Gelsenkirchen-Buer/Kapstadt. Rückflug storniert wegen Corona: Ein Gelsenkirchener Ehepaar musste von der Bundesregierung aus Kapstadt geholt werden. Ein Reisebericht.

Ganz viel Glück hatten Volker und Adelgunde Czimmeck. Die beiden Bueraner landeten nach einem mehrwöchigen Urlaub in Südafrika am Freitagmorgen wieder in Deutschland. Mit dem letzten Flieger, der das Land noch vor dem Lockdown in Richtung Heimat verlassen hat. Nahezu alle anderen Verbindungen wurden gestrichen. Darunter auch der Rückflug, den das Ehepaar eigentlich gebucht hatte. Das Auswärtige Amt hat die beiden gestrandeten Gelsenkirchener zusammen mit zahlreichen anderen Urlaubern deshalb am Donnerstagabend aus Kapstadt abgeholt.


Als die beiden Rentner am 23. Februar in den Flieger Richtung Süden stiegen, war noch nicht absehbar, wie schnell und mit welchen drastischen Folgen sich das Virus, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslöst, weltweit verbreiten würde. Recht sorgenfrei begannen sie deshalb den Urlaub in ihrer zweiten Heimat – seit 2011 reisen die beiden regelmäßig an die Südspitze Afrikas, erzählt Volker Czimmeck. Eine Woche später kam ihr Neffe nach, um sich die Metropole Kapstadt anzusehen.

Erste Einschränkungen in Südafrika


„In dieser Zeit kam die Meldung, dass Fußballspiele in Deutschland ohne Zuschauer stattfinden sollten“, erinnert sich Czimmeck. Eine Maßnahme, die er damals vernünftig gefunden hätte. Besorgt sei er deshalb aber zunächst nicht gewesen. Ab dem Mitte März habe es dann jedoch auch in Südafrika Verändrungen gegeben. So sei etwa ein altes Verbot, am Wochenende Alkohol zu verkaufen, wieder eingesetzt worden. Außerdem mussten Restaurants bereits um 18 Uhr schließen. Trotzdem sagt Volker Czimmeck: „Das Leben war ganz angenehm. Auch, weil meine Frau und ich sowieso immer mittags warm essen.“


Dass es Probleme mit dem Rückflug geben könnte, daran dachte das Paar nicht. Weil der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa in Radioansprachen immer neue Schutzmaßnahmen bekannt gab, trugen sich die beiden auf Hinweis des Auswärtigen Amtes am 18. März vorsorglich in die „elefand“-Liste (elektronischen Erfassung Auslandsdeutscher) der deutschen Botschaft in Kapstadt ein. Von da ab standen sie auch im Austausch mit dem deutschen Botschafter Martin Schäfer.

Die Lage verunsicherte viele Touristen

Zwei Tage später kam dann der Hinweis, dass Touristen eher abreisen sollen. Erst, so Czimmeck, als Empfehlung, wieder zwei Tage später als direkte Aufforderung. Inzwischen seien auch die Schlangen vor den Geschäften länger geworden und den Urlaubern wurde klar, „dass es jetzt enger wird“. Auch die Stimmung in der großen deutschen Community in Kapstadt sei umgeschlagen, die Menschen „zunehmend nervös“.


Dienstag kam dann die Mail: Am Donnerstag und am Freitag sollte es jeweils einen Rückflug geben, organisiert von der Bundesregierung. Weil ihr eigentlicher Rückflug bei der Lufthansa inzwischen nicht mehr auffindbar war, trugen Adelgunde und Volker Czimmeck sich direkt für den ersten ein und leisteten die Anzahlung in Höhe von 100 Euro pro Person per Kreditkarte.

Lange Schlangen am Flughafen


Am Donnerstag waren sie dann sehr früh am Flughafen in Kapstadt. Obwohl der Flieger erst um 18.20 Uhr abheben sollte, hätten dort um 14 Uhr bereits zahlreiche Menschen gewartet. „Am Schalter war schon eine Schlange von bestimmt 100 Metern“, erinnert sich Volker Czimmeck. Schnell habe es Gerüchte gegeben, der Flug sei überbucht. Familien mit Kindern wurden aus der Schlange geholt und vorgezogen. Am Ende saßen aber auch die Czimmecks im Flugzeug, in der vorletzten Reihe. Kurz, bevor um Mitternacht der Lockdown mit Einreiseverbot in Südafrika begann, hoben sie ab.


Keine äußerst komfortable Reise, wie Volker Czimmeck erzählt. In der komplett vollen Condor-Maschine habe es während des gesamten Fluges nur ein Pastagericht, kleine Snack und Mineralwasser. Trotzdem seien alle "dankbar für das sehr bemühte Personal" gewesen. Um 5.15 Uhr am Freitag endete die erste Etappe der Rückreise am Frankfurter Flughafen. Von da aus ging es für die Bueraner mit der Bahn weiter nach Gelsenkirchen. „Wir sind froh, gesund angekommen zu sein“, sagt der Rentner.

Zweiter Flieger blieb wohl am Boden


Besonders, weil er inzwischen erfahren habe, dass der zweite Flieger am Freitag nicht mehr gestartet sei. Er schätzt, dass noch tausende Deutsche in Südafrika auf einen Rückflug warten. Inzwischen sind dort die Strände gesperrt, es gelten strenge Ausgangsbeschränkungen und das Militär ist im Einsatz. Dass die Czimmecks bisher nicht wissen, wie viel der Rücktransport sie am Ende kosten wird, ist für sie deshalb zwar ärgerlich, die Erleichterung, wieder in der Heimat zu sein, überwiegt aber.

Rückholprogramm für gestrandete Deutsche


Aktuell läuft eine große Rückholaktion des Auswärtigen Amtes. In Zusammenarbeit mit Condor werden Deutsche, die wegen Reisebeschränkungen oder gestrichener Flüge nicht mehr selbstständig aus dem Urlaub zurückkehren können, aus vielen Ländern ausgeflogen.


Weitere Informationen zu geplanten Flügen gibt es auf der Seite des Auswärtigen Amts. Unter www.rueckholprogramm.de können sich Touristen eintragen, die einen Rückflug benötigen.


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