Gelsenkirchen-Hassel. Nach wie vor gilt auch in Gelsenkirchen die Kontaktsperre. Wie eine alte Dame trotz Corona-Krise einen besonderen 88. Geburtstag erleben durfte.

„Ein bisschen wie die Queen“, kann sich Ursula Berner an diesem Karfreitag fühlen. Das hoffen zumindest Brigitte und Michaela Höpfner, die auch in Corona-Zeiten den 88. Geburtstag der Tante ein bisschen feiern wollen – aus gebührender Distanz. Die beiden stehen unten, das Geburtstagskind auf dem Balkon.

Gelsenkirchen: Corona-Kontaktsperre am 88. Geburtstag ist nicht leicht

„Uns tat das so leid, dass sie heute alleine ist“, sagt Brigitte Höpfner. Die vergangenen Wochen schon seien hart gewesen für die rüstige Rentnerin, dazu die Kontaktsperre am Ehrentag, das sei ein bisschen viel. „Das macht ihr schon zu schaffen“, ist der Eindruck von Michaela Höpfner. Beide Damen haben sich ins Zeug gelegt für die Überraschung und brauchen zudem Hilfe. Die Nachbarin bedient zum einen den Türöffner, damit Blumen, Geschenke und eine Torte in Form einer Klopapierrolle vor die Tür gelegt werden können. Zum anderen muss die Nachbarin auch für Ablenkung sorgen, damit Ursula Berner die Gäste nicht zu früh bemerkt.

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Birgit und Michaela Höpfner haben sich für den 88. Geburtstag ihrer Tante Ursula Berner in Zeiten der Corona-Pandemie Besonderes einfallen lassen – neben bunten Luftballons gab es Blumen und Geschenke für die alte Dame.
Birgit und Michaela Höpfner haben sich für den 88. Geburtstag ihrer Tante Ursula Berner in Zeiten der Corona-Pandemie Besonderes einfallen lassen – neben bunten Luftballons gab es Blumen und Geschenke für die alte Dame. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Eingefunden haben sich auch die Schwester der besagten Nachbarin und ihre Familie. Sie hat sich noch weiter entfernt aufgestellt und hält gemalte Grüße in die Höhe. „Sie ist so ein liebenswerter Mensch“, sagt Stefanie Breuer. Sie hat die Situation auch mit Sohnemann Henrik besprochen, der zugleich ein Bild malte für das Geburtstagskind. Alles um die Dame in der Kontaktsperre zu erfreuen.

Bunte Luftballons schweben zum Geburtstagskind empor

Das gelingt: Erst lockt ein Anruf sie vor die Türe, wo Ursula Berner die Geschenke findet, dann wird sie auf den Balkon gebeten. „Das gibt’ ja gar nicht“, freut sie sich sichtlich. „Ihr kommt ja auf Ideen.“ Dann erzählt sie, viele Gratulanten hätten sich schon gemeldet. Die einen am Telefon, andere hätten auch unten gestanden vor dem Balkon.

Denn die Familie ist groß und die Bindung eng. „Meine Tante ist für mich wie eine Ersatzmutter“, sagt auch Birgit Höpfner, die derzeit mit der größten Herausforderung des Tages kämpft: Denn zur Überraschung gehören auch bunte Ballons, die man hatte auflassen wollen zum Balkon in der ersten Etage. Der Wind erschwert das Vorhaben jedoch erheblich und so dauert es einige Minuten, bis das Geburtstagskind sie einfängt und freudig am Geländer festbindet. Und dann winkt sie tatsächlich – ein bisschen wie die Queen.