagt: Gelsenkirchens Reitvereine trifft die Corona-Krise. In Buer ist die Lage besonders angespannt.

In Folge der Corona-Maßnahmen sind noch immer alle Sportstätten in Gelsenkirchen geschlossen. Ob und wann sich das ändern könnte, ist noch nicht absehbar. Für viele Vereine eine existenzbedrohende Situation: Einnahmen aus dem Trainingsbetrieb oder durch Veranstaltungen fallen weg und die Kosten laufen weiter. Beim Ländlichen Reit- und Fahrverein Buer blicken die Verantwortlichen besonders sorgenvoll in die Zukunft.

"Die Pferde müssen gefüttert und versorgt werden, dazu kommen Rechnungen vom Hufschmied und Tierarzt", sagt die erste Vorsitzende Jeannette Sauter. Die laufenden Ausgaben in Reitschulen sind hoch: Dort fallen nicht nur, wie in anderen Vereinen, Kosten für Personal, Pacht und Instandhaltung der Anlage an. Die Schulpferde müssen auch jetzt weiter unterhalten werden, obwohl kein Unterricht stattfinden darf, also kein Geld in die Kasse kommt. "Ewig halten wir das nicht mehr durch", sagt Sauter.

Pferde dürfen versorgt werden, aber eingeschränkt

Das Osterferienprogramm, der Reitertag, Lehrgänge, das Ponyreiten: alles musste der Verein in den vergangenen Wochen absagen. Dass überhaupt noch Geld für Futter da ist, liegt an "treuen Mitgliedern und Sponsoren, denen wir sehr dankbar sind", so Sauter. Und daran, dass viele Reitschüler ihren Monatsbeitrag weiterhin zahlen, obwohl sie nicht zu den Pferden dürfen.

Im Stall sind nämlich aktuell nur Personen erlaubt, die unbedingt zur Versorgung der Tiere notwendig sind. In Buer hat sich eine kleine Gruppe der Mitglieder gefunden, die die Schulpferde unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln regelmäßig reitet. Pferde, die Privatpersonen gehören, dürfen von ihren Besitzern versorgt werden. Die müssen sich allerdings absprechen, damit nicht zu viele Personen gleichzeitig auf der Anlage sind.

Unterricht fällt aus, das Turnier ist abgesagt

Das gilt auch für die Besitzer der rund 70 Pferde, die bei Daniel Rohmann in Scholven leben. "Wir halten alle an, weniger Zeit hier zu verbringen", erklärt der Betreiber der Reitanlage am Fünfhäuserweg und Sportwart des Scholvener Reitvereins. Trotzdem müssten die Tiere artgerecht gepflegt werden und genug Bewegung bekommen. Die NRW-Landesregierung erlaubt es daher, sich um sein Pferd zu kümmern. Reitunterricht ist jedoch nicht gestattet und findet auch bei Rohmann nicht statt.

Seit dem Wochenende ist zudem klar, dass das traditionelle Sommerturnier in Scholven, das Anfang August stattfinden sollte, in diesem Jahr ausfällt. Noch ist zwar nicht klar, ob das Reitturnier, das immer zahlreiche Besucher aus der Nachbarschaft anlockt, von dem Verbot von Großveranstaltungen bis zum 31. August, gefallen wäre. Rohmann ist das Risiko jedoch zu groß, die Veranstaltung kurzfristig absagen zu müssen.

Eine kurzfristige Absage wäre teuer geworden

Denn der Verein stellt jedes Jahr nur für das Turnier Zelte und Tribünen auf. "Sonst ist das eine leere Fläche, wir haben deshalb einen enormen Aufwand, erklärt Rohmann. Eine kurzfristige Absage wäre daher teuer. Das Event als "Geisterturnier" stattfinden zu lassen, ähnlich wie es im Fussball diskutiert wird, ist für den Sportwart keine Option: "Das würde die Veranstaltung runterziehen. Es wäre ein Trauerspiel, sich vorzustellen, dass hier alles leer ist."

In Buer hingegen ist das für Juni geplante Turnier noch nicht abgesagt. "Wir sind zu allem bereit", sagt Jeannette Sauter. Sie wünscht sich allerdings, dass die Behörden schnell Vorgaben machen, ob und unter welchen Bedingungen Sport und kleinere Veranstaltungen stattfinden könnten. "Die große Ungewissheit macht einen hilflos", sagt sie, auch im Hinblick auf die Zukunft des Reitbetriebs.

Vorbereitet auf Hygieneregeln im Reitbetrieb

Für den Fall, dass Reitunterricht wieder erlaubt wird, ist der Bueraner Verein vorbereitet: Sauter hat bereits Pläne ausgearbeitet, um Stunden entweder einzeln oder in verkleinerten Gruppen zu organisieren, sodass Abstände jederzeit eingehalten werden können. Und sogar Mundschutzmasken hat der Verein gekauft. "Wir könnten sofort starten", sagt Sauter.

>>> Möglicherweise Lockerungen im Mai

Weil Reiten als Individualsport und meist unter freien Himmel ausgeübt wird, ähnlich wie Laufen oder Golfen, wollen einige Bundesländer Sportlern ab Mai Zugeständnisse machen. In Hamburg etwa soll Reitsport unter Einhaltung von Hygieneregeln dann erlaubt werden.

Auch in NRW gibt es Pläne, Sportstätten schrittweise zu öffnen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sprach zuletzt allerdings nur davon, dass Jugendliche wieder mehr Möglichkeiten bekommen sollen.