Oberhausen. Um das Radfahren in Oberhausen sicherer zu machen und die Schadstoffbelastung zu senken, fordern die Grünen strengere Regeln für Autofahrer.

Die Grünen wollen künftig im Stadtrat durchsetzen, dass ein generelles Tempolimit von nur noch maximal 40 Stundenkilometern im gesamten Oberhausener Stadtgebiet gilt. Das soll sowohl Fahrradfahrern mehr Sicherheit bringen als auch die Schadstoffbelastung senken. Da, wo es sinnvoll ist, sollen die Autofahrer ihre Geschwindigkeit sogar auf 30 Stundenkilometern absenken.

Die Forderung ist Teil des Wahlprogramms, mit dem die Grünen in den Wahlkampf für die Kommunalwahl am 13. September 2020 gehen. Für Norbert Axt, dem Oberbürgermeister-Kandidaten der Grünen, gibt es in der Stadt derzeit viel zu wenige Sicherheitsstreifen für Radfahrer. Wer mit seinem Rad auf den Straßen unterwegs ist, lebe gefährlich. Eine Höchstgeschwindigkeit von 40 oder besser 30 Stundenkilometern mache da schon viel aus.

Axt: Oberhausen braucht mehr Schutzstreifen für Radler

In einem nächsten Schritt müsse die Stadt ihre Straßen dann flächendeckend mit Fahrradschutzstreifen ausstatten. „Die Erfahrung zeigt, dass Autofahrer, wenn der Schutzstreifen deutlich sichtbar auf der Straße zu sehen ist, tatsächlich abbremsen“, sagt Norbert Axt. Ziel der Grünen sei es, den Fahrradverkehr langfristig auf die dann auch für Radler sichere Straße zu bringen, so dass die Gehwege den Fußgängern vorbehalten bleiben.

Norbert Axt ist Vorsitzender der Oberhausener Grünen und Oberbürgermeister-Kandidat für die Kommunalwahl am 13. September.
Norbert Axt ist Vorsitzender der Oberhausener Grünen und Oberbürgermeister-Kandidat für die Kommunalwahl am 13. September. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Neben der Sicherheit spielt bei den Forderungen auch die Schadstoffbelastung eine große Rolle. Die Stadt Stuttgart macht es vor: Um die gesundheitsschädlichen Abgase zu verringern, gilt in der Neckar-Metropole auf vielen Straßen bereits Tempo 40. Anfang dieses Jahres wurde das Tempolimit auch auf einen Großteil der Hauptstraßen ausgeweitet. Weil in der Großstadt mit ihren knapp 635.000 Einwohnern die Luft so schlecht ist, gilt dort bereits ein teilweises Fahrverbot für Autos mit bestimmten Dieselmotoren.

Mehr Schadstoffe durchs Beschleunigen

Oberhausen ist um Fahrverbote noch einmal herumgekommen. Im Februar dieses Jahres hatte sich die Stadt mit dem Land NRW und der Deutschen Umwelthilfe auf einen Vergleich zur Umsetzung des sogenannten Luftreinhalteplans geeinigt. Damit sind die Probleme aus Sicht der Grünen allerdings nicht gelöst. Feinstaub und Stickoxide belasten weiterhin die Luft in Oberhausen.

Auch interessant

Fahrzeuge stoßen dann besonders viele Schadstoffe aus, wenn sie beschleunigen. Daher fordert Oberbürgermeister-Kandidat Norbert Axt auf Straßen, bei denen bislang unterschiedliche Höchstgeschwindigkeiten gelten, ein generelles Tempolimit von 30 Stundenkilometern. Am Höhenweg im Oberhausener Norden beispielsweise müssten Autofahrer bislang auf einigen Teilstrecken auf 30 km/h abbremsen, dann gelte wieder 50. Für den Höhenweg, aber beispielsweise auch den Buchenweg und die Neukölner Straße fordert Axt daher Tempo 30. So ähnlich wie es die Stadt Mitte Mai für die Mellinghofer Straße umgesetzt hat: Dort gibt es seitdem statt mehrerer Teilstücke mit Höchstgeschwindigkeiten von 30, 40 und 50 Stundenkilometern zwei Tempozonen – 30 km/h von der Essener Straße bis zur Falkensteinstraße und 40 km/h von der Falkensteinstraße bis zur Stadtgrenze Mülheim.

Erfolg am Grafenbusch

Einen Unfallschwerpunkt hat eine Tempo-40-Regel wohl erfolgreich entschärft: Seit 2019 darf im Bereich Grafenbusch nicht schneller als 40 Stundenkilometer gefahren werden.

Um rund 90 Prozent ist die Zahl der Unfälle an der Ausfahrt der A 42 in Fahrtrichtung Norden seitdem zurückgegangen, heißt es aus dem Rathaus. Vom 2. September 2019 bis zum 30. Juni 2020 sind dort nur noch sieben Unfälle geschehen. 2018/2019 waren es im selben Zeitraum 70 Unfälle, 2017/2018 waren es 68.

Zwischen Lindnerstraße und Eisenheim kam es von September 2019 bis Juni 2020 zu 29 Unfällen in nördlicher Fahrtrichtung.

Sind Autofahrer generell langsamer unterwegs, sinkt nach Darstellung der Grünen automatisch auch die Unfallgefahr. So reduziert sich der Bremsweg eines Fahrzeuges deutlich: Laut dem Automobilclub ADAC benötigt ein Fahrer bei Tempo 30 rund 15 Meter bis zum Stehen – Reaktionszeit und Bremsweg eingerechnet. Bei einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern sind es rund 30 Meter – doppelt so viel.

Während der ADAC Tempo 30 in Wohngebieten für sinnvoll hält, rät der Verkehrsclub von einem Limit auf Hauptverkehrsstraßen ab. Stattdessen rät er zu intelligenten Ampelschaltungen, um den Verkehrsfluss zu lenken, und zu Flüster-Asphalt. Auch in Oberhausen dürften etliche Autofahrer die Pläne der Grüne kritisch sehen. Norbert Axt hofft dennoch, „dass die Idee in vielen Köpfen ankommt“. Es gehe nicht um Verbote, sondern um eine nicht all zu große Einschränkung von gerade einmal zehn Stundenkilometern.