Mülheim. Die Mülheimer Debatte über den Städtebau-Wettbewerb zum Flughafen-Areal ist vertagt. Gleichzeitig starten Flughafen-Befürworter eine Petition.
Die neue Initiative „Wir bleiben Flughafen“ hat eine Online-Petition zum Erhalt des Flughafens Essen-Mülheim über das Jahr 2034 hinaus gestartet. Derweil nimmt die Stadtverwaltung ihren Fuß vom Gaspedal und zieht ihre Beschlussvorlage zur Auslobung eines Städtebau-Wettbewerbs für das 140 Hektar große Areal zunächst zurück.
Überraschend hatte die Stadtverwaltung für den am Freitag anstelle des Stadtrates tagenden Hauptausschuss eine Beschlussvorlage eingebracht, mit der die Politik einen städtebaulichen Wettbewerb zur Nachnutzung des Flughafen-Areals hätte absegnen sollen. Irritiert bis erbost hatten Flughafen-Befürworter reagiert, weil im Auslobungstext ausdrücklich geschrieben stand, die Gesellschafter Essen und Mülheim würden den Flughafen-Betrieb 2034 aus wirtschaftlichen Gründen einstellen. Die etwa von OB Marc Buchholz (CDU) andiskutierte Option, doch noch weiterzufliegen und den Flughafen etwa als Ruhrgebiets-Drehkreuz für Drohnen oder Flugtaxis zu entwickeln, findet in den Vorlagen nicht in einem Nebensatz Erwähnung.
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Mülheims Stadtverwaltung zieht Beschlussvorlage vorerst zurück
Nach der Sitzung des Ältestenrates am Donnerstag zog die Stadtverwaltung ihre Vorlage nun vorerst zurück, um doch noch den Planungsausschuss als zuständiges Fachgremium mitdiskutieren zu lassen. Als Begründung ließ OB Buchholz verkünden, dass die Bewilligungsbehörde für den vom Land geförderten Wettbewerb Anfang der Woche eine Fristverlängerung für die Ausschreibung verkündet habe.
So hätten die Städte Essen und Mülheim nun doch mehr Zeit, die Beteiligung der Planungspolitik (ursprünglich war eine städteübergreifende Sitzung angekündigt) und Bürgerbeteiligung abzustimmen. Dies soll laut Aussage von Planungsamtsleiter Felix Blasch in den vergangenen Monaten unter anderem wegen Corona nicht möglich gewesen sein. Weil sich die Abstimmung mit der Stadt Essen hingezogen habe, habe man für den Planungsausschuss am 26. Januar noch kein Papier zur Diskussion stellen können.
Online-Petition zählte am Donnerstagmittag bereits 1200 Unterstützer
Die Initiative „Wir bleiben Flughafen“ hat derweil eine Unterschriften-Aktion und eine Online-Petition für einen Flugbetrieb über das Jahr 2034 hinaus gestartet. Bürger sind etwa aufgefordert, sich unter wirbleibenflughafen.de selbst Formulare herunterzuladen und Unterschriften pro Flughafen-Erhalt zu sammeln. Die Online-Petition unter Change.org, die sich an die Stadträte und Oberbürgermeister in Essen und Mülheim richtet, zählte am Donnerstagmittag gegen 12 Uhr bereits 1200 Unterstützer.
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Die Industrie- und Handelskammer (IHK) begrüßte aktuell, dass die Masterplanung für den Flughafen fortgesetzt werden soll. Die Unternehmen am Flughafen-Areal benötigten dringend Planungssicherheit. Gleichzeitig forderte die IHK mit Blick auf die Kooperationsvereinbarungen von CDU und Grünen in Essen und Mülheim, dass der Prozess tatsächlich ergebnisoffen geführt wird.
IHK fordert Weiterentwicklung zum Geschäftsflughafen
„Warum wird nicht geprüft, ob neben der städtebaulichen Perspektive der Flugbetrieb erhalten bleiben kann?“, fragt IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Püchel. Aus Sicht der IHK stellt ein Geschäftsflughafen einen Standortvorteil bei der Ansiedlung neuer mittelständischer Betriebe dar. Darüber hinaus könne er „eine Rolle bei der Entwicklung von innovativ-technologischen Ansätzen im Bereich der Mobilität spielen“.
Auf dem Gelände des Flughafens werde in den nächsten Jahren „Zukunft geschrieben. Daher dürfen wir den Blick nicht einengen, sondern sollten alle Optionen auf den Tisch legen“, so Püchel. Dazu zählt aus Sicht der IHK auch die Beibehaltung des Flugbetriebs verbunden mit einer gewerblichen Entwicklung.