Oberhausen. Strategien, Slogans, Motive: Was CDU, SPD, Grüne und Co. mit ihren Plakaten zur Kommunalwahl 2020 in Oberhausen transportieren wollen.

Die Oberhausener Plakate für die Kommunalwahl konnten nun schon einige Wochen ihre Wirkung entfalten – Zeit für einen zweiten Blick auf Strategien, Slogans und Motive. Wer sticht aus dem Potpourri an Kandidatenporträts und großformatigen Schriftzügen in diesem Jahr besonders hervor?

Es sind ohne Frage die Grünen. Die fast 30 abstrakten Illustrationen des niedersächsischen Künstlers Malte Müller wurden vom Landesverband als Baukasten bereitgestellt. Die Illustrationen sind sicher Geschmackssache - aber unter den gesichtslosen und verschieden pigmentierten Menschen findet wohl jeder einen Doppelgänger.

Auch interessant

Neben Kernplakaten zu Artenvielfalt, Radwegen und politischem Nachwuchs konnten Sprüche und Motive von den Ortsverbänden verschieden kombiniert werden. In Oberhausen hat man sich etwa für die Familie mit dem Einfamilienhaus im Einkaufswagen und den Spruch „GRÜN IST morgen noch die Miete zahlen zu können“ entschieden. Schließlich steigen die Mietpreise auch in Oberhausen trotz Corona weiter.

Plakate hätten vor Corona gedruckt werden können

Die Grünen setzten auf Illustrationen.
Die Grünen setzten auf Illustrationen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Apropos Corona: Das Virus spielt im politischen Plakatspiel keine direkte Rolle. Es wirkt fast so, als würden sich die Parteien vor der größten Aufgabe der kommenden Monate wegducken – nämlich die Nachwehen der Kontaktsperre zu bewältigen. Ein „WIR halten die Stadt zusammen“, wie es von der SPD propagiert wird, verweist zwar indirekt auf den Zusammenhalt der ersten Corona-Welle im Frühjahr, für den quer durch die demokratischen Parteien geworben wurde. Lösungsvorschläge für die Folgen der Pandemie gibt es aber nicht.

Roter Faden bei der Linkspartei ist die rhetorische Frage „Wann, wenn nicht jetzt?“ – schließlich haben viele der angesprochenen Themen, von Klimaschutz über bezahlbaren Wohnraum bis Unterbezahlung in der Pflege, seit Jahren eine Dauerkarte in den Schlagzeilen. Ansonsten droht bei SPD und Linken aber Verwechslungsgefahr – nicht nur, weil die Volllackierung im identischen Rotton auf den Plakaten beider Parteien dominiert. Auch inhaltlich positioniert man sich am deutlichsten gegen gesellschaftliche Spalterei. Natürlich kann es als subtile Botschaft Richtung AfD verstanden werden, dass die Worte „Hass & Hetze“ auf einem Plakat der Sozialdemokraten in „alternatives“ Hellblau getunkt worden sind.

CDU setzt erst spät auf OB Daniel Schranz

„Die Violetten“ zeigen ihre OB-Kandidatin, die Linkspartei fordert mehr Geld für Pflegekräfte.
„Die Violetten“ zeigen ihre OB-Kandidatin, die Linkspartei fordert mehr Geld für Pflegekräfte. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Die Adressaten sind ebenfalls in Angriffshaltung – und lassen eine brünette Dame auf einem Plakat die Fäuste heben, „Selbstbewusst für unsere Stadt“ heißt es dazu. Die AfD-Motive sind derber als bei den Christdemokraten, der Stil der Plakate aber ist ähnlich: Beide setzen auf Stockfotografie und unmissverständliche Slogans ohne Wortspielereien – „Sichere Heimat, sichere Zukunft“ heißt es bei den Rechten, „Gutes Wohnen. Heimat stärken“ bei den Konservativen. Auf jenem CDU-Plakat zu sehen: Ein Haus, das den Vorzeige-Wohnungen für Senioren im Pacelli-Quartier zum Verwechseln ähnlich sieht. Es muss an der üblichen Bauweise moderner Mehrparteienhäuser liegen – keines der Motive wurde in Oberhausen aufgenommen.

Auch interessant

Mit ihren vier thematischen Plakaten zu Wirtschaft, Sicherheit, digitaler Bildung und Wohnen war die CDU in Phase zwei ihrer Außenwerbung angekommen – mit der sie weniger provozieren dürfte als bei der Plakat-Phase eins. Zu den Sommerferien erteilte sie noch einen unpolitischen Sommergruß und ließ den Karikaturisten Christoph Härringer den Corona-gemäßen Urlaub innerhalb der Stadtgrenzen illustrieren. Dass die ausschließlich hellhäutigen Comic-Figuren nicht ganz zum sonst so bunten Zusammensein am Rhein-Herne-Kanal gepasst haben, sorgte für etwas Ärger – der Aufmerksamkeit hat es sicher nicht geschadet.

Das „Bündnis Oberhausener Bürger“ hat sich für ein einziges Plakatmotiv entschieden, die FDP wirbt mit Sprüchen wie „Brauchtum braucht Raum“. Die SPD wiederum setzt auf ein Wir-Gefühl..
Das „Bündnis Oberhausener Bürger“ hat sich für ein einziges Plakatmotiv entschieden, die FDP wirbt mit Sprüchen wie „Brauchtum braucht Raum“. Die SPD wiederum setzt auf ein Wir-Gefühl.. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Phase drei der CDU-Kampagne schließlich rückt seit kurzem Oberbürgermeister Daniel Schranz in den Vordergrund. Wie der Kreisverband mitteilte, geht es dabei um Schranz als Person – und weniger um Positionen der Partei.

Dass man beides auch verbinden kann, zeigen in diesem Jahr die Freien Demokraten. Die schwarz-weiß gehaltenen Porträts der Kandidaten, die seit der Unterhemd-Inszenierung von Parteichef Christian Lindner in den Wahlkampagnen 2017 liberales Markenzeichen sind, werden mit Inhalten verknüpft, die zum politischen Kerngebiet der jeweiligen Köpfe passen.

BOB zeigt nur ein Motiv

Spitzenkandidat Marc Hoff etwa fragt neben seinem Porträt: „Warum Kitas so flexibel wie das Leben?“ – die kurze Antwort: „Weil Oberhausen.“ Klar, dass so eine Sprachreduzierung nicht aus den Federn von Alt-Liberalen stammt – dass sich die FDP jüngst verjüngt hat, merkt man auch der Kommunalwahlkampagne an. Sprachlich verspielter als die Parteikonkurrenz sind die gelben Oberhausener auch auf anderen Plakaten: „Gründern hier einen Grund geben“, heißt es auf einem anderen, „Brauchtum braucht Raum“ auf einem weiteren.

Auch interessant

Am einfachsten gemacht hat es sich das Bündnis Oberhausener Bürger (BOB). Dass man im Bündnis Sparsamkeit groß schreibt, konnte man erst jüngst der Meldung entnehmen, die BOB-Fraktion habe Fraktionsgeld an die Stadt zurücküberwiesen. Passend dazu ist lediglich ein Motiv in 300-facher Ausführung in Oberhausen verteilt: „Mitdenken, Mitreden, Mitmachen“ heißt es darauf. Ob damit genug gesagt ist, werden die Wähler am 13. September entscheiden.