Gelsenkirchen. Bei Amevida in Gelsenkirchen gibt es einen Corona-Infizierten. Call Center-Agenten wechseln ins Homeoffice. Ein Beschäftigter übt massiv Kritik.
Ein Mitarbeiter von Amevida wurde positiv auf Corona getestet. Mittwoch wurde das Management vom Gesundheitsamt benachrichtigt, dass sich ein Call Center-Mitarbeiter aus dem Hauptsitz an der Kurt-Schumacher-Straße 100 infiziert hat. Alle mit ihm in „Kontakt stehenden Kolleginnen und Kollegen wurden unverzüglich ins Homeoffice geschickt“, teilt das Unternehmen mit. 13 Personen aus der Arbeitsgruppe des infizierten Mitarbeiters waren Mittwoch im Büro. Insgesamt sind zunächst wohl 38 Beschäftigte betroffen.
Amevida hat in Gelsenkirchen zwei Standorte
Ob diese Mitarbeiter unter häusliche Quarantäne gestellt werden, obliege der Entscheidung des zuständigen Gesundheitsamtes, mit dem Amevida eng zusammenarbeite. „Die vielfältigen in den letzten Wochen getroffenen Vorsichtsmaßnahmen wirken“, so Dr. Eickhoff, Vorstand des Call Center-Unternehmens.
„Selbst mit Husten oder auch Magen-Darm bei der Arbeit“
Mit einer Infektion in ihren Reihen hatten Mitarbeiter des Dialog-Marketing-Spezialisten gerechnet, gegenüber der WAZ hat ein Beschäftigter massiv Kritik an der Arbeitssituation in Corona-Zeiten geäußert. Einige der Kritikpunkte: Die Call Cener-Agenten säßen in ihren Großraumbüros zu nahe beieinander, die nötigen Abstandsregeln würden nicht eingehalten, feste Pausenslots für die einzelnen Bereiche, die zu enge Kontakte vermeiden helfen sollen, würden nicht funktionieren. Länger habe es an Desinfektionsmittel gefehlt. Und: „Selbst mit Husten oder auch Magen-Darm kommen die Leute zur Arbeit, weil sie aus Angst um ihren Job keinen Krankenschein nehmen wollen.“ Unter diesen Umständen sei es „unzumutbar, dort hinzugehen“.
Aktuell liegt der Krankenstand bei etwa 15 Prozent
Die Vorwürfe weist man im Unternehmen zurück: Hier gelte die die Grundregel: „Wer krank ist, bleibt zuhause. Egal, ob in Corona-Zeiten oder bei einer normalen Schnupfenwelle“, betont Unternehmenssprecherin Sabine Haas. Aktuell liege der Krankenstand mit etwa 15 Prozent leicht über dem Wert des Vorjahresmonats, zudem seien – aktuell noch bei vollen Bezügen – unternehmensweit rund 150 Mitarbeiter zur Kinderbetreuung außer Dienst.
220 Beschäftigte im Firmensitz an der Berliner Brücke
220 Männer und Frauen arbeiten am Firmensitz in Schalke, 450 sind es am Standort Leithestraße in Ückendorf. Insgesamt beschäftigt Amevida aktuell 2200 Menschen, unter anderem auch in Essen, Duisburg oder Oberhausen. Für die Standorte habe man frühzeitig einen Pandemie-Notfallplan entwickelt“, erklärt Eickhoff. Abstandsregeln würden gewahrt, wo möglich, werde zwischen den Agenten ein Sitzplatz freigelassen. Dort stehen dann Hinweisschilder mit der Aufschrift „Ich bin ein Abstandshalter und kein Sitzplatz“. Die Bewegungsmöglichkeiten auf den einzelnen Etagen wurde durch technische Maßnahmen beschränkt, die einzelnen Projektgruppen strikt getrennt. Die Kantine als Treffpunkt in Schalke wurde geschlossen.
Arbeits-Hochphase – ausgelöst durch die Corona-Krise
Mehr Arbeit im Homeoffice
Bei Amevida bereitet man sich derweil darauf vor, wenn nötig weitere Bürobereiche freizuziehen und das Homeoffice auszuweiten. Die Netzinfrastruktur zwischen den Standorten hat das Unternehmen schon vor einiger Zeit verdoppelt.
Vorstand Matthias Eickhoff ist dennoch skeptisch, was die Kapazitäten der deutschen Netzbetreiber angeht. „Ob das reichen wird, weiß im Augenblick noch keiner.“
„Bereits seit vier Wochen wird dafür gesorgt, dass Mitarbeiter nur auf ihre Flächen kommen“, sagt Eickhoff. Insgesamt gäbe es derzeit „nur acht Führungskräfte, die sich zwischen den Standorten bewegen dürfen“. Die Einschränkungen treffen Amevida in einer Arbeits-Hochphase – ausgelöst durch die Corona-Krise. Aktuell hat das Dialog-Marketing via Telefon Konjunktur. „Die Menschen sind daheim erreichbar“, stellt Eickhoff fest. Viele haben Zeit. Für das Geschäft der Amevida-Kunden, beispielsweise Kommunikationsunternehmen, ist das von Vorteil.
Der Mitarbeiter, der sich Sorgen um seine Gesundheit macht, sieht das als zusätzliche Belastung: Für Amevida, sagt er „zählen nur die Zahlen“.
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