Gelsenkirchen-Feldmark. Acht Frauen produzieren Infektionsschutz-Masken. Zum Einsatz kommen sie in den Evangelischen Kliniken in Gelsenkirchen.
„Die erste Zeit in Deutschland war sehr schwierig für mich. Ich habe viel Hilfe erfahren. Jetzt kann auch ich mich einbringen“, sagt Silvina Yugova. Sie stammt aus Bulgarien. In der neuen Heimat erfährt sie Unterstützung durch die Arbeiterwohlfahrt (Awo), nimmt zum Beispiel an einem kostenlosen Nähkursus teil. Hier erwirbt sie Kenntnisse, die jetzt gefragt sind: Die allein erziehende Mutter ist eine von acht zugewanderten Frauen, die Mundschutz-Masken für die Evangelischen Kliniken nähen.
„Die Initiative geht von den interkulturellen Frauencafés der Quartierszentren Rotthausen und Feldmark aus“, erklärt Mioara Boboc von der Diakonie, eine der Betreuerinnen des wöchentlichen Frauentreffs. „Trotz Corona haben sich die Frauen angeboten, haben gesagt, wir wollen helfen.“
Gelsenkirchener Frauen arbeiten Tischtücher und Bettwäsche um
Alle acht können nähen. Allein, es fehlt zunächst die richtige Ausrüstung. Jene steuert die Familienbildung der Awo bei, die Fundgrube liefert das Material. Baumwollene Tischtücher und Bettwäsche sind ideal. „Die Nähanleitung haben die Dortmunder Kollegen veröffentlicht“, ergänzt Awo-Geschäftsführerin Gudrun Wischnewski. „Die Evangelischen Kliniken haben Interesse signalisiert. Die Masken sind für die Mitarbeiter bestimmt, die keine medizinische Arbeit leisten, zum Beispiel im Büro.“
Der Vorteil: Die textilen Mundschutz sind wieder verwertbar, können heiß gewaschen werden. Das Beste daran ist: Diese so wichtigen Hilfsmittel zu nähen, fällt den Frauen gar nicht schwer. „In 15 Minuten ist eine Maske fertig“, erzählt Silvina Yugova. „Und ich hatte vorher keine Erfahrung darin.“ Noch ein bisschen schneller kann Ilham Karim arbeiten. Sie jedoch hat viel Erfahrung. „Bevor ich nach Deutschland kam, habe ich in Syrien als Schneiderin gearbeitet und so die Familie ernährt. Mein Mann war Rechtsanwalt und durfte schon länger nicht mehr arbeiten.“
Zuwanderinnen sind froh, sich für die Gesellschaft engagieren zu können
Ein bisschen kurios ist es schon, dass in der damaligen Krise wie in der heutigen ihr Können so gefragt ist. Die Familienmutter erfüllt das mit Freude. „In der Krise müssen wir zusammen halten, jeder muss mit dem helfen, was er kann. Ich habe eben dieses Talent und sofort gesagt, ich will mich einbringen.“
Dann zeigt Ilham Karim ihre Mundschutze vor. Sogar die Bänder hat sie selbst genäht. „Gummibänder waren nicht mehr zu bekommen.“ Nachdem sie zunächst entsprechend der Anleitung gearbeitet hat, hat sie das Schnittmuster bei den späteren Modellen geändert. So sind sie noch einfacher zu nähen und aufzusetzen und liegen dann auch besser im Gesicht an. Gelernt ist eben gelernt.
Kleine Ostergrüße für Senioren
Zunächst nähen die acht Frauen 200 Mundschutze. Dann wird deren Einsatz zeigen, ob noch größerer Bedarf besteht.
Grundsätzlich sind die Frauen gerne bereit, auch künftig zu nähen, solange Bedarf besteht. So könnten sich weitere Interessenten mit Bedarf an Mundschutzen bei der Awo melden.
Neben den Masken stellen die Frauen aktuell auch kleine Stoffherzen her mit der Aufschrift „Wir halten in diesen schweren Zeiten zusammen!“. Sie werden als Oster-Gruß an Senioren in Pflegeheimen verschenkt.
Auch die Syrerin will durch ihr Engagement etwas zurückgeben. „Als ich hierher kam, habe ich viele Menschen getroffen, die mir geholfen haben. Besonders als mein Mann gestorben ist, habe ich viel Unterstützung erfahren. In dieser Situation will ich nun helfen.“ Weil es jetzt auf jeden ankomme. „Wir Menschen sind doch alle gleich und müssen jetzt zusammen halten.“