Oberhausen strebt Aus fürs Rotlichtviertel in der City an

Oberhausen. Nach über 110 Jahren soll das Ende des Rotlichtviertels an der Flaßhofstraße in Oberhausen eingeläutet werden. Doch die Umsetzung ist schwierig.

Das traditionsreiche Oberhausener Rotlichtviertel an der Flaßhofstraße in der Innenstadt soll in den nächsten Jahren auf jeden Fall auf eine Gewerbefläche verlagert werden. Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) will im Fall seiner Wiederwahl unbedingt an diesem weitreichenden städteplanerischen Ziel festhalten, das er bereits 2015 vor seiner ersten Wahl als „mittelfristiges Vorhaben“ angekündigt hat.

Das Rotlichtviertel mit seinen offiziell 260 gemeldeten Prostituierten sorgt nach Ansicht des Stadtoberhaupts dafür, dass ein großer Bereich im Oberhausener Zentrum in eine Abwärtsspirale geraten ist – mit einer Umgebung voller Wettbüros, Raucher-Cafés und zweifelhafter Läden mit merkwürdigen Angeboten.

Rathaus-Spitze will mehrere Alternativ-Standorte für Bordelle vorlegen

„Wir arbeiten konsequent daran, dass wir hier Erfolg haben. Nach langem politischen Ringen haben wir nun den Auftrag des Rates hierfür erhalten, eine Verlagerung zu prüfen und konkrete Vorschläge für mögliche Alternativ-Standorte vorzulegen. Das werden wir in absehbarer Zeit auch schaffen, was einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung bedeutet“, kündigte Schranz in seinem großen Interview mit der Redaktion vor der Kommunalwahl am Sonntag an.

Der amtierende Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) im ausführlichen Interview mit der Redaktion. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Einen über 110 Jahre alten Bordellbezirk zu verlagern, sei keine Kleinigkeit, dafür müsse man einen langen Atem haben. „Wenn wir das Rotlichtviertel in ein Gewerbegebiet umsiedeln wollen, wo es keine schädlichen Auswirkungen auf das Wohnumfeld, auf Kitas und Schulen haben kann, muss man dies sehr sorgfältig machen. Wir wollen deshalb gleich mehrere Alternativen beschreiben. Klar ist aber: Die Flaßhofstraße würde man heute auf gar keinen Fall mehr als Standort wählen.“

Lukratives Geschäft an der Flaßhofstraße

Allerdings haben die Eigentümer der Bordell-Häuser alte Rechte, ihr lukratives Geschäft an der Flaßhofstraße zu betreiben. Schranz versucht deshalb mit einer Mischung aus Gesprächen und verschärften Kontrollen, die Rotlicht-Unternehmer zum Umzug zu bewegen.

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„Wir haben mit den Bordellbetreibern geredet, um die Interessenlage auszuloten. Sie sind bereit, an einem Modell mitzuarbeiten, mit dem alle Beteiligten zufrieden sind“, sagt Schranz – und beschreibt seinen Plan B, wenn die Immobilienbesitzer zu stur sein sollten. „Wir haben zum Zweiten auch die Möglichkeit, mit dem neuen Prostitutionsschutzgesetz die Bordelle besser zu kontrollieren. Nun sind schon zwei Häuser geschlossen, weil diese die Auflagen des Gesetzes nicht einhalten, zwei weitere Häuser sind in der Prüfung. Der Druck auf die Bordellbetreiber wächst.“ Derzeit sind wegen der Corona-Pandemie Sexdienstleistungen in den Häusern verboten.

City-Rotlichtviertel wurde noch 1996 ausgeweitet

Das seit 1910 existierende Rotlichtviertel an der Flaßhofstraße (damals noch Eintrachtstraße) ist in den 1960er Jahren offiziell eingerichtet worden: Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit wurde nach Angaben der Stadt damals die Straße besser ausgeleuchtet, eine strenge Meldepflicht eingeführt, die Straße für Autos gesperrt und ein Holzzaun zur Absperrung errichtet.

Zwischen 1966 und 1996 genehmigte die Stadtverwaltung sogar noch Neubauten und Umbauten bestehender Häuser auf der Flaßhofstraße. Nach Kenntnissen des Ordnungsamtes kommen die meisten Prostituierten auf der Flaßhofstraße aus Rumänien und Bulgarien ohne festen Wohnsitz in Deutschland. Weil sie Oberhausen nicht kennen und kein Deutsch sprechen, verlassen sie die Flaßhofstraße nur selten.

Im Dezember 2019 hatte die Mehrheit des Rates mit den Stimmen von SPD, CDU und FDP die Stadtverwaltung gebeten, eine Verlagerung des Standortes zu prüfen und alternative Vorschläge zu erarbeiten. Dagegen stimmten die Grünen, die Linken und Andrea-Cora-Walther von der Bürgerliste.

Um die Politik im Rat davon zu überzeugen, dass eine Verlagerung praktisch möglich wäre, hat die Stadt an einem Beispiel ausgelotet, was zu welchen Kosten möglich ist. Durchgerechnet hat man einen Standort direkt am Gewerbegebiet Kaisergarten mit relativ wenig benachbarten Wohnhäusern an der Duisburger Straße: das Gleisdreieck in Lirich. Alleine die Kosten für die Erschließung des Geländes betragen zehn bis 14 Millionen Euro.

So berichteten wir bisher über die Kommunalwahl 2020

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10. September 2020: Historischer Rekord: So viele Oberhausener wählten bereits

10. September 2020: Politiker in Oberhausen sollen sich mehr um Armut kümmern

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