Gelsenkirchen-Buer. Mode bleibt länger in den Läden, neue Ware kommt später und unvollständig. Was die Corona-Krise für Gelsenkirchener Händler bedeutet.

Der Frühling ist da. Die passende Mode jedoch ziert nur die Schaufenster geschlossener Läden an der Hochstraße. An den Kauf von Schönem wie auch Notwendigem ist nicht zu denken. Harte Zeiten sind das für die buerschen Händler – mit noch ungeahnten Konsequenzen.

„Es ist jetzt schon klar, dass wir die Winterware nicht voll umfänglich geliefert bekommen“, erklärt Matthias Beckmann, Inhaber von „Beckmann Männermoden“. Hochwertigere Mode nämlich werde meist in Italien produziert. Man gehe davon aus, dass nur zwischen 60 und 70 Prozent der Winterware eintreffe – und das auch weit später als bisher. Frühestens im Oktober sei mit dem Eintreffen zu rechnen. Immer noch könne es sein, dass ganze Kollektionen einiger Marken ausfallen. Noch drastischer werde sich die Krise bei Schuhen nachwirken. Auch hier ist Italien ein wichtiger Produzent. Klar sei schon jetzt, es werde weniger Ware am Markt verfügbar sein.

„Die Sommerware bleibt dadurch länger in den Geschäften“, sagt Matthias Beckmann. Immerhin, das birgt eine Chance für die örtliche Modebranche. „Wir werden uns mit Reduzierungen zurück halten, uns die Zeit nehmen, den Sommer über das zu verkaufen, was wir jetzt in den Läden haben.“ Die Folgen der aktuellen Situation blieben jedoch in jedem Falle länger spürbar. „Wir sind ein gesundes Unternehmen. Für uns ist das nicht existenziell“, so der Geschäftsmann, der für seine Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet hat und sich selbst gar kein Gehalt auszahlt – zugunsten des Unternehmens. „Erst wenn die Geschäfte nicht zum Mai wieder öffnen, muss man neu nachdenken, ob das noch Sinn macht.“ In einer Sache ist Matthias Beckmann sich sicher: „Man muss versuchen, ins normale Leben zurück zu kommen. Sonst werden die Probleme so groß, dass auch die Bundesregierung sie nicht mehr lösen kann.“

Wunsch: Konjunkturprogramm für Buer

Eine Art Konjunkturprogramm für Buer würde sich Ole Siemienski, Vorsitzender der buerschen Werbegemeinschaft, für die Tage und Wochen nach der Zwangsschließung wünschen. „Sobald es wieder möglich ist, sollen die Menschen in der Innenstadt einkaufen.“ Die Lage der Modegeschäfte kennt Siemienski gut. Seine Frau, Sigrun Müller, hatte sich im Februar erst unter dem Namen „Hoch drei“ an der Domplatte selbstständig gemacht, nachdem sie bis dato den dortigen „Peacock“-Laden geführt hatte. Beide hoffen nun, bald die Frühjahrsmode verkaufen zu können – zu normalen, kostendeckenden Preisen. „Ich hoffe, dass alle an einem Strang ziehen und nicht der große Ausverkauf beginnt“, so Ole Siemienski. Ihm bereitet vor allem eines Sorgen: „Ich weiß nicht, wie kleine Läden das überstehen sollen.“

Mit einer Hilfsaktion warten demnächst Citymanagerin Aylin Gimmerthal, Ole Siemienski und Diplom-Designerin Yvonne Haveloh auf: Via Onlineshop soll eine Kollektion von Krisen-Shirts vertrieben werden. Sie ziert das Motto „#wirsindbuer“. Produziert werden sie in Buer, angeboten dann zum Preis von 23 Euro. 10 Euro davon werden als Gewinn einbehalten, gesammelt und später zu gleichen Teilen an aktuell geschlossene Läden und Gastronomien verteilt, die zuvor einen Zuschuss beantragt haben. „Wir haben gesagt, wir müssen jetzt irgendetwas tun“, so Aylin Gimmerthal, die zu dem Projekt durch eine Initiative aus Mönchengladbach kam. Dort habe man bereits über 1500 Shirts verkaufen können. Aktuell laufen die Arbeiten am Vertriebssystem auf Hochtouren. T-Sirts gibt es ab sofort unter supportbuer.de.

Improvisieren ist jetzt angesagt: Bestell- und Lieferservice eingerichtet

Einige Bekleidungsgeschäfte bieten ihren Kunden an, Waren zu verschicken oder zu liefern. So nimmt Christine Beckmann von „Beckmann & Grösser“ täglich von 10 bis 13 Uhr Bestellungen entgegen (0209 395063). Diesen Service bietet auch Matthias Beckmann (0209 394758).

Das Modegeschäft „Corinna“ stellt über die sozialen Medien modische Stücke vor und nimmt hier auch Bestellungen entgegen (facebook.com/corinna.fashion/). So hält es auch das Team von „Droste Lederwaren“ (droste-shop.de). Hier werden Artikel kostenfrei nach Hause geliefert. Mode aus dem Hause „Hoch drei“ wird ebenfalls über die sozialen Medien vorgestellt und zum Kauf angeboten (hoch-drei.net).

Citymanagerin Aylin Gimmerthal veröffentlicht passend dazu auf Facebook eine interaktive Liste, auf der buerschen Läden aller Sparten aufgeführt sind, die einen Lieferdienst anbieten.

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