Gelsenkirchen. Der erste Tag der NRW-Auflage verlief auf Bahnhof- und Hochstraße zumeist reibungslos. Ordnungsamt überwacht die Einhaltung, setzt auf Einsicht.

Diskutiert, verschmäht und herbeigesehnt ist sie, die NRW-Maskenpflicht. Aber wo sie nun schon mal gilt, machen die Gelsenkirchener das Beste daraus - und setzen modische Trends. Zu besichtigen war das am ersten Tag der Auflage der Landesregierung, eine Mund-Nasen-Bedeckung etwa in Einzelhandel und ÖPNV zu tragen. Sie wurde zumeist nicht nur reibungslos umgesetzt, sondern auch farbig interpretiert. Mitunter in Blau und Weiß, versteht sich.

Wer auf der Hochstraße in Buer Besorgungen machte, begegnete fast nur Passanten mit Mundschutz. "Bei uns war noch kein Kunde ohne eine solche Bedeckung, und wenn es nur ein Schal war", berichtete Sigrun Müller, Inhaberin der Modeboutique "Hoch drei" auf der Domplatte. Das bestätigte auch Renate Löschke, Betreiberin des Teeladens auf der Ophofstraße. "Die Leute sind sehr einsichtig und rücksichtsvoll. Bislang war jeder mit einer Maske ausgestattet."

Gelsenkirchener nähte Mundschutz aus Schalke-Brillenputztuch

Im Drogeriemarkt "dm" kontrollierte Sicherheitspersonal, ob jeder Kunde eine Maske trug. Wer keine dabei hatte, erhielt ein Einweg-Exemplar am Eingang, das er an der Kasse bezahlen musste.

Profi-Bedeckungen waren freilich die Ausnahme. Die Mehrheit trug selbst gefertigte Exemplare, so wie Schalke-Fan Axel Schmidt. "Ich habe meine Maske aus einem S04-Brillenputztuch geschneidert. Die ist ein echter Hingucker." Selbst genähte Modelle konnten Interessierte auch in Geschäften erstehen, beim Bäcker, in Boutiquen oder im Kindermoden-Laden Doro Decker auf der Hochstraße. Dort standen die Kunden Schlange; die Modell-Beratung gab's inklusive.

Unklarheiten an der Tankstelle in Buer

"Gummiband ist kaum mehr zu bekommen, drückt aber auch. Wir empfehlen elastisches Jerseyband, das ist weicher und kann hinter dem Ohr oder am Hinterkopf geknotet werden", so Daniela Brenk (36). Sie und ihre Schwester Julia (38) haben ihr Sortiment in der Coronakrise umgestellt und nähen nahezu pausenlos Masken aus Stoffen unterschiedlicher Qualität und Farben, mit aufgedruckten Autos, Sternchen oder Herzchen.

Während C&A weiterhin geschlossen ist und bei Saturn, der seine Verkaufsfläche per Flatterband reduziert hat, Mitarbeiter über die Maskenpflicht wachen, müssen das Beschäftigte von Tankstellen selbst erledigen. Dort lief es nicht überall so glatt. "Bei uns trugen mindestens zehn Prozent der Kunden keine Mund-Nase-Bedeckung", berichtete eine Angestellte, die vom Gesundheitsamt erfahren hatte, dass das Personal nur im Verkaufsraum, nicht aber hinter der Plexiglasscheibe eine Maske tragen müsse - obwohl dort auch mit Lebensmittel gearbeitet wird.

Stadt: "Da sind noch Feinjustierungen nötig"

"Da sind noch Feinjustierungen nötig", räumte Stadtsprecher Oliver Schäfer ein. Zuständig für solche Anfragen sei nicht das Gesundheits-, sondern das Ordnungsamt, das die Einhaltung auch kontrolliere, derzeit noch moderat. "Die Maskenpflicht gilt einheitlich für Personal und Kunden. Insgesamt setzt die Stadt auf Einsicht, Aufklärung und soziale Kontrolle."

In der Gelsenkirchener Innenstadt war von langen Schlangen in der City keine Spur; C&A, Primark und TK Maxx waren noch geschlossen. Sicherheitspersonal überwachte die Maskenpflicht und regelte den Zugang zum Gebäude an der Bahnhofstraße. Am Vordereingang gelangten Galeria-Kunden hinein, am Hintereingang von Saturn. Am Eingang standen Desinfektionsmittel bereit, bei Saturn wurden Nummern vergeben.

Sicherheitspersonal vor Galeria Kaufhof und Saturn

In der Galeria Kaufhof sind Gänge und Abteilungen des 6800 Quadratmeter umfassenden Kaufhauses auf drei Ebenen weitgehend abgeriegelt, ebenso die Rolltreppen. Bei Bekleidung reichten Mitarbeiter Waren durch ein Loch in einer Plexiglasscheibe, andere Artikel wie Schulutensilien, Parfüm- und Drogerieartikel, Süßwaren, Uhren und Taschen waren in Griffweite.

Entgegen der gängigen Vorschriften rechnet das Haus mit 20 Quadratmetern pro Kunde, auf den 796 Quadratmetern Restfläche dürfen sich also maximal 40 Personen nach Waren umschauen.

Ähnlich sah es bei der Drogerie Müller aus, ebenfalls ein Geschäft auf mehreren Etagen. Filialleiter Holger Egidio stand persönlich am Eingang und schaute, wie Maskenpflicht und Einlassregelungen funktionierten. Der zweite Zugang war geschlossen. Auch hier wurden Nummern verteilt. „Wir haben die Verkaufsfläche von 2800 auf 1600 Quadratmeter beschränkt“, sagte Holger Egidio. „Maximal lassen wir 40 Kunden herein“.

>> Keine Probleme im ÖPNV

Bogestra und Vestische meldeten keine besonderen Vorkommnisse am ersten Tag der NRW-Maskenpflicht. Die gilt allerdings nur für die Fahrgäste. Fahrer dürfen Mund und Nase nicht bedecken, um identifizierbar zu sein.

Beide Nahverkehrsunternehmen setzen auf Eigenverantwortung und Solidarität im Kampf gegen das Coronavirus.