Oberhausen. Mit S-Bahn-Haltepunkt und verlängerter Straßenbahnlinie 105 will OB Daniel Schranz das neue Wohngebiet im Osten des Centros bedienen

Im Juni hat der Rat bereits die Weichen dafür gestellt: Das ehemalige Stahlwerksgelände östlich vom Centro wird künftig nicht mehr als Gewerbegebiet weiterentwickelt, sondern als Wohngebiet. Dabei strebt die CDU eine Verkehrsanbindung an, die nicht mehr einseitig auf das Auto als Verkehrsmittel setzt, wie das bei Wohngebieten meist der Fall ist. Dies machte die siebte und vorletzte „Erfolgstour“ der CDU mit Oberbürgermeister Daniel Schranz deutlich. Sie führte rund 20 Interessierte am Mittwoch an den Brammenring.

Auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände erläuterte Oberbürgermeister Daniel Schranz bei der Erfolgstour der CDU die neuen Pläne für die Industriebrache,
Auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände erläuterte Oberbürgermeister Daniel Schranz bei der Erfolgstour der CDU die neuen Pläne für die Industriebrache, © FUNKE Foto Services | Foto: Heinrich Jung

Mit dem Erreichten nicht zufrieden

Als Erfolg werten die CDU und Schranz weniger die bisherige Entwicklung dort. In dem Gewerbegebiet hat es in den vergangenen zehn Jahren nur auf der Westseite, entlang der Osterfelder Straße und in ihrem Hinterland, Ansiedlungen gegeben. Für einen Erfolg hält man es im Rathaus aber, dass es gelungen ist, alle beteiligten Stellen in ein Boot zu holen, um die völlig neuen Pläne für die restliche Fläche auf den Weg zu bringen. Vor allem den Eigentümer des Areals, die Euro Auctions Immobilien GmbH.

Das ehemalige Stahlwerksgelände ist insgesamt über 87 Fußballfelder groß. Ungefähr in seiner Mitte, auf einer Linie von Norden nach Süden, wird die bis dahin vorgesehene Ansiedlung weiterer Firmen gekappt. Auf dieser Linie würde stattdessen ein 100 Meter breiter Grünstreifen entstehen. Und östlich davon, auf einer Fläche von etwa 14 Fußballfeldern, die von weiterem Grün umgeben wäre, soll stattdessen das neue Stadtviertel entstehen. Da aber auch im Osten der Riwetho-Siedlung an der Ripshorster Straße Wohngebiet ausgewiesen werden soll, entsteht ein riesiges Wohngebiet für bis zu 3500 Menschen.

Die Riwetho-Siedlung an der Ripshorster Straße, eine ehemalige GHH-Werkssiedlung, soll nach den neuen Plänen nicht mehr die einzige Wohnbebauung in der Umgebung sein.
Die Riwetho-Siedlung an der Ripshorster Straße, eine ehemalige GHH-Werkssiedlung, soll nach den neuen Plänen nicht mehr die einzige Wohnbebauung in der Umgebung sein. © Funke Foto Services | Foto: Kai Kitschenberg

Eine Gartenstadt des 21. Jahrhunderts

„Wohnen fehlte der Neuen Mitte von Anfang an“, erklärte Schranz beim Rundgang. Es werde für zusätzliches Leben im Centro sorgen. Das sei ideal, zumal jede weitere Ansiedlung von Einzelhandel dort von den Nachbarstädten argwöhnisch beäugt würde. Schranz sprach von einer „Gartenstadt des 21. Jahrhunderts“, von „smartem Wohnen“. Urban solle es sein, also städtisch, und trotzdem eingebettet in viel Grün. Schließlich grenzen Haus Ripshorst mit seinem Gehölzgarten im Norden daran und der in natürlichen Zustand zurückversetzte Läppkes Mühlenbach im Osten.

Wie das Wohngebiet konkret geplant wird, sei noch völlig offen, betonte der OB. Es werde weder nur Mehrfamilienhäuser dort geben noch ausschließlich frei stehende Eigenheime, vielmehr eine soziale Durchmischung. Auch sei noch unklar, ob Euro Auctions dort selbst tätig wird oder andere Immobilien- und Bauträgerfirmen dafür gewinnen will. Aber dafür sei ja auch noch Zeit, denn der im Juni gestartete Bebauungsplan werde frühestens in zwei Jahren fertig sein.

Auf jeden Fall mit eigener Zufahrt

Das größte Problem dabei sehen auch Schranz und die CDU darin, wie das neue Wohnviertel künftig an den Verkehr angebunden wird. „Wir haben ja bisher nur eine Zufahrt, über die Osterfelder Straße“, sagte er. Das müsse in jedem Fall geändert werden. Und dafür habe man Großes vor.

„Wir haben in den zurückliegenden Jahren wegen der schlechten Haushaltslage nur noch im Klein-Klein gedacht“, sagte der OB. Deshalb seien viele öffentliche Fördergelder an Oberhausen vorbeigeflossen. Das jetzige Projekt biete den Anlass, das zu ändern.

Neues Konzept für ehemaliges Stahlwerksgelände Oberhausen
Neues Konzept für ehemaliges Stahlwerksgelände Oberhausen © Funkegrafik NRW | Anda Sinn

Drei Varianten für die verlängerte „105“

Denn nach den Worten von Schranz gehören ein S-Bahn-Haltepunkt im Süden des Geländes ebenso zum Muss wie die vor Jahren per Volksabstimmung abgelehnte Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 von Essen zum Centro. „Es gibt dafür drei neue Varianten“, erklärte er. Sie alle hätten Vor- und Nachteile. Maßgabe dafür sei aber, dass sie nicht mehr 80 Millionen Euro kosten dürfe, denn das sei den Menschen damals ja übel aufgestoßen.

Die erforderliche zweite Zufahrt für Autos wird über Borbeck führen. Dazu sagte Wilhelm Hausmann, der CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete: „Die große Kunst wird darin bestehen, eine Verbindung zu schaffen, die den Verkehr in das Gewerbegebiet nicht mit reinzieht.“

Vor Weihnachten bleibt es chaotisch

Ein neuer Generalplan für das Centro, Masterplan 4.0 genannt, soll auch darüber Klarheit verschaffen. Selbstverständlich gehörten Lärmschutz entlang der beiden Bahnstrecken, die Förderung elektrischer Verkehrsmittel und des Fahrradverkehrs auch zum Konzept. Allerdings musste Schranz einen Bürger enttäuschen: Das Verkehrschaos am Centro vor Weihnachten werde man damit nicht in den Griff bekommen. „Das schafft man ja bei Spielen von Schalke 04 in Gelsenkirchen und von Borussia Dortmund auch nicht“. Das müsse schon die künftige allgemeine Verkehrswende bringen.

Ein bisschen Wahlkampf gab’s dann doch

Ganz ohne Seitenhieb auf die SPD ging es bei dem Termin am Brammenring nicht. Schranz rief in Erinnerung, dass die Möglichkeit, als Stadt selbst an der Aufwertung des Geländes zu verdienen, vor Jahren vertan worden sei. Sonst hätte sie selbst es als hochwertiges Bauland verkaufen können.

Gegen die Stimmen der CDU im Rat habe die damalige SPD-Mehrheit den Notverkauf des Geländes an Euro Auctions durchgesetzt. Grund dafür sei die Befürchtung gewesen, ansonsten öffentliche Fördergelder in Millionenhöhe zurückzahlen zu müssen. Die waren für die Aufbereitung des ehemaligen Stahlwerksgeländes geflossen.

Damals war das Projekt eines riesigen Gesundheits-Parks („O.Vision“) vom Land NRW nicht länger unterstützt worden. Die Fördergelder mussten trotzdem zurückgezahlt werden.