Mülheim. Jubel an der Bruchstraße in Mülheim: Die Grundschule Dichterviertel gewinnt den Deutschen Schulpreis - und 10.000 Euro. So hat sie es geschafft.
Die Grundschule Dichterviertel in Mülheim hat beim Deutschen Schulpreis Spezial 2020/21 auf ganzer Linie überzeugt und 10.000 Euro gewonnen. Belohnt wird der besondere Einsatz der Schule „für Bildungsgerechtigkeit in der Corona-Zeit“, teilen die Organisatoren des renommierten Wettbewerbs mit.
Mülheimer Grundschule gewinnt in der Kategorie „Bildungsgerechtigkeit“
In diesem Jahr hat es eine Sonderausgabe des Deutschen Schulpreises gegeben: Die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung zeichnen gemeinsam mit der ARD und der Zeit-Verlagsgruppe die besten Schulkonzepte aus, die während der Pandemie entstanden sind. Alle nominierten Schulen werden in ein zweijähriges Schulentwicklungsprogramm aufgenommen - dies hatten die Mülheimer bereits im März erreicht.
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Am Montag, 10. Mai, hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Preisträger live auf dem Deutschen Schulportal bekannt gegeben. Er sagte: „Die Pandemie entblößt unsere Schwächen im Bildungssystem. Das muss anders werden!“ Corona habe aber auch kreative Stärken geweckt, so Steinmeier: „An vielen Schulen haben Schulleiterinnen und Lehrer nicht geklagt, sondern in kürzester Zeit umgedacht und beherzt gehandelt.“
Das gilt ganz besonders für Schulleiterin Nicola Küppers und ihr 20-köpfiges Team an der Bruchstraße. Die Schule ist eingestuft als Brennpunktschule und hat in der Corona-Krise neue Modelle für das digitale Lernen entwickelt. „So sollten auch die Kinder zum eigenständigen Arbeiten befähigt werden, die beim Lernen keine Unterstützung der Eltern erhalten“, heißt es in der Begründung der Wettbewerbsjuroren.
„Riesenstimmung“ an der Grundschule - aber coronakonform
Die Preisverleihung wurde in der Grundschule live verfolgt und glücklich gefeiert - natürlich coronakonform, wie Schulleiterin Nicola Küppers versichert. „Das gesamte Kollegium ist da, aber mit Abstand und frisch getestet.“ Die 194 Kinder mussten zu Hause bleiben und konnten nur digital mitfiebern. Mit einer Ausnahme: Naoual, ein Mädchen aus der dritten Klasse, durfte am Livestream teilnehmen und mit dem Bundespräsidenten in Berlin persönlich sprechen.
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„Es ist eine Riesenstimmung“, schwärmt die Schulleiterin am Montagmittag, sie klingt glücklich und stolz: „Das ist die höchste pädagogische Auszeichnung, die man bekommen kann. Und die Kategorie Bildungsgerechtigkeit, in der wir angetreten sind, ist für mich die zentrale Frage überhaupt.“
Digitale Endgeräte organisiert - „mit hohem Einsatz und viel Fantasie“
In der Laudatio für die Mülheimer Schule wird eine große Erschwernis der Corona-Pandemie herausgestellt: dass Schulschließungen soziale Ungleichheiten zwischen den Elternhäusern noch verschärfen. Die Schule am Dichterviertel habe alles getan, um mit allen Kindern in visuellem Kontakt zu bleiben. „Binnen kurzer Zeit wurde mit hohem Einsatz und viel Fantasie dafür gesorgt, dass jeder Haushalt mit einem digitalen Endgerät ausgerüstet war.“
Die Schule ließ die Familien nicht mit Stapeln von Arbeitsblättern alleine, sondern strukturierte auch den Schulalltag im Distanzunterricht nach einem festen Stundenplan. Täglich finden mehrere feste Videokonferenzen statt, bei denen sich auch die Eltern einloggen können. Dazwischen gibt es Phasen selbstständiger Arbeit, wobei aber immer eine Lehrkraft per Video erreichbar ist und helfen kann.
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Auch Angebote gegen Langeweile und Einsamkeit hat die Grundschule kreiert - etwa eine digitale „Freundschaftsbank“ für Kinder, die sich alleine fühlen. Die Jury des Deutschen Schulpreises ist von dem Gesamtpaket sehr angetan: So seien „auch in dieser Zeit an der Grundschule am Dichterviertel die Menschen gewachsen“. Und die Eltern bekämen das Gefühl, „dass eine solche Schule ihnen nicht eine weitere Last auf die Schultern legt, sondern sie ihnen nimmt und sie begleitet“.
Von den 10.000 Euro Preisgeld sollen „Lernwaben“ gekauft werden
Auch über die 10.000 Euro freut sich die Grundschule Dichterviertel sehr. Das Schülerparlament durfte mitentscheiden, wofür das Preisgeld verwendet wird, nun werden „Lernwaben“ angeschafft: „Digitale Sendeplätze, wo Kinder sich mit ihrem Tablet zurückziehen und am digitalen Unterricht teilnehmen können“, erläutert Nicola Küppers.
Lob von der Schulministerin
Schulministerin Yvonne Gebauer hat prompt reagiert und lobt die drei Preisträger aus Nordrhein-Westfalen. „Die prämierten Schulen beweisen, dass exzellente Bildung krisenfest ist“, schreibt Gebauer.
Mit ihren wegweisenden Konzepten hätten sie viele positive Entwicklungen auf den Weg gebracht, von denen auch andere Schulen profitieren könnten.
Auch Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz freut sich über die Auszeichnung für das Grundschulteam. Er will Schulleiterin Nicola Küppers in die nächste Sitzung des Bildungsausschusses einladen, um ihre Arbeit vorzustellen.
Während die Mülheimer in der Kategorie „Bildungsgerechtigkeit fördern“ siegten, gab es Preise für sechs weitere Schulen in anderen Themengebieten. Aus Nordrhein-Westfalen sind dies die Städtische Gesamtschule Körnerplatz in Duisburg und eine Gesamtschule in Münster. Elf weitere Finalisten bekommen einen Anerkennungspreis in Höhe von 5000 Euro. Insgesamt hatten sich 366 Schulen aus ganz Deutschland um den Deutschen Schulpreis Spezial beworben.
Ausführliche weitere Infos gibt es im Netz auf deutscher-schulpreis.de. Dort kann man sich auch eine Videoaufzeichnung der Preisverleihung anschauen.