Gelsenkirchen. Immer mehr Menschen werfen Feucht- oder Taschentücher statt Toilettenpapier ins Klo. Deshalb droht Gelsenkirchener Pumpwerken die Verstopfung.

Kaum ein Thema in Zeiten der Corona-Pandemie wurde medial bislang so ausgeschlachtet wie die Klopapier-Kaufwut der verunsicherten Deutschen. Die gefühlte Knappheit in manchen Haushalten ist inzwischen zu einer realen geworden. Und als benutzte Notalternativen landen dann plötzlich vermehrt Feucht-, Küchen- oder Taschentücher im Toilettenabfluss. Davor warnt die Emschergenossenschaft auch alle Gelsenkirchener nun noch einmal eindringlich. Denn durch diese Fehlwürfe droht den über 100 Pumpenwerken im Emschergebiet, davon rund 20 in unserer Stadt, die völlige Verstopfung.

Das könnte dramatische Folgen haben, warnt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft und des Lippeverbandes: „Ganze Stadtteile könnten absaufen, wenn unsere Pumpenwerke ausfallen.“ Deshalb sei es enorm wichtig, ausschließlich Toilettenpapier mit hinunterzuspülen. Denn dies sei das Einzige, das sich im Wasser vollständig zersetzt.

„Verzopfungen“ sind Gift auch für die Pumpwerke in Gelsenkirchen

So unappetitlich sehen die „Verzopfungen“ und andere Rückstände aus, die die Techniker-Teams der Emschergenossenschaft aus verstopften Pumpen in Gelsenkirchen herausholen.
So unappetitlich sehen die „Verzopfungen“ und andere Rückstände aus, die die Techniker-Teams der Emschergenossenschaft aus verstopften Pumpen in Gelsenkirchen herausholen. © Emschergenossenschaft | Ilias Abawi

Im Gegensatz dazu haben Feucht-, Küchen- oder Taschentücher eine andere, deutlich reißfestere Faserstruktur. Sie zerfallen daher auch nicht in kleinste Einzelteile, sondern bilden fadenartige Gebilde, die sich in der Kanalisation ineinander verfangen, haften bleiben und am Ende große Knubbel bilden. „Verzopfung“ nennt man diesen Vorgang in Fachkreisen. Und jene Gebilde sind für die in zehn bis 20 Metern Tiefe installierten Pumpen pures Gift, betont Abawi.

Dieses Problem tritt in Corona-Zeiten aus erwähnten Gründen verstärkt auf. „Wir haben aber auch im Alltag damit zu kämpfen“, sagt Abawi. Genau deshalb rücken regelmäßig die Techniker-Teams der Emschergenossenschaft zu den Pumpwerken aus, um sie zu kontrollieren oder bereits verstopfte Pumpen zu säubern und wieder funktionsfähig zu machen.

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Um in Zeiten der Corona-Pandemie stets handlungsfähig zu bleiben, hat die Emschergenossenschaft ihre Techniker-Teams zudem gesplittet. Die Hälfte ist im Außendienst im Einsatz, die andere Hälfte macht dann Homeoffice. Sollte sich ein Mitarbeiter mit dem Virus infizieren, müsste dann nicht gleich das gesamte Team in die heimische Quarantäne, sondern stünde immer noch die andere Hälfte bereit. Deshalb dürfen diese gesplitteten Hälften derzeit auch keinerlei Kontakt untereinander haben.

Pumpenwerke stehen oft eingezäunt abseits des Alltagstrubels

Das Pumpwerk Zollvereingraben in Gelsenkirchen ist südlich vom Revierpark Nienhausen zu finden. 
Das Pumpwerk Zollvereingraben in Gelsenkirchen ist südlich vom Revierpark Nienhausen zu finden.  © Emschergenossenschaft | Wulfert Diethelm

Und wo sind die rund 20 Pumpwerke in Gelsenkirchen nun genau zu finden? „Die haben wir in Gebäuden untergebracht, die alle auf eingezäuntem Gelände stehen und von der Straße aus meistens überhaupt nicht zu sehen sind“, erklärt der Sprecher der Emschergenossenschaft. Eines befände sich etwa südlich des Revierparks Nienhausen gelegen, so Abawi. Ein anderes im Berger Feld.

In jedem dieser Pumpwerke seien mehrere Pumpen installiert. Denn auch hier gilt: Sollte eine wegen Verstopfung mal ausfallen, müssen immer noch genügend andere bereitstehen. „Die Gesamtpumpleistung wäre dann zwar kurzzeitig reduziert, sie würde aber immer noch ausreichen, um überspülte Stadtteile zu verhindern“, versichert Abawi. Trotzdem appelliert er noch einmal eindringlich an alle Bürgerinnen und Bürger: „Bitte nutzen Sie ausschließlich Toilettenpapier und werfen Sie nichts Anderes ins Klo!“

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