Gelsenkirchen. Hausärzte schlagen auch in Gelsenkirchen Alarm: In der Corona-Krise fehlt ausreichende Schutzkleidung, sorgt so für eine hohe Infektionsgefahr.

Die Folgen der Corona-Pandemie sind noch längst nicht absehbar. Wie viele werden sich noch infizieren, werden erkranken? Wie schlimm wird es noch werden? Während weiterhin sämtliche, nötigen Vorkehrungen in Deutschlands Kliniken und Krankenhäusern getroffen werden, berichtet die medizinische Basis vor Ort, auch in Gelsenkirchen, von alarmierenden Zuständen. Das Problem: Es fehlt an Schutzmasken und Schutzkleidung.

Gelsenkirchener Ärzte sind stets einer Infektionsgefahr ausgesetzt

So sind viele Ärzte und auch ihr Praxisteam bei der täglichen, derzeit so immens wichtigen Arbeit stets einer Infektionsgefahr ausgesetzt. So ergeht es nun auch schon seit einigen Wochen dem Gelsenkirchener Allgemeinmediziner Dr. Hans-Bernd Tefett: "Wir leben von der Hand in den Mund", sagt er. Und er berichtet davon, dass es besonders in der Vergangenheit kaum möglich gewesen sei, beim Großhändler an entsprechende Schutzkleidung zu kommen. Die Bestände in den Arztpraxen dieser Stadt, dieser Region gehen gen Null oder sind schon längst verbraucht - das berichten auch andere Ärzte.

Bereits Mitte März hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verkündet, dass nun doch endlich Nachschub kommen soll und beispielsweise zehn Millionen Atemschutzmasken geliefert werden. Am Dienstag nahmen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer acht Millionen Atemschutzmasken aus China am Flughafen in München in Empfang. Sie sollen an Krankenhäuser, Altenheime und Pflegeeinrichtungen im Freistaat verteilt werden.

Kassenärztliche Vereinigung: "Wir bemühen uns seit Wochen"

Und wie sieht es in NRW und ganz speziell in dieser Region aus? Zur Erklärung: Die Verteilung von Schutzmasken und - Kleidung an die Mediziner vor Ort übernehmen die Kassenärztlichen Vereinigungen. Für Dr. Hans-Bernd Tefett wäre das die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Auf Nachfrage der Redaktion berichtet Pressesprecherin Vanessa Pudlo: "Wir bemühen uns seit Wochen." Und sie fügt hinzu: "Erste Teillieferungen von Schutzmaterialien sind in der vergangenen Woche auch bei der KVWL eingetroffen und wurden umgehend an die Praxen verschickt." Weitere Lieferungen seien angekündigt.

Die KVWL wisse selbstverständlich um den aktuell sehr großen Bedarf aller niedergelassenen Ärzte hinsichtlich der Ausstattung mit einer PSA-Grundausstattung und versucht daher mit allen verfügbaren Mitteln, sie zu unterstützen. Man bemühe sich auf allen Kanälen und Wegen, das sei im Moment eine "unbefriedigende Situation für uns alle", so Vanessa Pudlo weiter. Das Problem: "Wir sind ja auch nicht die einzigen, die diesen Bedarf haben." Zusätzlich müsse man auch noch priorisieren. "Man verwaltet im Moment ein bisschen den Mangel", ergänzt Vanessa Pudlo.

"Wir kommen jetzt an den Rand unserer Möglichkeiten"

Es ist ein Mangel, den auch Hans-Bernd Tefett zu spüren bekam. Der seinen Ursprung seiner Ansicht nach aber in der Vergangenheit hat, in den Versäumnissen der vergangenen Jahre: "Unser Gesundheitssystem ist schon seit Jahren auf Kante genäht, jetzt kommen wir an den Rand unserer Möglichkeiten", sagt der 62-Jährige. "Wir fühlen uns schon seit geraumer Zeit allein gelassen."

Ganz praktisch hat man sich in Tefetts Gemeinschaftspraxis an der Ahstraße mit dem Aufbau einer Plexiglasscheibe, einem Spuckschutz, geholfen. Sie soll die Praxisangestellten an der Anmeldung ganz unmittelbar vor dem Coronavirus schützen. Darüber hinaus bittet der Arzt seine Patienten dringend, sich vor einem Besuch anzumelden. "Unsere Ärzte werden versuchen, Probleme telefonisch zu lösen, wo immer dies möglich ist, damit die Patienten die Praxis nur dann aufsuchen müssen, wenn es unvermeidbar ist", heißt es auf der Homepage der Arztpraxis.

Coronavirus ist etwas, das die Menschen packt

Der Experte Hans-Bernd Tefett sagt auch: Die Coronavirus-Pandemie sei etwas, "was die Menschen packt", was Angst macht. Auch und natürlich, weil es neu sei. Hans-Bernd Tefett rechnet damit, dass das Coronavirus Deutschland noch mindestens bis zum Ende des Jahres beschäftigen wird. In welcher Form auch immer. Bald aber hoffentlich wieder mit ausreichendem Schutz für die Ärzte und ihr Team an der Basis.

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