Oberhausen. Der geplante Ausbau des Autobahnkreuzes sorgt weiter für Diskussionen. Vertreter aller Parteien wollen den Sterkrader Wald größtmöglich schonen.

Eigentlich will keine Partei den Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen, das ja mitten im Sterkrader Wald liegt. Jedenfalls nicht so, wie der Bund es zur Zeit planen lässt. Das machte erneut ein Ortstermin mit über 40 Bürgern an der Hiesfelder Straße in Schmachtendorf deutlich. Eingeladen hatte dazu der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit seiner Kreis-Sprecherin Cornelia Schiemanowski. Angefragt waren alle Oberbürgermeisterkandidaten – mit Ausnahme der AfD.

Schranz und Berg ließen sich vertreten

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Es kamen Norbert Axt (Grüne), Jens Carstensen (Linke) und Claudia Wädlich (Die Violetten). Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) ließ sich wegen eines früher vereinbarten anderen Termins durch den Stadtverordneten der CDU Frank Bandel vertreten. Für SPD-Kandidat Thorsten Berg kam die örtliche Ratskandidatin Ursula Augenstein. Nicht dabei war Urban Mülhausen (Offen für Bürger).

Schiemanowski konfrontierte die Politiker damit, dass der beabsichtigte bessere Verkehrsfluss vom und zum Niederrhein und den Niederlanden, den der Ausbau bezweckt, einen Preis hat: die Fällung von bis zu 5000 Bäumen im Sterkrader Wald. Dieser Preis sei zu hoch.

Norbert Axt: In den vorhandenen Grenzen ertüchtigen

Das sah auch Norbert Axt so. Er plädierte dafür, das Autobahnkreuz auf der vorhandenen Fläche, die es einnimmt, zu ertüchtigen, den Wald also zu verschonen. Er schlug vor, dass die vorhandenen Standstreifen mittels intelligenter Ampelsteuerung bei Stau mit einbezogen werden. Nur: „Wir sind damit bislang nicht durchgekommen.“

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Jens Carstensen lehnte jeden Umbau ab. Er wäre das Gegenteil von jener Verkehrswende, die der Klimawandel erfordere. „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.“ Der Klimaschutz sei nur ein Lippenbekenntnis. „In Wahrheit zählt nur die Autoindustrie.“

CDU-Sprecher: Druck machen

Auf Distanz zu dem Umbau gingen auch die Vertreter von SPD und CDU. „Ich persönlich habe Einspruch dagegen erhoben“, betonte Ursula Augenstein (SPD). Die Planung beruhe auf veralteten Verkehrsprognosen. Ein Viertel des Waldes gehe verloren. Das sei nicht akzeptabel. Es gibt in ihrer Partei aber auch andere Stimmen, Bezirksbürgermeister Ulrich Real etwa meinte im Mai diesen Jahres, der Eingriff in die Natur falle „sehr moderat“ aus.

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Frank Bandel (CDU) argumentierte: „Wir werden den Ausbau nicht verhindern.“ Daher gelte es, mit allem Nachdruck für die beste Lösung zu kämpfen. „Der Druck muss von allen gesellschaftlichen Gruppen kommen.“ Der Staat dürfe nicht auf dem Rücken der Betroffenen in Oberhausen sparen.

Eine Frage des Geldes

Endgültiges Rats-Votum im November

Nach dem Ortstermin zeigten sich die anwesenden Politiker zuversichtlich, noch etwas bewirken zu können. Im November ist erneut ein Votum des dann neu gewählten Rates für den Ausbau nötig.

„Der Schutz des Waldes wird bei allen Vorrang bekommen“, zeigt sich Norbert Axt von den Grünen sicher. „Die Stimmung ist heute eine andere als vor zehn Jahren“, meint Jens Carstensen von den Linken dazu.

Damit spielte er darauf an, dass es eine andere Planungsvariante gibt, die den Wald mehr verschonen würde, aber deutlich mehr kosten würde. Für den Ausbau wird bisher mit 275 Millionen Euro kalkuliert. Schranz habe mehrfach mit NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) darüber telefoniert. Entschieden werde aber in Berlin.

Protest gegen den geplanten Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen.
Protest gegen den geplanten Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen. © FUNKE FotoServices | Foto: Kerstin Bögeholz

„Wir stehen an Ihrer Seite“, erklärte Claudia Wädlich den Bürgern. Sie forderte eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs, hob die Bedeutung dieses Waldes für das Klima und die Luft hervor.

Jäger erwägen Klage

Eine flammende Rede hielt Hubert Filarski vom Heimatverein Schmachtendorf. Der Ausbau sei gar nicht mehr nötig. Die Betuwe-Güterzugstrecke werde einen Teil des Verkehrs aufnehmen. Die drei Jahre Baustelle für die erforderliche Verbreiterung der Brücken Neukölner Straße und Buchenweg schadeten wegen der damit verbundenen Umwege dem Ortszentrum schwer. Der Abrieb des neuen Flüsterasphalts sei hochgradig krebserregend, behauptete er. Die Kreisjägerschaft, deren Mitglied er ist, erwäge eine Klage gegen die Planung.https://cms.cloud.funkedigital.de/webservice/thumbnail/article/229410216