Oberhausen. Diskussionen, Fotos und Videos: So werben die Oberhausener Politiker um Wählerstimmen. Eine Partei zeigt sich dabei besonders umtriebig.
Info-Stände in den Stadtteilzentren, Flyer und Kandidatenpost in den Briefkästen, klein- und großformatige Plakate an gefühlt jeder Straßenecke: Deutlich sichtbar im Straßenbild haben die Parteien auch bei dieser Wahl, der Kommunalwahl am 13. September, wieder um Wählerstimmen geworben. Neben der konventionellen Werbemaschinerie nutzen sie dieses Mal die sozialen Medien deutlich intensiver als bei vergangenen Wahlen.
Auch Facebook-Nutzer sind potenzielle Wähler – darüber dürften sich mittlerweile alle Parteien einig sein. Doch die Corona-Krise habe den Weg der Wahlkämpfer zum Digitalen noch einmal beschleunigt, sagen SPD-Fraktionschefin Sonja Bongers und CDU-Kreisgeschäftsführer Christian Benter unisono. Profis für großangelegte Kampagnen haben die großen Parteien für diesen Wahlkampf dennoch nicht engagiert, sowohl bei CDU als auch SPD kümmern sich einzelne Parteimitglieder ehrenamtlich um die Pflege der Seiten.
Budget für Facebook-Anzeigen
Beide Parteien haben zwar ein Budget für den digitalen Wahlkampf, nennen jedoch keine konkreten Summen. Die CDU habe den Topf im Vergleich zur vergangenen Kommunalwahl verdreifacht (damals lag er laut Christian Benter im „unteren vierstelligen Bereich“). Die SPD lässt sich noch weniger in die Karten schauen, Sonja Bongers spricht von einem „kleinen Topf“.
Das Geld fließt unter anderem auch in bezahlte Facebook-Anzeigen: Bestimmte Beiträge werden für einen gewissen Zeitraum bei unterschiedlichen Zielgruppen ausgespielt. Dass es sich dabei um Werbung handelt, wird von Facebook kenntlich gemacht. Von den drei aussichtsreichsten Kandidaten für das Oberbürgermeister-Amt sind Thorsten Berg (SPD) und Daniel Schranz (CDU) mit eigenen Facebook-Seiten in dem sozialen Medium vertreten.
Bei den Grünen ist vor allem ein Politiker sehr aktiv
Norbert Axt ist mit keiner Seite, dafür mit seinem persönlichen Profil öffentlich sichtbar. Dort überwiegen allerdings Beiträge eines Parteikollegen: Fraktionschef Andreas Blanke ist besonders aktiv, postet Beiträge und behält dabei am auffälligsten eine stringente Linie. „Grün ist...“ lautet der Leitspruch, mit dem er fast alle Beiträge beginnt.
Als einer der wenigsten Lokalpolitiker, neben dem SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Zimkeit, nutzt Blanke zudem ganz intensiv den Kurznachrichten-Dienst Twitter. Dort verbreitet er nicht nur Wahlbotschaften, sondern kommt mit den Nutzern ins Gespräch, bringt sich in Diskussionen ein. CDU und SPD konzentrieren sich dagegen nach eigener Aussage auf Facebook und Instagram, das hauptsächlich mit Fotos und Videos arbeitet.
Politiker entdecken Videos für sich
Apropos Video: Dieses Format nutzen die meisten Lokalpolitiker – mit Ausnahme der Grünen – in diesem Jahr besonders aktiv. Die Linken stellen sich auf ihren Seiten in kurzen Porträts vor, OB-Kandidat Jens Carstensen erklärt, wofür er sich als Oberbürgermeister einsetzen möchte. Auch die Kandidaten der FDP haben sich und ihre Botschaften gefilmt. Die CDU bemüht sich redlich, präsentiert die Erfolge von Daniel Schranz in bewegten Bildern und hat mit Kevin Wilms und Kathrin Lösken zwei junge, technik- und Social-Media-affine Ratskandidaten im Boot. Die SPD scheint dennoch am aktivsten unterwegs zu sein, die Grünen setzen auf ihrer Seite in der Mehrheit auf Fotos und Kandidaten-Steckbriefe, Videos finden sich nur wenige.
Die SPD ist deshalb so präsent, weil sich auch einzelne Ortsvereine mit eigenen Seiten darstellen. Und die SPD probiert sich mehr aus als die anderen Parteien. So lässt sich OB-Kandidat Thorsten Berg etwa von Oberhausens DSDS-Sieger Davin Herbrüggen launig interviewen, ihre Forderung nach einer Seilbahn unterlegt die SPD mit einem Drohnen-Video, das den Streckenverlauf zeigt, Ratskandidat Axel Scherer sendet einen eigenen Studio-Videopodcast, Juso-Vorsitzender und Ratskandidat Gianni Virgallita hatte im Wahlkampf zur Online-Sprechstunde vom Blücher-Spielplatz geladen, die Kandidatinnen Claudia Salwik und Denise Horn erklären an prägnanten Orten im Gespräch miteinander, warum sie zum ersten Mal für einen Ratssitz kandidieren, was sie bewegt – und bewegen wollen.
SPD und Jusos punkten mit Authentizität und Persönlichkeit, die politischen Botschaften bleiben hängen. Anders als bei den Kandidaten der Jungen Union etwa, deren Videos größtenteils nur zehn bis 20 Sekunden lang sind.
Ein anderes Oberhausen schnappt der SPD Instagram weg
Bei Instagram zeigt die CDU neben drei sogenannten Insta-Storys (Aneinanderreihung von mehreren Bildern, oft mit Text versehen) fast ausschließlich die offiziellen Porträts der Ratskandidaten. Die SPD macht es besser, allerdings nur die Ortsvereine Osterfeld und Lirich sowie die einzelnen Kandidaten mit ihren persönlichen Profilen: Sie zeigen Wahlkampf-Szenen, Schnappschüsse und Videos. Und die Gesamtpräsenz der SPD? Die gibt es leider nicht – Den Namen „SPD Oberhausen“ haben sich bereits die Genossen der SPD in Augsburg-Oberhausen gesichert.
Die Linken haben die meisten Fans
Würde der Ausgang der Wahl am 13. September die Verteilung der Facebook-Fans der jeweiligen Parteien spiegeln, würden die Oberhausener Linken demnächst die Mehrheit im Rat stellen. 2814 Nutzer haben ihre Seite mit „Gefällt mir“ markiert, Stand: 10. September 2020.
Platz Zwei folgt mit einigem Abstand: 1084 Facebook-Fans hat immerhin die Oberhausener SPD. Danach wird es dreistellig: CDU (558 Mal „Gefällt mir), Grüne (517), Die Violetten (511), AfD (506), FDP (390), BOB (222), OfB (180).
Im Kandidaten-Duell zwischen Daniel Schranz (CDU) und Thorsten Berg (SPD) siegt Amtsinhaber Schranz deutlich – mit 1951 „Gefällt mir“-Klicks. Thorsten Berg hat 664.