Erle. In der Emscher-Lippe-Halle ist das Corona-Behandlungszentrum Gelsenkirchen untergebracht. Zehn bis 30 Menschen pro Tag lassen sich untersuchen.

Seit zwei Wochen hat sich die Emscher-Lippe-Halle in eine riesige Arztpraxis verwandelt. Denn dort, wo sonst Musik- und Kabarettgrößen vor Tausenden Zuschauern auftreten, ist nun das Corona-Behandlungszentrum (CBZ) untergebracht. An sieben Tagen in der Woche, also auch sonntags, können sich Menschen mit einem ungeklärten Erkrankungs- und Infektionsstatus untersuchen lassen, ob sie mit dem Coronavirus infiziert sind.

Zehn bis 30 Patienten kommen pro Tag ins Corona-Behandlungszentrum

An dem Tisch im Innenraum der Gelsenkirchener Emscher-Lippe-Halle werden die Patienten zunächst befragt, erst danach dürfen sie zum Arzt in den Behandlungsraum (im Hintergrund).
An dem Tisch im Innenraum der Gelsenkirchener Emscher-Lippe-Halle werden die Patienten zunächst befragt, erst danach dürfen sie zum Arzt in den Behandlungsraum (im Hintergrund). © FUNKE Foto Services | Michael Korte

„Zehn bis 30 Menschen machen täglich vom Angebot Gebrauch“, sagt Klaus Rembrink. Der Urologe ist Leiter der Bezirksstelle Gelsenkirchen/Bottrop der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe und Sprecher der hiesigen Ärzteschaft. Er bittet an diesem sonnigen Frühlingstag die Gäste von der WAZ zu einem Rundgang. „Die KV stellt derzeit gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen dieses Angebot für die Bürgerschaft auf die Beine“, berichtet Rembrink. „Und wir alle sind mit diesem Standort hier sehr zufrieden.“

Grüne Pfeile weisen jeden, der das Auto auf dem Parkplatz abgestellt haben, zu einem der Halleneingänge. Sicherheitskräfte am Eingang nehmen jeden Besucher in Empfang. „Wir empfehlen allen, die zu uns kommen, dass sie einen Mundschutz tragen“, so Rembrink. Ob Schal oder Maske, das sei nicht entscheidend, so der Mediziner. „Das Wichtigste ist, dass Mund und Nase überhaupt bedeckt sind.“

Jeder Patient muss zunächst 14 Fragen beantworten

Der Wattestab, mit dem der Abstrich im Rachenraum gemacht wird, sieht aus wie ein Q-Tipp im XXL-Format.
Der Wattestab, mit dem der Abstrich im Rachenraum gemacht wird, sieht aus wie ein Q-Tipp im XXL-Format. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Vom Empfang geht es die Treppen einer Tribüne hinunter in den Innenraum. Dort steht ein Tisch samt Computer und Bildschirm. Hinter der Plexiglasscheibe, die als Tröpfchenschutz dient, sitzt Angela Weber. Sie ist medizinische Fachangestellte und nimmt die Patienten einzeln in Empfang. Die Krankenkassenkarte wird ins Lesegerät eingeführt. „Danach stelle ich 14 Fragen. Die Antworten gebe ich in den Computer ein. Dann hat der diensthabende Arzt gleich Zugriff auf diese Infos“, erklärt Weber.

Zum Fragenkatalog gehört etwa: „Haben sie Schnupfen oder Fieber?“ oder „Hatten sie Kontakt mit Erkrankten oder Verdachtsfällen?“, aber auch „Rauchen sie?“ und „Haben sie ihren Geruchs- oder Geschmackssinn verloren?“ Gerade letztere Frage sei wichtig, so Mediziner Rembrink. „Denn wer auf diese Frage mit ja antwortet, bei den ist die Wahrscheinlichkeit auf eine vorliegende Infektion deutlich erhöht“, erklärt er.

Behandlungsraum wird nach jeder Patientenuntersuchung desinfiziert

Jeder Patient wartet dann auf einem der knallgelben Tribünensitze, bis er über die Hallensprechanlage aufgerufen wird. Dann geht es in das provisorisch errichtete Behandlungszimmer. Der diensthabende Arzt trägt Schutzanzug, Sicherheitsbrille und Maske. In dem kleinen, mit Stellwänden errichteten Raum ist Platz für eine Liege, einen Tisch und ein paar Plastikstühle. „Das alles kann nach jeder Behandlung durch Wischen schnell wieder desinfiziert werden“, erklärt der Arzt die karge Ausstattung.

Die Temperatur wird gemessen, ebenso der Ruhepuls und die Sauerstoffsättigung im Blut. Jeder Patient wird abgehört und erneut auf mögliche Symptome untersucht. „Bei Verdachtsfällen machen wir einen Abstrich im hinteren Nasenrachenraum“, so Rembrink. Inzwischen dauere es zwölf bis 36 Stunden, bis das Resultat vorläge. Die Patienten werden stets schriftlich vom Gesundheitsamt informiert, das der Herr dieses Verfahrens ist. „Einer von zehn Tests ist positiv“, nennt Rembrink die Erfahrungswerte der ersten zwei Wochen.

Akut Erkrankte werden sofort vom CBZ in ein Krankenhaus gebracht. Das sei bislang aber noch nicht vorgekommen, so Rembrink.

Das sind die Öffnungszeiten des CBZ in Gelsenkirchen

Das CBZ an der Emscher-Lippe-Halle (Adenauerallee 118 in Erle) ist täglich geöffnet von 12 bis 15 Uhr. Getestet werden dort nicht nur Menschen aus dieser Stadt, sondern alle Bürger. Die entnommenen Abstriche werden im Eurofins-Labor (Altstadt) untersucht.

Es gibt auch einen behindertengerechten Zugang.