Mülheim. Das Hochwasser hält die Stadt in Atem und ein Mülheimer gewinnt den Nobelpreis. Ein (fast corona-freier) Überblick der wichtigsten Themen 2021.

Das Hochwasser bestimmt seit Juli die Schlagzeilen in Mülheim. Dazu sorgt ein Großbrand für einen spektakulären Feuerwehreinsatz. Die Bundestagswahl bestimmt auch die Lokalpolitik und ein Mülheimer gewinnt einen der berühmtesten Preise der Welt. Ein (fast corona-freier) Überblick über die wichtigsten Themen im Mülheimer Jahr 2021.

- SCHLAGZEILEN DES JAHRES

Mülheim wird von einem der schwersten Hochwasser der jüngeren Vergangenheit heimgesucht

Die Schleuseninsel wurde vom Hochwasser in Mülheim wohl am schlimmsten in Mitleidenschaft gezogen.
Die Schleuseninsel wurde vom Hochwasser in Mülheim wohl am schlimmsten in Mitleidenschaft gezogen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Unbewohnbare Häuser in Mintard, große Schäden an der Schleuseninsel, Landunter auf dem Campingplatz, Evakuierungen eines Seniorenheims am Ruhrufer, dazu das spektakuläre Sinken der Moornixe: Das Ruhr-Hochwasser im Juli hat die Stadt in Atem gehalten.

Bis zum 3. August wurde das Trinkwasser in Mülheim und einigen angrenzenden Städten gechlort, nachdem das Hochwasser die Wassergewinnungsanlage der RWW in Styrum überflutet hatte und die biologische Filterung dadurch gestört worden. Bereits vor der Flut war es zu einer Chlorung des Trinkwassers gekommen, weil im Juni bei einer routinemäßigen Kontrolle im Styrumer Wasserwerk E-coli-Bakterien gefunden worden waren. In der Folge musste auch das Styrumer Naturbad geschlossen werden.

Chemie-Nobelpreis: Benjamin List macht es wie Karl Ziegler

Es war die Sensation des Jahres: Benjamin List, Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung, gewann gemeinsam mit seinem schottischen und in den USA forschenden Kollegen David W. C. MacMillan den Nobelpreis für Chemie. List ist nach Karl Ziegler im Jahr 1963 der zweite MPI-Forscher, dem diese Auszeichnung zuteil wird. Ausgezeichnet wurde das Duo für die Entwicklung der asymmetrischen Organokatolyse. Dabei handelt es sich um ein neues Instrument zum Aufbau von Molekülen.

- MÜLHEIMER LOKALPOLITIK

CDU und Grüne besiegeln Zusammenarbeit im Stadtrat

Seit Ende Januar wird der Mülheimer Stadtrat von einer schwarz-grünen Koalition geführt. Schon seit der Kommunalwahl waren die beiden Parteien als designierte Partner gemeinsam aufgetreten, nun machten beide Lager mit einem Kooperationsvertrag die Zusammenarbeit offiziell. Die Voten der beiden Parteien fielen dabei eindeutig aus.

Führen die neue Koalition an: Die CDU-Fraktionsvorsitzende Christina Küsters und Grünen-Fraktionschef Tim Giesbert.
Führen die neue Koalition an: Die CDU-Fraktionsvorsitzende Christina Küsters und Grünen-Fraktionschef Tim Giesbert. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ihre erste Bewährungsprobe zu bestehen hatten die Koalitionäre bereits im Februar mit dem Beschluss des Haushalts für 2021. Dabei hatte Schwarz-Grün die vom Kämmerer aufgerufenen Kürzungen der Kita-Zuschüsse komplett verworfen und die OGS-Zuschüsse deutlich weniger gekürzt. Gespart werden soll unter anderem durch die mittlerweile erfolgte Auflösung der Wirtschaftsförderung, eine Neuorganisation des Jobcenters, Umstellungen in der Verwaltung oder die Streichung der Chefstelle im Amt für Kinder, Jugend und Schule.

Mülheimer Stadtteilbibliotheken bleiben bestehen

Die zunächst vorgesehene Schließung der Stadtteilbüchereien zur Einsparung von 400.000 Euro ab 2023 wurde im Juli vom Rat wieder zurückgenommen. Statt acht werden in den kommenden Jahren nur sechs Stellen nicht wiederbesetzt. Damit werden 300.000 Euro eingespart. Die fehlenden 100.000 Euro werden an anderen Stellen eingespart.

Im November beschloss der Rat dann auch noch den kommenden Haushalt – und zwar gleich im Doppelpack für 2022 und 2023. Statt kräftigen Steuererhöhungen oder schmerzhaften Einsparungen wollen CDU und Grüne diesmal sogar kleine Gestaltungsakzente setzen. Der Doppelhaushalt wurde mit 42 von 50 möglichen Stimmen im Rat beschlossen.

Lüngen und Grobe neu dabei: Mülheim hat wieder fünf Dezernenten

Neu im Verwaltungsvorstand: David A. Lüngen, Dezernent für Schule, Jugend und Sport, sowie Dr. Daniela Grobe, Dezernentin für Gesundheit, Soziales und Kultur.
Neu im Verwaltungsvorstand: David A. Lüngen, Dezernent für Schule, Jugend und Sport, sowie Dr. Daniela Grobe, Dezernentin für Gesundheit, Soziales und Kultur. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Gegen Proteste der Opposition durchgesetzt hat sich die neue Ratsmehrheit auch bei ihrer Forderung nach einem fünften Dezernenten. Das frühere Dezernat von OB Marc Buchholz wurde nicht nur nachbesetzt, sondern aufgeteilt. Den Bereich Schule, Jugend und Sport verantwortet seit diesem Jahr David Lüngen, während Daniela Grobe für die Themen Gesundheit, Soziales und Kultur verantwortlich zeichnet. Darüber hinaus wurde entschieden, dass Bau- und Umweltdezernent Peter Vermeulen nach dem 30. April 2022 in keine weitere Amtszeit gehen wird. Als seinen Nachfolger haben die Grünen Chef-Stadtplaner und Wirtschaftsförderer Felix Blasch vorgeschlagen.

SPD siegt bei der Bundestagswahl und schickt Sebastian Fiedler nach Berlin

Im Spätsommer bestimmte die Bundestagswahl die Schlagzeilen. Am Ende war die SPD mit 32,4 Prozent der Zweitstimmen die stärkste Kraft in Mülheim vor der schwächelnden CDU (23,8) und den stärker werdenden Grünen (15,8). Das Direktmandat sicherte sich deutlich der SPD-Kandidat Sebastian Fiedler. Er setzte schon unmittelbar nach der Wahl auf eine Ampelkoalition.

Sebastian Fiedler gewann das Direktmandat und sitzt nun für die SPD im Bundestag.
Sebastian Fiedler gewann das Direktmandat und sitzt nun für die SPD im Bundestag. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Am 6. Oktober ist die Bindung des vor zwei Jahren durchgeführten Bürgerentscheids zur Sanierung der VHS in der Müga ausgelaufen. Obwohl der Architekt Dietmar Teich im März das Gebäude begutachtet hatte, ist immer noch keine Lösung in Sicht. Im Doppelhaushalt fehlt ein Posten zur Sanierung des Gebäudes in der Müga.

- KATASTROPHEN UND UNFÄLLE

Großbrand hält Mülheimer Feuerwehr in Atem

Anfang Februar hielt ein Großbrand Mülheim in Atem: Der ehemalige Real-Markt an der Weseler Straße brannte lichterloh. Den Einsatz bezeichnete die Feuerwehr später als einen der größten der vergangenen Jahrzehnte. Die Arbeiten wurden durch Schnee und Eis erschwert. Mittlerweile hat in dem geretteten Gebäudeteil das Hafencenter mit einem großen Edeka-Markt eröffnet.

Schnee und Eis erschwerten die Löscharbeiten am ehemaligen Real-Markt an der Weseler Straße.
Schnee und Eis erschwerten die Löscharbeiten am ehemaligen Real-Markt an der Weseler Straße. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Drei Monate später brannte es in der Nachbarschaft ein weiteres Mal. Auf dem Gelände von DHC Solvent Chemie an der Timmerhellstraße bestand sogar zwischenzeitlich Explosionsgefahr, weil sich Chemikalien entzündet hatten.

Zwei Brände in Mülheim enden tragisch

Weniger glimpflich endete ein Wohnungsbrand Ende Juni an der Thüringer Straße in Broich. Bei dem Brand, der laut Polizei vom Akku eines Rollstuhls ausgegangen war, kamen zwei Menschen ums Leben. Am selben Abend stürzte sich ein 84-Jähriger in der Stadtmitte aus dem vierten Stock.

Am Entenfang kam es am 19. August zu einem Brand in einem Mobilheim, nachdem ein Gasbrennofen in Brand geraten war. Eine 74-jährige Frau verstarb noch vor Ort, später erlag ein Mann seinen schweren Brandverletzungen.

Verkehrsunfälle kosten mehrere Menschenleben

In Höhe des Bahnhofs Mülheim-West ereignete sich am 19. Dezember ein schwerer Autounfall mit Todesfolge.
In Höhe des Bahnhofs Mülheim-West ereignete sich am 19. Dezember ein schwerer Autounfall mit Todesfolge. © Justin Brosch | JUSTIN BROSCH

Tragische Verkehrsunfälle führten überdies zu drei Todesfällen: Im April verlor ein 86-Jähriger auf einem Rewe-Parkplatz in Speldorf die Kontrolle über sein Auto und schleifte eine Frau mit. Ende August wurde ein 69-Jähriger in Styrum durch einen anfahrenden Lkw schwer verletzt. Er starb zwölf Tage später im Krankenhaus. Und erst kurz vor Weihnachten krachte ein 27-Jähriger mit seinem BMW am Bahnhof West in einen Oberleitungsmast. Durch den Aufprall wurde der Pkw in zwei Teile gerissen. Der Fahrer starb im Krankenhaus.

Brutale Attacke auf dem RS1 sorgt für großes Aufsehen

Ein Zusammenstoß der verfeindeten Rockergruppen Hells Angels und Bandidos aus dem Jahr 2013 beschäftigt die Polizei noch heute. An einem spektakulären Vorfall in Oberhausen inklusive Schüssen sollen auch zwei Mülheimer beteiligt gewesen sein. Während der eine nach wie vor flüchtig ist, konnte die Polizei Ende Oktober einen 34-Jährigen festnehmen. Er war nach einer Razzia am 2. September ins Visier der Ermittler geraten.

Für großes Aufsehen sorgte auch eine unvorstellbar brutale Attacke auf dem Radschnellweg. Ein 37-jähriger Mülheimer, der an paranoider Schizophrenie leidet, glaubte den Teufel vor sich, als er einen 80-jährigen Fußgänger aus Essen mit roher Gewalt fast totschlug.

Kriminalität in Mülheim reicht sogar bis zum Mord

In ein psychiatrisches Krankenhaus wurde ein 35-Jähriger eingeliefert, nachdem er in Styrum seine Mutter erstochen haben soll. Beamte fanden den leblosen Körper in einem Mehrfamilienhaus an der Ulan-Becker-Straße.

Rund um die Haltestelle Mülheim-Stadtmitte kam es im April zu einer Massenschlägerei.
Rund um die Haltestelle Mülheim-Stadtmitte kam es im April zu einer Massenschlägerei. © ANC-News | ANC-NEWS

Eine Mordkommission richtete die Polizei auch nach einer Auseinandersetzung zweier Männer an der Haltestelle Stadtmitte ein. Einer der Kontrahenten war ungebremst auf den Boden aufgeschlagen und hatte das Bewusstsein verloren. Bereits im April war es an selber Stelle zu einer Massenschlägerei zwischen 50 bis 100 Jugendlichen und jungen Erwachsenen gekommen. Die Vorkommnisse entfachten eine Sicherheitsdebatte in Politik und Verwaltung.

- WAS SICH IN DER STADTPLANUNG GETAN HAT

Zwei spannende Flächen und ein grünes Hochhaus sollen entstehen

Die „Parkstadt“ auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände in Speldorf ist das wohl spannendste Mülheimer Städtebauprojekt der kommenden Jahre. Im Oktober wurde der Siegerentwurf für den städtebaulichen Wettbewerb gekürt. Ein See soll in der Mitte des Areals entstehen. Die Entwürfe mit Hochhäusern sorgen aber nicht überall für Begeisterung.

Gemeinsam mit den ansässigen Unternehmen will die Stadt ein 45 Hektar großes Areal zwischen Innenstadt und Aldi-Zentrale in Styrum entlang der Friedrich-Ebert-Straße entwickeln. Eine Absichtserklärung unterzeichneten die Friedrich-Wilhelms-Hütte, Thyssenkrupp Schulte, Thyssenkrupp Materials Services, Aldi Süd und RWW. 2022 sollen die Rahmenbedingungen für einen städtebaulichen Wettbewerb stehen.

So könnte ein Pflanzenmodul an der künftigen Fassade des Hochhauses am Hans-Böckler-Platz aussehen. Auf dem Bild wird es vom SWB-Aufsichtsratsvorsitzenden Heiko Hendricks begutachtet.
So könnte ein Pflanzenmodul an der künftigen Fassade des Hochhauses am Hans-Böckler-Platz aussehen. Auf dem Bild wird es vom SWB-Aufsichtsratsvorsitzenden Heiko Hendricks begutachtet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

11,4 Millionen Euro will das städtische Wohnungsbauunternehmen SWB in seine beiden Hochhäuser in der Innenstadt investieren. Dabei – so die spektakuläre Idee – soll die Fassade begrünt und mit Photovoltaik ausgestattet werden. Das „HochGrünHaus“ wird mit fünf Millionen Euro vom Land gefördert.

Neuer Flughafen-Stadtteil ist begraben

Er ist ein Dauerbrenner im Jahresrückblick: der Flughafen. Im April wurden Pläne für ein komplett neues Stadtquartier mit 6000 Einwohnern begraben. Stattdessen will die schwarz-grüne Ratskoalition nun zwei mögliche Varianten geprüft sehen, die beide die Ansiedlung von neuem Gewerbe beinhalten, während eine auch die Fortführung des Flugbetriebs über 2034 hinaus vorsieht. Dafür hatte sich zu Beginn des Jahres auch die Initiative „Wir bleiben Flughafen“ per Online-Petition eingesetzt. Eines der Highlights des Areals soll die neue Luftschiffhalle werden, für die die WDL nun den Bauantrag eingereicht hat.

Was passiert mit dem Rathausmarkt?

Der heruntergekommene Kiosk auf dem Mülheimer Rathausmarkt soll durch Beschäftigte der Theodor-Fliedner-Stiftung geführt werden.
Der heruntergekommene Kiosk auf dem Mülheimer Rathausmarkt soll durch Beschäftigte der Theodor-Fliedner-Stiftung geführt werden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Um den Mülheimer Rathausmarkt rankten sich in diesem Jahr einmal mehr viele Diskussionen, nicht zuletzt seit der neu ins Leben gerufene Mülheimer Verschönerungsklub Ideen für die Innenstadt einbrachte. Grüner soll er werden, vielleicht sogar wieder mit einem Markt? Ein Schandfleck bleibt der seit Jahren ungenutzte Kiosk, den nun Beschäftigte der Fliedner-Stiftung übernehmen sollen.

RRZ-Umbau lässt auf sich warten, neue Mieter für das Forum

Während der Sanierungsstart im Rhein-Ruhr-Zentrum noch auf sich warten lässt, machen sich im Forum erste Veränderungen bemerkbar – bislang allerdings nur in Form von Leerständen. Mittlerweile stehen allerdings erste Mieter für das neue Forum Medikum fest: Das Deutsche Rote Kreuz wird eine Kita betreiben, zudem zieht die Krankenkasse AOK von der Friedrich-Ebert-Straße ins Center.

- DIE MÜLHEIMER WIRTSCHAFT

Mülheimer Industriestandorte: Einer steht zum Verkauf, einer hat den schon hinter sich

Mal wieder steht ein Mülheimer Industriestandort vor einer ungewissen Zukunft. Der französische Stahlrohrproduzent Vallourec will seine beiden verbliebenen deutschen Werke verkaufen – also auch das an der Dümptener Schützenstraße. In Düsseldorf, dem zweiten Standort, demonstrierten Beschäftigte beider Werke im November für ihre Zukunft. Oberbürgermeister Buchholz berief eine Industriekonferenz ein.

In Düsseldorf demonstrierten auch rund 400 Beschäftigte aus Mülheim für die Zukunft der beiden Vallourec-Standorte.
In Düsseldorf demonstrierten auch rund 400 Beschäftigte aus Mülheim für die Zukunft der beiden Vallourec-Standorte. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bereits verkauft wurde die traditionsreiche Friedrich-Wilhelms-Hütte. Die Georgsmarienhütte veräußerte das Werk in Mülheim an die Hamburger Beteiligungsgesellschaft CE Capital Partners. Im Juni hatte die Hütte eine Millionen-Hilfe der EU erhalten, von der jene Beschäftigte profitieren sollten, die im Vorjahr betriebsbedingt die Kündigung erhalten hatten.

677 Stellen werden bei Siemens gestrichen

Ein weiterer Standort hat mit Stellenabbau zu kämpfen. 677 Beschäftigte weniger soll es bis 2025 bei Siemens Energy geben. Diesen Verlust versuchen die Mülheimer durch Innovationen zum Beispiel im Bereich von Wasserstoff und Wärme zu kompensieren.

Die Frage, wo neue Unternehmen angesiedelt werden können, beschäftigte Mülheim auch im Jahr 2021. Die Stadt stellte im April 93 Hektar als potenzielle Gewerbeflächen in Aussicht. Auf immerhin 11.500 Quadratmetern zwischen Sand- und unterer Aktienstraße entstand bereits ein neuer kleiner Gewerbepark. Die Firmengruppe Laer aus Waltrop investierte vier Millionen Euro in einen Garagen- und Lagerpark. Die 205 Hallen bieten Platz für Garagen, Lager und sogar Büros.

Mülheimer Wirtschaft: Einer kommt, zwei gehen

Am Mülheimer Flughafen entsteht die neue Zentrale der Werkstatt-Kette Pitstop.
Am Mülheimer Flughafen entsteht die neue Zentrale der Werkstatt-Kette Pitstop. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Auf dem „Transfermarkt“ der Wirtschaft hat Mülheim Abgänge und Zugänge zu vermelden. Der Verlust von Tengelmann war schon länger bekannt, in diesem Jahr zog aber auch die Konzernzentrale der Tengelmann-Holding von der Ruhr nach München. Ende November wurde darüber hinaus bekannt, dass die Easy Software AG, die einst noch Expansionspläne in Mülheim geäußert hatte, ihre Zukunft im benachbarten Essen sieht. Den umgekehrten Weg schlägt hingegen Pitstop ein: Der Betreiber von Autowerkstätten baut seinen Firmensitz an der Brunshoffstraße direkt am Flughafen. Auch neu: In die alten Tengelmann-Zentrale ziehen peu à peu neue Mieter ein. Aus Duisburg kam etwa das Unternehmen Standardkessel Baumgarte.

- KLIMA UND UMWELT

Rettung von über 300 Fischen aus dem Dümptener Horbachtal

Zweimal musste die Tierrettung ins Dümptener Horbachtal ausrücken, um dort Fische aus einem Teich zu retten, der komplett auszutrocknen drohte. Über 300 Tiere wurden vorübergehend in einen benachbarten Teich des Tales versetzt.

Klimastreik wird mit 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur größten Demos des Jahres

Größte Demonstration des Jahres: Beim Klimastreik waren im September 1000 Mülheimerinnen und Mülheimer auf der Straße.
Größte Demonstration des Jahres: Beim Klimastreik waren im September 1000 Mülheimerinnen und Mülheimer auf der Straße. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

1000 Bürgerinnen und Bürger gingen bei der größten Demos des Jahres für ein besseres Klima auf die Straße. Zwei Tage vor der Bundestagswahl hatte „Fridays for Future“ zum Klimastreik aufgerufen. Vom Stadthafen aus marschierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedener Generationen durch die Innenstadt.

Bürgerverein schlägt Testtage für ein autofreies Dorf Saarn vor

Testweise autofreie Tage im Dorf Saarn? Das schlug im Oktober der ortsansässige Bürgerverein vor und erntete dafür zum Teil heftige Kritik. Zuvor hatte schon die SPD die Idee einer Fahrradstraße ins Spiel gebracht, bei der dem Zweiradverkehr Vorrang vor den Autos eingeräumt würde.

Stadt und Siemens machen auf dem Wärmesektor gemeinsame Sache

Mit dem Projekt „Mülheim Heat“ machen die Stadt und Siemens Energy auf dem Wärme- und Kältesektor gemeinsame Sache. Beides soll mittels einer Hochtemperatur-Wärmepumpe erzeugt werden. Auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität Mülheims im Jahr 2035 sieht OB Buchholz auf diesem Sektor großes Potenzial.

Abriss einer Mountainbike-Strecke sorgt für Ärger

Mit einem Bagger wird am Montagmorgen des 28. Juni der Mountain-Bike Parcours im Uhlenhorster Wald niedergewalzt. Das vorschnelle Vorgehen sorgte für reichlich Empörung.
Mit einem Bagger wird am Montagmorgen des 28. Juni der Mountain-Bike Parcours im Uhlenhorster Wald niedergewalzt. Das vorschnelle Vorgehen sorgte für reichlich Empörung. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Im Juni ließ Baudezernent Vermeulen über Nacht eine illegal errichtete Mountainbike-Strecke abräumen. Sportlerinnen und Sportler demonstrierten dagegen. Der OB rüffelte Vermeulen öffentlich, Vermeulen entschuldigte sich. Seither sucht die Stadt mit dem neu gegründeten Verein „Trailriders Ruhr“ nach Möglichkeiten, eine legale Strecke zu schaffen.

Ärger um verwucherte Friedhöfe: Stadt kündigt Firma

Viele Mülheimerinnen und Mülheimer beklagten sich über schlecht oder gar nicht gepflegte Friedhöfe. Die Firma, die eigentlich noch bis 2024 für die Pflege zuständig gewesen wäre, bekam Ende Oktober fristlos den Auftrag entzogen.

- MOBILITÄT

Nach Lkw-Brand: Verkehr fließt wieder auf Straße und Schiene

Mit einem riesigen Kran wurden die tonnenschweren Brückenteile über die Autobahn A40 gehoben.
Mit einem riesigen Kran wurden die tonnenschweren Brückenteile über die Autobahn A40 gehoben. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ein Jahr nach dem verheerenden Lkw-Brand auf der A40 bei Styrum ist auch die letzte Behelfsbrücke fertiggestellt, so dass der Zugverkehr seit Anfang September wieder regulär rollen kann. Während des Jahres waren Autobahn und Zugstrecke mehrfach gesperrt, damit die durch den Brand beschädigten Brücken durch Behelfsbrücken ersetzt werden konnten. Der flüchtige Lkw-Fahrer wurde Ende August am Flughafen auf dem Weg in die Türkei gefasst.

Corona, Winter und Bonan – die 2021er Baustellen der Ruhrbahn

Die Ruhrbahn hatte in diesem Jahr nicht nur mit der Corona-Pandemie zu kämpfen: Im Februar machten dem Nahverkehrsunternehmen Schnee und Eis zu schaffen, tagelang wurden kaum Straßenbahnen auf die Schiene gebracht. Einige Monate später sorgte dann eine Foto-Affäre von Geschäftsführer Uwe Bonan für Aufsehen. Sie kostete dem früheren Stadtkämmerer schließlich den Job.

E-Scooter werden seit März in Mülheim verliehen

Seit dem 1. März können E-Scooter in Mülheim geliehen werden.
Seit dem 1. März können E-Scooter in Mülheim geliehen werden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Seit dem 1. März sind sie auch in Mülheim zu sehen: E-Scooter. Die Flitzer stießen aber erwartungsgemäß nicht überall auf Begeisterung. Wegen wilden Parkens auf Gehwegen oder in der Natur gab es vor allem in den ersten Wochen Beschwerden.

- WAS SONST NOCH LOS WAR

90.000 Besucher bestaunen die Körperwelten

Petra Müller ist eine Körperspenderin: Sie hat verfügt, dass ihr Körper nach ihrem Tod den Körperwelten zur Plastination für medizinische Lehrstücke oder als Ausstellungsplastinate zur Verfügung steht.
Petra Müller ist eine Körperspenderin: Sie hat verfügt, dass ihr Körper nach ihrem Tod den Körperwelten zur Plastination für medizinische Lehrstücke oder als Ausstellungsplastinate zur Verfügung steht. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

176 Ausstellungstage lang gastierten zum ersten Mal Gunther von Hagens’ Körperwelten in Mülheim. 90.000 Besucher schauten sich die Plastinate im Technikum auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände an. Direkt nebenan schauten sich 25.000 Besucher die Tonfiguren der Terrakotta-Arme an, die mittlerweile nach Viernheim weitergezogen ist.

24 Millionen Euro für das Mülheimer Glasfasernetz

Der Ausbau des Glasfasernetzes in Mülheim kann beginnen – das vermeldete die Stadt im Juni. Nach Zuwendungen von Bund und Land stehen in Summe 24 Millionen Euro zur Verfügung, die für die Erschließung der 48 Schulstandorte sowie 1200 geförderte Haushalte benötigt werden.

Mathe-Abi zu schwer? Mülheimerin scheitert mit einer Petition

Überfordert fühlte sich nicht nur eine 19-jährige Mülheimer Abiturientin nach ihrer Abschlussklausur im Mathe-Grundkurs an der Freien Waldorfschule. Keine der Aufgaben seien in den Vorklausuren drangekommen, selbst Einserschüler hätten die Aufgaben nicht lösen können. Sie startete daraufhin eine Online-Petition, um eine mildere Bewertung oder gar einen Nachschreibetermin zu erreichen. Der Petitionsausschuss des NRW-Landtags lehnte die Beschwerde ab.

Mülheimer Schulen: Das lange Warten auf Tablets und Luftfilter

Oberbürgermeister Marc Buchholz (li.) und Markus Kettling von der Telekom überreichen 388 Tablets an Sabine Dilbat, Schulleiterin der Realschule Stadtmitte.  
Oberbürgermeister Marc Buchholz (li.) und Markus Kettling von der Telekom überreichen 388 Tablets an Sabine Dilbat, Schulleiterin der Realschule Stadtmitte.   © Stadt Mülheim | Walter Schernstein

Mülheims Schulen mussten gleich in zwei Fällen lange warten. Im März bekam die Stadt endlich fast 5000 Tablets für den Schulunterricht geliefert, weitere 4300 Exemplare für rund zwei Millionen Euro sollen im neuen Jahr an 13 Schulen ausgehändigt werden. Ende September begann die Stadt dann auch mit der Auslieferung der ersten von 650 Luftfiltern, die zur Bekämpfung der Pandemie eingesetzt werden sollen. Bis alle Klassenzimmer bis zur Jahrgangsstufe 6 ausgestattet sind, wird es aber noch dauern.

Mülldetektive: Durchschlagender Erfolg bleibt bislang aus

Eines der drängendsten Probleme in Mülheim ist die immer weiter zunehmende Vermüllung. Dem versucht die Stadt seit Anfang Februar mit sogenannten Mülldetektiven Herr zu werden. Sie sollen Müllsünder auf frischer Tat ertappen. Bis Ende September ging die „mobile Stadtsauberkeits- und Beratungsgruppe“ 1600 wilden Müllkippen nach. Das Projekt wird aufgrund seiner Kosten kritisch beäugt.

Entenfang: Rund 400 Dauercamper atmen auf – sie dürfen bleiben

Nach mehreren Gerichtsverfahren können rund 400 Dauercamper mit illegalem Erstwohnsitz in der Freizeitanlage am Entenfang aufatmen. Das Oberverwaltungsgericht hat die Stadt gemaßregelt und festgestellt, dass durch jahrzehntelang ausgebliebenes Einschreiten quasi eine Dauerwohnanlage am Entenfang entstanden sei. Da Stadt und Betreiber sich endlich auch auf ein Brandschutzkonzept verständigt haben, will die Stadt nun viele der illegalen Wohnsitze auf Dauer dulden.

Verfahren gegen Ex-OB Ulrich Scholten eingestellt

Ein Verdacht der Untreue gegen Mülheims ehemaligen Oberbürgermeister Ulrich Scholten (SPD) hat sich laut Staatsanwaltschaft Duisburg auch bei einem zweiten Ermittlungsverfahren nicht erhärten lassen. Das Verfahren ist im Mai eingestellt worden.

Bundesverdienstkreuz für Auschwitz-Überlebende

Trägerin des Bundesverdienstkreuzes: Die Auschwitz-Überlebende Zilli Schmidt.
Trägerin des Bundesverdienstkreuzes: Die Auschwitz-Überlebende Zilli Schmidt. © Stiftung Denkmal

Lange Zeit hat die heute 96 Jahre alte Zilli Schmidt in Mülheim gelebt. Die heutige Mannheimerin ist eine der letzten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Im April bekam sie Post vom Bundespräsidenten – zweieinhalb Seiten handgeschrieben. Die ehemalige Mülheimerin erhält das Bundesverdienstkreuz.

Weitere Auszeichnungen im Jahr 2021