Mülheim. Die Ruhrbahn trennt sich von Geschäftsführer Uwe Bonan. Ein geschmackloses Bild, das er bei Whatsapp geteilt haben soll, wird ihm zum Verhängnis.
Erst im April segnete der Ruhrbahn-Aufsichtsrat noch einstimmig eine Vertragsverlängerung für ihren Geschäftsführer und ehemaligen Mülheimer Stadtkämmerer Uwe Bonan ab - mit Gehaltserhöhung. Nur einen Monat später ist Bonan die „persona non grata“ im Nahverkehrsunternehmen. Er soll gehen. Wegen eines Bildes, das er via Whatsapp in eine Runde von hochrangigen Führungskräften bei der Ruhrbahn gesendet hat.
In den vergangenen Tagen ist die Gerüchteküche hochgekocht, es könne zu diesem Schritt kommen. Die Runde macht, dass Bonan versehentlich ein geschmackloses Foto in den Chat einer Whatsapp-Gruppe mit rund zehn Ruhrbahn-Führungskräften geschickt haben soll.
Geschmackloses Foto in Whatsapp-Gruppe könnte Bonan den Job kosten
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So geschmacklos, dass sich im Umfeld der Ruhrbahn nach Recherchen dieser Redaktion niemand mehr hinter Bonan versammeln möchte. Seine Reputation im Unternehmen sei derart stark beschädigt, hieß es, dass man mit ihm kaum weitermachen könne. Kommt es zeitnah zur Auflösung seines gerade erst verlängerten Geschäftsführer-Vertrages?
Die Ruhrbahn bestätigte am Mittwochabend Gespräche zur Vertragsauflösung, die der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Beul führe. Bonan habe das Gespräch gesucht, er wolle „aus persönlichen Gründen“ als Geschäftsführer ausscheiden, hieß es da. Dem Vernehmen nach soll nächste Woche der Aufsichtsrat den Deckel draufmachen.
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Bonan selbst soll nun schon länger nicht im Betrieb sein, von einer Krankmeldung ist die Rede, das blieb zunächst aber unbestätigt. Der Ruhrbahn-Chef war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Schon die Vertragsverlängerung der Ruhrbahn-Chefs Ende April lässt aufhorchen
Schon die Vertragsverlängerung mit beiden Ruhrbahn-Geschäftsführern (neben Bonan ist dies Michel Feller auf Ticket der Essener Gesellschafter) lässt aufhorchen. Erst am 30. April soll der Aufsichtsrat der Ruhrbahn diese einstimmig durchgewunken haben. Doch im Umfeld soll es kräftig geknirscht haben – nicht nur, weil Bonan und Feller im hoch defizitären Nahverkehrsbetrieb, der während der Corona-Pandemie zusätzlich unter massivem Fahrgastschwund leidet, eine Gehaltserhöhung „als Inflationsausgleich“ gewährt worden sein soll.
So viel verdient Uwe Bonan bei der Ruhrbahn
Nach der Aufregung um Boni-Zahlungen im Jahr 2017 verzichteten die Ruhrbahn-Chefs Uwe Bonan und Michael Feller im Jahr 2018 auf ihre Tantieme.
Im folgenden Jahr erhielt Bonan laut Beteiligungsbericht der Stadt 416.000 Euro, Feller 395.000 Euro, darunter Boni-Zahlungen in Höhe von 31.000 beziehungsweise 48.000 Euro sowie Rückstellungen zur Altersvorsorge in Höhe von 168.000 Euro (Bonan) und 136.000 Euro (Feller).
Auch die neuen Vertragslaufzeiten ließen aufhorchen. Üblicherweise werden solche Verträge um fünf Jahre verlängert. Feller bekam laut informierter Kreise nur vier, Bonan gar nur drei Jahre oben drauf. Offenbar ein Deal zwischen den Fronten, die sich in den ersten Jahren nach der Fusion zwischen den Städten Mülheim und Essen als Gesellschafter der Ruhrbahn verhärtet haben. Auf den Punkt gebracht: Essen forciert den ÖPNV-Ausbau, Mülheim will sparen. Essen misstraut Bonan, Mülheim Feller. In Zukunft, so ist zu hören, soll die Ruhrbahn sich auf einen Geschäftsführer beschränken. Möglicherweise wird dies nun früher Realität als gedacht.
Mitunter beißende Kritik an Bonans Bestellung zum Ruhrbahn-Chef hielt sich
2017 hatte die Berufung Bonans zum Geschäftsführer des neu geschaffenen Fusionsbetriebs der Ruhrbahn (Essener Verkehrs AG und Mülheimer Verkehrsgesellschaft) für Schlagzeilen gesorgt. Nicht wenige kritisierten, wie man dem damaligen Mülheimer Stadtkämmerer Bonan diesen Karriere- und (enormen) Gehaltssprung ermöglichen konnte.
Nicht vom Fach, war da noch einer der harmloseren Kritikpunkte, die nicht nur im Rathaus und der Politik fest verankert blieben. Oder dass Bonan zuvor als Kämmerer mit aller Verve für Millionenkürzungen in Mülheims Nahverkehrsangebot geworben hatte. Wie, so die beißende Kritik, würde er in Zukunft glaubhaft genau diesen Betrieb vertreten sollen, dem er zuvor an die Substanz wollte?
Kämmerer Bonan hatte mehrere Großbaustellen im Haushalt hinterlassen
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Der Wechsel Bonans aus Mülheims Kämmerei, die nicht lange zuvor die Überschuldung der Stadt hatte verkünden müssen, an die Spitze des Nahverkehrsbetriebes war unter Beteiligung des Mülheimer Ex-OB Ulrich Scholten (SPD) im stillen Kämmerchen vorbereitet worden. Bonan hatte auf mehreren Feldern der Haushaltsbewirtschaftung keine gute Figur abgegeben, etwa bei der Abwicklung des Zinswetten-Desasters, bei Kreditgeschäften mit dem Schweizer Franken oder bei Mülheims kostspieligen ÖPP-Projekten (Hauptfeuerwache, Schulen).
Schnell sorgte auch die Nachricht für einen Aufschrei, dass Bonan und seinem Co-Geschäftsführer Feller üppige Boni zugestanden wurden. Und das in einem hoch defizitären Nahverkehrsbetrieb, der seinerzeit nicht mal in der Lage war, den Sanierungsstau in der Mülheimer ÖPNV-Infrastruktur zu beheben oder dem Personalmangel im Fahrbetrieb aufzulösen.