Gelsenkirchen. Den Gelsenkirchener Jazztagen droht das Aus: Veranstalter Rolf Wagemann hat die 33. Auflage im September wegen den Corona-Pandemie abgesagt.

Die 32. Auflage der Gelsenkirchener Jazztage im Vorjahr könnte die letzte gewesen sein: Dem renommierten Festival in der Altstadt droht das endgültige Aus. Veranstalter Rolf Wagemann (70) sagte nun aufgrund der grassierenden Corona-Pandemie nicht nur die für das erste September-Wochenende geplante Veranstaltung ab, sondern er stellte ihre gesamte Zukunft infrage. Der Stadt droht somit, dass sie einen ihrer jährlichen Höhepunkte im Kulturkalender verliert.

„Das tut schon weh. Ich war immer mit dem Herzen dabei“, sagte Wagemann mit Blick auf die nun erfolgte Absage. Schon bei der Premiere der Jazztage im Jahr 1988 hatte er bei der Organisation und Planung den Hut auf. Zu den glorreichen Zeiten in den 90er Jahren pilgerten an drei Tagen addiert bis zu 30.000 Musikfreunde in die Innenstadt, um auf 16 Bühnen rund 50 Bands zu erleben. Wagemann schaffte es sogar, echte Weltgrößen wie Fats Domino oder Ray Charles nach Gelsenkirchen zu locken.

Gelsenkirchener Jazztage mit dem Flair eines Familientreffens

Rolf Wagemann (70) organisiert seit 1988 die Gelsenkirchener Jazztage.
Rolf Wagemann (70) organisiert seit 1988 die Gelsenkirchener Jazztage. © Martin Möller

„Die Jazztage fühlten sich immer an wie ein Familientreffen“, beschreibt der Veranstalter die innige Verbindung, die sich im Laufe der Jahre zwischen Publikum, Künstlern und Organisationsteam entwickelt hatte. Musiker und Fans reisten Jahr für Jahr aus der ganzen Welt an. Vor allem die engen Verbindungen, die Wagemann zu den musikalischen Größen im Jazz-Hotspot New Orleans pflegte, machten sich bezahlt. Denn dank dieser Kontakte scheuten auch prominente Bands und Solokünstler nicht den weiten Weg aus den US-Südstaaten über den großen Teich, um in Gelsenkirchen aufzutreten.

Der Clou: Für das Publikum war der Besuch dieses Konzertreigens stets kostenlos. Die Finanzierung und ein Großteil der Logistik wurden von Sponsoren und der Stadt Gelsenkirchen gestemmt. „Wir reden da von fünfstelligen Summen“, betont Wagemann. Das Budget für die 32. Jazztage im Vorjahr habe bei knapp 30.000 Euro gelegen, so Wagemann und erklärt: „Genau deshalb will ich auch künftig nicht mehr als Veranstalter auftreten. Die Verantwortung, das finanzielle Risiko im Vorfeld schultern zu müssen, ist mit einfach zu groß geworden.“

Für die 33. Auflage hatte er mit den rund 20 avisierten Bands zwar noch keine schriftlichen Verträge abgeschlossen, mündliche Vereinbarungen waren jedoch getroffen. Als einer der Top-Acts war etwa Steve Yocum aus den USA eingeplant. „Ich habe inzwischen mit allen Musiker telefoniert und ihnen die Gründe erläutert – und alle haben mit Verständnis, aber auch Enttäuschung reagiert“, so Wagemann, der für sein jahrzehntelanges Engagement nicht nur 2001 mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet, sondern auch zum Ehrenbürger der Stadt New Orleans ernannt wurde.

Sieht er denn überhaupt noch eine Chance für die Jazztage? „Nur dann, wenn etwa die Stadt künftig offiziell als Veranstalter auftritt.“ In Zeiten von verschärften Brandschutzverordnungen und Sicherheitsbestimmungen für Großveranstaltungen sei das für eine Privatperson nicht mehr zu verantworten, so Wagemann. Er selbst wolle bei einer solchen Lösung zumindest ein Stück weit auch weiter zur Verfügung stehen: nämlich als Kontaktmann zu den Bands, der das Programm für die drei Festivaltage zusammenstellen könnte.

Absage von zwei weiteren Musikveranstaltungen in Gelsenkirchen

Nicht nur die Jazztage hat Rolf Wagemann abgesagt, auch der 22. Feldmarker Musikexpress am Pfingstwochenende (29.- 31. Mai) sowie die 12. Musik-Revue Ende August auf dem Schillerplatz in der Feldmark werden nicht stattfinden. Grund ist auch hier das durch die Bundesregierung ausgesprochene Verbot für Großveranstaltungen wegen der grassierenden Corona-Pandemie.

Auch zur Jazz-Legende Chris Barber pflegt Wagemann einen engen Kontakt. „Genau deshalb hat er seinen 88. Geburtstag vor zwei Jahren auch hier bei uns in Gelsenkirchen mit einem Auftritt im Maritim-Hotel gefeiert“, erinnert sich der Jazztage-Macher.

Bei den Jazztagen gibt’s immer auch Blues, Oldies, Boogie Woogie und Soul zu hören.