Gelsenkirchen-Beckhausen. Das Café 42 hat eine Konzertreihe gestartet, bei der Auftritte live gestreamt werden. Noch zwei weitere Termine sind in Gelsenkirchen geplant.
„Live in concert @ your home: Alina Lynn.” So steht es auf den Bühnenhintergrund projiziert. Eine einfache Beschreibung dessen, was hier gerade geschieht. Die Singer/Songwriterin Alina Lynn steht auf der Bühne des Café 42 und spielt ein Konzert. Ihr Publikum ist daheim geblieben, verfolgt alles online mit – Live-Musik in Zeiten von Corona.
Kulturbühne im Keller des Gemeindehauses der Gelsenkirchener Christuskirche
„Eigentlich würde jetzt der Battle of Bands stattfinden“, erklärt Michael Meyer, Initiator der neuen Konzertreihe. „In der aktuellen Situation habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, unsere Künstler und uns im Gespräch zu halten.“ Die kleine Kulturbühne im Keller des Gemeindehauses der Christuskirche ist stets gut besucht, lebt von Stammpublikum, welches es zu halten gilt. Und so spielt man hier nicht nur trotz Corona Konzerte, sondern gerade wegen.
Die Leute werden nicht mehr so stark kleine Veranstaltungsräume besuchen
„Erst einmal haben wir fünf Stück geplant.“ Man warte auf die Entscheidungen der kommenden Woche, ob mit Lockerungen zu rechnen sei. Wobei die Hoffnung, dass bald alles wieder normal läuft im Café 42, recht gering ist. Ob also solche Live-Streams von Konzerten ein Format sind für die Zukunft? „Das Problem ist, es könnte sich dazu entwickeln“, sagt Michael Meyer. „Wir befürchten, dass das auch nach der Krise eingefordert wird. Ich glaube, dass wir das zunächst nicht ersatzlos streichen können. Die Leute werden nicht mehr so stark kleine Veranstaltungsräume besuchen.“ Aus Angst vor körperlicher Nähe. Vermutlich also werde man selbst nach einer Lockerung der Auflagen zunächst Teile der Konzerte im Café 42 streamen müssen.
Die Höhe der Spenden ist überschaubar und damit auch die Gage
Wobei für Michael Meyer eins ganz klar ist: „Das Format kann normale Konzerte nicht ersetzen.“ Übrigens auch nicht was die Einnahmen betrifft. Die Höhe der Spenden sei überschaubar und damit auch die Gage für die Künstler, die es in diesen Tagen ohnehin schwer haben.
Alina Lynn singt einen Song über das Reisen, die Sehnsucht, das Gefühl, ein Vagabund zu sein. Die junge Frau aus Witten macht ihre Sache gut. Obwohl es ihr erster Auftritt für eine Internetgemeinde ist. „Ich habe schon darüber nachgedacht, wie das sein könnte. Es gibt ja keine Kommunikation mit dem Publikum. Da geht ein Lied zu Ende – und es kommt nichts. Du siehst die Gesichter nicht. Du weißt, es schauen Leute zu, weißt aber nicht wer. Man richtet ja auch die Wahl der Stücke nach der Stimmung des Publikums aus. Das geht jetzt alles nicht.“
Ein bisschen Interaktion ist nämlich auch online möglich
Michael Meyer, der schon zwei Konzerte in diesem Format gestreamt hat, zeigt Wege auf: „Frag die Zuschauer ruhig. Ich gebe dir dann die Antworten rein.“ Ein bisschen Interaktion ist nämlich auch online möglich. Auch wenn ein Like eben keinen stürmischen Applaus ersetzt.
Weitere Konzerte live im Netz
In der kommenden Woche veranstaltet das Café 42 noch zwei weitere Konzerte, die dann live ins Netz übertragen werden.
Am Dienstag, 14. April, ist Akra Boa in der Kellerbar des Gemeindehauses zu Gast, am Samstag, 18. April, kommt Evan Freyer.
Beide Konzerte beginnen um 19.30 Uhr und dauern 45 Minuten. Über die Facebookseite des Café 42 können sie live verfolgt werden – auch wenn man über kein eigenes Konto verfügt. Wer will, kann „Eintritt zahlen“ in Form einer Spende via Paypal.
Technisch war der Weg zum ersten Stream für Michael Meyer und Tontechniker Dennis Oswald schwierig. „Dass das alles überhaupt funktioniert, das ist Zufall“, lacht Michael Meyer und will nicht Ausschließen, dass es auch noch Hilfe von ganz oben gibt. Lange habe man gebraucht, bis die Technik stand. Jetzt aber laufe alles recht gut. Okay, am heimischen Endgerät wird deutlich, die Bildqualität lässt zu wünschen übrig. Der Sound aber passt. Immerhin das Wichtigste an einem Konzert.
Im Raum dürfen nur drei Personen gleichzeitig anwesend sein
Auch die ordnungsbehördlichen Auflagen sind hoch: Weil der Raum so klein ist, dürfen nur drei Personen gleichzeitig anwesend sein. Das halten die Akteure natürlich pflichtbewusst ein, will man doch weiter senden – im Zweifel auch noch länger als bis zum Ende der Osterferien. Das hänge davon ab, ob die Kontaktsperre weiter gelte.
Ein Massenphänomen sind solche Formate nicht
„Wie viele Leute schauen denn zu“, fragt Alina Lynn nach einem Titel. Elf sind es da gerade. Im Verlauf werden es auch noch ein paar mehr. Ein Massenphänomen sind solche Formate folglich nicht. Egal. Was zählt ist auf der Bühne. Hier spielt die Sängerin einen Coversong. Es geht weiter mit: „So oder so“ von Bosse. Bald schon ist der Gig auch wieder vorüber. Zur Primetime ist Schluss. Damit sich die Kleinkunst nicht ins Gehege kommt mit den großen Blockbustern.
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