Gelsenkirchen. Corona: Viel Hilfe für Angehörige der Risikogruppe in Gelsenkirchen - hier erzählen beispielhaft zwei junge Menschen, warum sie sich engagieren.

Wenn nicht jetzt - wann dann? Diese Frage, die eigentlich bei den meisten direkt einen Ohrwurm auslöst, ist in Zeiten der Corona-Krise in einem ganz anderen Zusammenhang mehr als berechtigt: Wenn nicht jetzt helfen - wann dann? Immer mehr Menschen in dieser Stadt wollen helfen, da sein, für die, die in Zeiten der Corona-Krise bedroht sind, die zur Risikogruppe gehören. Netzwerke helfen - wir stellen zwei junge Gelsenkirchener und ihre Idee von Unterstützung vor.

Gelsenkirchen: Neue Facebook-Gruppe "Nachbarschaftshilfe"

Nun also: Wenn nicht jetzt, wann dann? Mit genau diesem Gedanken ist der Gelsenkirchener Mohamed al Zein erst vor wenigen Tagen an den Start gegangen. Seit einer Woche bietet der 27-Jährige nun schon ganz unkompliziert Hilfe an. Die Resonanz ist riesig, dabei hat der junge Mann doch gerade erst angefangen.

Mohamed al Zeins Angebot richtet sich vor allem an all die, die zu der oft benannten Risikogruppe gehören. Es sind die älteren Menschen, denen er Unterstützung verspricht. Den Hilfe-Gedanken habe er schon vorher im Kopf gehabt. Aber als die Nachrichten rund um das Coronavirus immer dramatischer wurden, hat er kurzerhand eine Facebook-Gruppe ins Leben gerufen. Der schilchte Titel: "Nachbarschaftshilfe Gelsenkirchen".

Gelsenkirchener Facebook-Gruppe hat mehr als 400 Mitglieder

Doch dahinter steckt noch so viel mehr. Denn mittlerweile gehören dieser Gruppe mehr als 470 Menschen (Stand: Dienstag, 24. März, 16 Uhr) an, die zum größten Teil ihre Hilfe anbieten, die aber auch Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Die Gruppe ist eine Art Marktplatz der Hilfe. Eine Art Drehscheibe. Mohamed al Zein sagt: "Es gibt so viele ältere Menschen, die momentan einfach hilflos sind." Und er fügt hinzu: "Jetzt sind wir dran, Danke zu sagen, ihnen etwas zurückzugeben", betont der junge Student.

Er habe nun Zeit und genau die will er investieren, um seine Mitmenschen zu unterstützen. Einige Gelsenkirchener, vor allem ältere Menschen, ältere Ehepaare, nehmen seinen Service bereits in Anspruch. Angst vor einer möglichen Infizierung mit dem Coronavirus hat er nicht - "Ich bin ja kerngesund", sagt Mohamed al Zein. Er appelliert - nicht nur mit seinem Wirken - an all die Gelsenkirchener da draußen: "Wir sollten zusammenhalten." Wenn nicht jetzt - wann dann?

Jugendliche aus Ückendorf bieten Nachbarschaftshilfe an

Genau das sagen sich auch Maja Buch und ihre Mitstreiter. Die Freunde aus Ückendorf haben im Kleinen nämlich auch Großes vor. Sie sind allesamt Schüler und sie sagen sich: "Wenn man keine Schule hat, dann kann man etwas Sinnvolles tun." Unter dem Motto "Nachbarschaftshilfe - selbstgemacht" bieten die Schüler nun kostenlose Hilfe beim Einkauf, bei der Rezepteinlösung in der Apotheke, beim Gassigehen an.

Das Angebot ist allerdings bislang noch auf die beiden Stadtteile Ückendorf und Bulmke-Hüllen beschränkt, da die meisten der 19 Hilfesteller noch keinen Führerschein besitzen. Sie haben mittlerweile schon viele Flugblätter aufgehängt, dazu noch eine ganze Menge Flyer in den Stadtteil-Läden verteilt.

Für einige Menschen ist es eine echte Krisen-Zeit

Über ihre Motivation sagt sie: "Ich wurde so erzogen." Und sie fügt etwas hinzu, auf das auch Mohamed al Zein angespielt hat: "Uns geht es so gut und gleichzeitig gibt es auch Menschen, für die es im Moment eine echte Krisen-Zeit ist."

Doch leider hat sich bislang noch niemand bei den Jugendlichen aus Ückendorf gemeldet. "Vielleicht ist die Not bei den Menschen noch nicht so groß", fragt Maja Buch. Sie hoffen jetzt auf viele Anrufe und zahlreiche Möglichkeiten, zu helfen. Sie und ihre Mitstreiter, die sich eigentlich von den Pfadfindern kennen, sind bereit. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die Initiative von Mohamed al Zein ist auf Facebook zu finden - unter dem Titel "Nachbarschaftshilfe Gelsenkirchen". Die Initiative von Maja Buch und ihren Freunden erreichen Interessierte unter der Rufnummer 0157/343133372. Auch weitere Helfer sind gerne willkommen.

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