Gelsenkirchen-Altstadt. Der Gelsenkirchener Pastor Mirco Quint ist in Quarantäne. Über Seelsorge und Gottesdienst in Corona-Zeiten und wie der Geistliche Kontakt hält.

Seit genau sechs Tagen befindet sich Mirco Quint, Pastor von St. Augustinus, jetzt in Quarantäne. Denn er hatte Kontakt mit Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. „Der erste Abstrich allerdings fiel bei mir negativ aus und Symptome habe ich überhaupt nicht“, sagt er.

Der Anruf vom Gesundheitsamt am 31. März kam für ihn sehr überraschend. Ab sofort sei eine völlige Kontaktsperre angesagt, hieß es. Auch von einer betroffenen Person sei er informiert worden. „Ich habe mich aus drei Gründen entschlossen, meine angeordnete Quarantäne bekannt zu machen. Erstens möchte ich niemanden anstecken, sollte ich doch in der nächsten Zeit positiv getestet werden.“

Zweitens sei er als Pastor von St. Augustinus eine öffentliche Person und drittens dürfe er seit dem 1. April nicht mehr in die Kirche, um den Gottesdienst zu feiern, der per Livestream übertragen wird. „Weil ich mit dem Organisten, dem Messdiener und dem Küster zusammentreffen würde. Ich bin also nicht mehr zu sehen und das möchte ich erklären.“ Versorgt wird er bis zum Ende der Quarantäne am Dienstag nach Ostern von „lieben Nachbarn“.

Anrufe erreichen den Pastor im Minutentakt

Eine riesengroße Anstrengung sei die Zeit in der Abgeschiedenheit für ihn nicht. Seit Beginn seines Studiums 1997 habe er einen eigenen Haushalt, mache auch regelmäßig Exerzitien. Im Übrigen sei er in dieser für alle sehr belastenden Zeit mehr gefragt denn je. „Ich muss täglich dreimal den Akku des Telefons aufladen, weil Anrufe im Minutentakt hier ankommen“, sagt er. Dazu kommen pro halber Stunde fast 30 WhatsApp-Nachrichten von Menschen, die Fragen haben oder Beistand brauchen.

„Für mich ist die Hauptsache, dass ich von zu Hause aus weiterarbeiten kann. Und das kann ich ja.“ Was wegfällt, sind die Kontakte an der Haustür. „In den letzten zwei Wochen haben mindestens zwölf Personen pro Tag spontan an der Tür geklingelt, weil sie mit der jetzigen Situation nicht zurechtkommen. Vor allem für die Obdachlosen hat eine harte Zeit angefangen, weil ihr Treff im Wilhelm-Sternemann-Haus geschlossen werden musste“, schildert Mirco Quint die Situation.

Menschen stehen vor der Tür des Pastors, suchen Rat, bitten um Hilfe

Manche schellen beim Pastor an, weil sie Hunger haben, es gebe aber auch viele, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben oder den Minijob, den sie gerade ergattert hatten, direkt zu Beginn der Coronakrise wieder verloren. Auch muslimische Bürger suchten Rat oder müssten sich einfach mal aussprechen. „Die Situation ist wirklich schlimm im Moment.“

Quint stellt klar, dass er vor seiner Quarantäne als Ansprechpartner für viele sozialen Bereiche nicht immer den Abstand halten konnte, der eigentlich gefordert war. „Die Menschen stehen ohne Vorankündigung in der Haustür und halten in ihrer Not auch nicht immer die nötige Distanz ein“, sagt er. Er habe das gleiche Risiko, sich anzustecken wie medizinisches Personal oder Kassiererinnen. Wenn sich bei ihm jetzt keine Symptome entwickeln, darf er sich ab dem 15. April wieder unter die Menschen begeben. Mit Abstand – versteht sich.

Mirco Quint weiter telefonisch erreichbar

Mirco Quint, Pastor in St. Augustinus, ist am Telefon (0209 92585804) weiter für die Menschen da. An den feierlichen Gottesdiensten – gerade an den kommenden Ostertagen – darf er sich aber nicht beteiligen. Das sind die Auflagen des Gesundheitsamtes. Denn er hatte Kontakt mit Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Allerdings hat er bisher keine Anzeichen, dass er sich angesteckt haben könnte.