Mülheim. Nach dem Oster-Einsatz musste die Tierrettung am Dienstag schon wieder ins Mülheimer Horbachtal ausrücken. Hunderte Tiere drohten zu verenden.

Nach dem Einsatz am Karsamstag rückte die Tierrettung Essen auf Alarmierung der Stadt Mülheim am Dienstag erneut ins Horbachtal aus, um dort Fische aus dem Teich zu retten, der komplett auszutrocknen droht. Diesmal fischten die Retter noch mehr Tiere aus dem Tümpel.

Am Karsamstag hatte die Untere Wasserbehörde des Mülheimer Umweltamtes die Tierrettung ein erstes Mal mit einer Rettungsaktion an einem der ehemaligen Teiche der Berg-Brauerei beauftragt. Normalerweise ist in einem solchen Fall die Feuerwehr erste Ansprechpartnerin der Behörde, Anwohner hatten aber bereits die Tierrettung eingeschaltet. 60 Fische, darunter mehrere Kilo schwere Karpfen, deren Flossen schon aus dem flachen Wasser zappelten, hatten die Tierretter am Karsamstag mit Keschern rausgefischt und vorübergehend in einem anderen Teich im Tal wieder freigesetzt.

„Man konnte die Flossen der ganz großen Fische an der Wasseroberfläche erkennen“

Am Dienstag nun wieder Alarm für die Tierretter, weil offensichtlich noch reichlich weitere Tiere im Teich zu verenden drohten. „Der Teich verlor weiter an Wasser“, so Stephan Witte, der Vorsitzenden der Tierrettung. „Man konnte die Flossen der ganz großen Fische an der Wasseroberfläche erkennen.“

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Mit zwei Einsatzfahrzeugen, schwerem Gerät und fünf ehrenamtlichen Tierrettern rückte die Essener Organisation gegen 15.30 Uhr erneut aus. Laut Stephan Witte, dem Vorsitzenden der Tierrettung, fischten er und seine Mitstreiter diesmal gar um die 250 Fische aus dem Gewässer, um sie erneut in den anderen Teich im Horbachtal zu bringen. „Es war deutlich aufwändiger als am Samstag“, resümierte Witte am Mittwochmorgen den Einsatz unter widrigen Witterungsverhältnissen.

Einsatz im Schneetreiben musste um 22 Uhr abgebrochen werden

Fünf ehrenamtliche Helfer der Tierrettung Essen waren am Dienstag im Einsatz.
Fünf ehrenamtliche Helfer der Tierrettung Essen waren am Dienstag im Einsatz. © KDF-TV & Picture

Der Einsatz dauerte laut Witte bis 22 Uhr. Der Teich wurde dazu im teils dichten Schneetreiben ausgeleuchtet. Den Einsatz habe man schließlich aus Sicherheitsgründen abbrechen müssen, so Witte. Eigentlich hätten die Retter das Ziel verfolgt, in Handarbeit einen Ablauf aus dem Teich zu schaffen, um das Gewässer komplett trockenzulegen und alle Fische rausholen. Das sei am Dienstag aber nicht gelungen. Einen Auftrag dazu soll es laut Stadtverwaltung auch nicht gegeben haben.

250 Fische, darunter erneut schwere Karpfen und sogar Welse, sind gerettet worden. Unklar ist, wie viele Fische noch in dem Teich sind. Die Essener Tierrettung rechnete am Mittwochmorgen mit einer weiteren Beauftragung durch das Mülheimer Wasserbehörde, um die Rettungsaktion fortzusetzen.

Anwohner berichten auch von drei Wasserschildkröten am Teich

Die wird es aber nicht geben, sagte Ulrike Bresa, die Leiterin der Unteren Wasserbehörde, später am Tag im Gespräch mit dieser Redaktion. „Ich denke, den Rest wird die Natur regeln.“ Enten hätten schon am Dienstag ein Festessen gehabt, man werde die restlichen Fische ihnen überlassen, schließlich sei es ihr natürlicher Lebensraum.

Auch am Dienstag dauerte die Rettungsaktion mehrere Stunden und bis in den späten Abend hinein an.
Auch am Dienstag dauerte die Rettungsaktion mehrere Stunden und bis in den späten Abend hinein an. © KDF-TV & Picture

Dass der Teich im Horbachtal voll mit Fischen war, ist dem Mülheimer Umweltamt laut Bresa vor Ostern nicht bekannt gewesen, bis Anwohner den Alarm geschlagen haben. Sie wiederholte, was am Dienstag schon ein Stadtsprecher geäußert hatte: Vermutlich hätten vermeintliche Tierliebhaber die Fische dort irgendwann ausgesetzt – und diese sich dann vermehrt. Anwohner berichteten der Behörde, auch drei Wasserschildkröten am Teich gesehen zu haben. Sie waren jetzt aber nicht zu entdecken, haben sich laut Bresa wohl aufgrund der Kälte irgendwohin zurückgezogen.

Stadt muss Lösung für die Teiche und die Fische finden

Bresa erklärte noch einmal, dass die Teiche, einst für die Kühleisgewinnung der früheren Brauerei Berg angelegt, im Horbachtal gänzlich ungeeignet seien als Lebensraum für Fische, weil das Gewässer im weiteren Verlauf in einen Kanal und zur Kläranlage am Kasslerfeld geleitet werde. So sei den Fischen das Wandern, etwa zum Laichen, nicht möglich. Außerdem widerspreche Fischhaltung in den Teichen den Vorgaben des Wasserhaushaltsgesetzes und der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Durch die Exkremente der Fische komme es zur Sauerstoffzehrung, die Wasserqualität des kleinen Baches werde übermäßig verschlechtert.

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Wie geht es nun weiter mit den Teichen im Horbachtal? „Das ist nicht meine Entscheidung“, sagt Bresa. Unterhaltungspflichtig aber sei die Stadt. Hier muss nun eine Entscheidung herbeigeführt werden, was mit den Fischen, die vorerst allesamt in den mittleren der ursprünglich drei Brauerei-Teiche im Horbachtal eingelassen wurden, passieren soll. Auch über eine Zukunft der Teiche werde zu reden sein, befürchtet Bresa, „dass die Teiche der nächsten Hitzeperiode nicht standhalten und es dann ernst wird“.

Renaturierung des Horbaches wäre wohl eine kostspielige Angelegenheit

Eine Renaturierung und Freilegung des Horbachs war 2019 im Projektkatalog der Stadt zur Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 2027 aufgeführt. Bresa ist allerdings skeptisch, ob sich dieses Vorhaben realisieren lässt. Planungstechnische Hürden wie die Querung von Bahnlinie und Industrieareal (Mannesmanngelände und andere) ließen das Ganze wohl auch eine äußerst kostspielige Angelegenheit werden.