Oberhausen. SPD Oberhausen fordert Sachstandsbericht zum Rotlichtviertel. Der Bericht offenbart: Der Stadt fehlt die Handhabe, um die Lage zu verbessern.
Männer nutzen Hauswände ungeniert als öffentliches Pissoir. PS-Protze lassen nachts die Motoren ihrer aufgemotzten Autos röhren. Und Freier huschen längst nicht mehr verschämt ins Oberhausener Rotlichtviertel, sondern machen lautstark auf sich aufmerksam.
Die Zustände an der Flaßhofstraße ärgern und belasten Anwohner seit Jahren. Doch Möglichkeiten, den Menschen dort das Leben zu erleichtern, hat die Stadt bislang nicht gefunden. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Gleichstellungsausschusses deutlich, der auf Antrag der SPD die Lage im Rotlichtviertel diskutierte.
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Ruhestörungen, Pöbeleien, Überfälle, Drogendelikte, Wildpinkler: Die Stadt weiß nach Angaben des langjährigen Ordnungsamtsleiters Horst Ohletz über die Probleme rund ums Rotlichtviertel Bescheid. Es gebe daher zwar regelmäßige Kontrollen des Ordnungsdienstes, allerdings ende die normale Dienstzeit der Mitarbeiter um 22 Uhr. Darüber hinaus gebe es aber gemeinsam mit anderen Dienststellen auch Kontrollen außerhalb der Dienstzeit.
260 Prostituierte in Oberhausen angemeldet
Der Oberhausener Rotlichtbezirk ist nicht nur vor neugierigen Blicken durch ein Tor am Eingang abgeschirmt. Auch für die Stadt ist die Lage oft undurchsichtig. So kann sie beispielsweise keine präzisen Angaben darüber machen, wie viele Prostituierte überhaupt in Oberhausen arbeiten. Offiziell gemeldet sind 260. Doch sind in den Anmeldebescheinigungen neben Oberhausen weitere Kommunen aufgelistet. In welcher Stadt die Frauen dann tatsächlich arbeiten, ist nach Angaben von Ohletz nicht nachzuhalten.
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Auch bei Kontrollen gibt es blinde Flecken, ob die Betreiber in ihren Bordellen überhaupt die Mindestanforderungen nach dem Prostitutionsschutzgesetz einhalten. So offenbarte eine Mitarbeiterin des Hilfevereins Solwodi im Gleichstellungsausschuss etwa, dass sie kaum Zugang zu den Räumen der Prostituierten habe. Daher wisse sie nicht, ob die einzelnen Zimmer über zwingend vorgeschriebene Schutzmaßnahmen wie etwa einen Notrufknopf verfügen.
Prostituierte arbeiten illegal in einer Bar
Nur Vermutungen kann die Stadt auch bei der Frage nach illegaler Prostitution in Privatwohnungen anstellen. Dieses Problem existiere in Oberhausen, bestätigte Horst Ohletz im Gleichstellungsausschuss. So habe die Stadt mal eine Bar außerhalb der Flaßhofstraße geschlossen, die dort illegal das Geschäft mit dem käuflichen Sex betrieb. Doch diese Frauen seien in private Wohnungen abgewandert – und darauf habe man dann zunächst eben keinen Zugriff mehr.
Betroffen von Wohnungsprostitution ist nach Beobachtung des Ordnungsamtes aber nicht nur der Bereich um die Flaßhofstraße, sondern beispielsweise auch Königshardt. Der Ordnungsamtsleiter räumte ein, dass die Stadt keine präzisere Angaben machen könne. „Wir bekommen davon ja nur Kenntnis, wenn sich Anwohner bei uns beschweren oder bei der Polizei eine Anzeige erstatten.“
Unklar ist auch, ob die Stadt die Probleme mit Wildpinklern in den Griff bekommt. Immerhin befinden sich die Rathaus-Fachleute in Gesprächen mit den Bordellbetreibern über eine öffentliche Toilette.
CDU sauer über SPD-Antrag
Für Streit sorgte im Ausschuss erstaunlicherweise nicht die Tatsache, dass der Stadt in so vielen Bereichen die Hände gebunden zu sein scheinen, sondern vielmehr die Tatsache, dass die SPD mit ihrem Wunsch nach einem Sachstandsbericht zur Flaßhofstraße das Thema Rotlichtviertel überhaupt aufgreift. „Warum muss die Stadt ständig diese Fragen beantworten?“, beschwerte sich CDU-Ratsfrau Georgis Schmidt. Die Stadtverwaltung prüfe doch derzeit im Auftrag der Politik eine mögliche Verlagerung der Bordelle. Das Ergebnis solle man zunächst abwarten.
Anwohnerin klagt im Ausschuss
Eine leidgeprüfte Oberhausenerin, die in unmittelbarer Nähe des Rotlichtviertels in Oberhausen wohnt, klagte im Gleichstellungsausschuss über die unsäglichen Zustände. Kontrollen sehe sie nur selten, kritisierte sie.
Ihren Wunsch nach einer Verbesserung der Situation im Viertel nahm Sozialdezernent Frank Motschull auf, wollte ihn im Ausschuss aber nicht näher kommentieren. Die Stadt werden auch weiterhin im Rahmen der Möglichkeiten kontrollieren.
Manuel Dröhne, gleichstellungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, dauert das aber zu lange. „Wir müssen schon heute handeln, der Prüfauftrag allein hilft den Bürgern nun mal nicht in der aktuellen Situation.“
Wie berichtet, plant die Stadt die Verlagerung des Oberhausener Rotlichtbezirks in einen Außenbereich. Als ersten alternativen Standort hat sie das Gleisdreieck an der Duisburger Straße vorgestellt. Weitere Möglichkeiten werden derzeit geprüft.