Mülheim. Rund eine Woche nach Beginn des E-Scooter-Verleihs zeigt sich Mülheim zufrieden: Die Nachfrage ist da, die Beschwerden gering. Ob es so bleibt?

Rund eine Woche nach dem Start der E-Scooter in Mülheim zeigt sich die Stadt zufrieden mit dem Ergebnis: Die Nachfrage scheint gegeben, Unfälle mit Scootern habe man nicht verzeichnet und bis auf wenige Ausnahmen hielten sich die Nutzer an die Abgabe-Zonen – diese will man mit Markierungen bald besser hervorheben. Doch von Bürgern kommen auch Beschwerden.

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Beschwerden über Fahren auf Gehwegen und Wildparken

Und die betreffen zum einen das - verbotene - Fahren auf Gehwegen, zum anderen eben ein offenbar wildes Abstellen außerhalb der von der Stadt definierten Zonen. Auch melden Leser von Scootern blockierte Gehwege und Fälle von „Wildparken“, das eigentlich durch die Vorgaben eingeschränkt werden sollte. „Wir wollen uns dem neuen Mobilitätsgedanken nicht versperren, aber wir hatten Befürchtungen, dass das wilde Abstellen ähnliche Ausmaße annehmen könnte wie der Fahrradverleih“, sagt Bernd Otto, Leiter des Ordnungsamtes.

Damals hatte der Anbieter Byke die Ruhrstadt mit Leihfahrrädern überschwemmt, die frei in der Stadt abgestellt werden konnten. Die bald überall herumliegenden Zweiräder sorgten für blockierte Wege und ein übles Stadtbild - übrigens nicht nur in Mülheim.

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Außerhalb der Zonen gilt das berüchtigte Freefloating-System

Auf diesem Niveau sind die E-Scooter derzeit nicht, was Stadtsprecher Thomas Nienhaus auch dem Mülheimer Konzept zuschreibt, das in Absprache mit den Anbietern bestimmte Abstellzonen definiert und darin gesondert 76 Stationen bestimmt hat, in denen die Fahrzeuge abgeholt und abgestellt werden sollen. Ob dies allerdings so genutzt wird, hängt vom Anbieter ab, der es aus logistischen und Kostengründen so einrichtet.

Jedoch: Außerhalb dieser Zonen – die hauptsächlich auf die Innenstadt sowie Stadtteilkerne beschränkt sind – gilt weiterhin das inzwischen berüchtigte „Freefloating-System“. Hier also können die Scooter überall dort abgestellt werden, wo man will und es der Anbieter erlaubt. Notfalls sogar vor der eigenen Haustür.

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Manche Nutzer treiben Schabernack

Wie gut funktioniert damit die Auflage der Stadt? Die Verleiher Tier und Lime etwa haben in ihren Apps zwar solche Zonen, in denen das Abstellen nicht erlaubt ist, rot gekennzeichnet. Dazu zählen etwa die Ruhrauen, der Duisburg-Mülheimer Wald am Uhlenhorst oder der Witthausbusch. Doch dazwischen ist jede Menge „Luft“. Und die wird durchaus genutzt.

Dass es schon Beschwerden gebe, bestätigt Ordnungsamtsleiter Bernd Otto. Und manche seien beim Abstellen offenbar enorm kreativ, verstecken etwa den Scooter, indem sie ihn die Treppe zur Tiefgarage runtertragen. Das manchmal ungenaue GPS-System der Trittbretter lässt offenbar solchen Schabernack zu.

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Ohne freie Abstellmöglichkeiten büßte der E-Scooter seine Rolle im Verkehr ein

Man müsse jedoch ein Freefloating-System in Teilen zulassen, argumentiert Otto. Denn seinen Vorteil bezieht der Roller aus seiner Flexibilität als Lückenfüller für Strecken etwa von der eigenen Haustür bis zum Bus oder Bahnhof. Schränke man diesen Vorteil ein, würde der Scooter wohl unattraktiv und böte auch keine Alternative mehr etwa zum Auto.

E-Scooter nicht in Fußgängerzonen zugelassen

Auf den richtigen Umgang mit E-Scootern im Stadtverkehr weist die Stadt hin: So dürfen die elektrischen Trittbretter auf Radwegen und der Straße fahren, aber weder auf Gehwegen noch in Fußgängerzonen.

Ferner sind sie für Menschen unter 14 Jahren nicht zugelassen und dürfen ebenso nicht zu zweit genutzt werden. Weitere Verhaltensregeln empfehlen auch die Apps der verschiedenen Anbieter.

Damit verlöre der Scooter seine vielleicht interessanteste, ökologische Funktion im Verkehrsmix, das Auto auf Kurzstrecken elektrisch und – zumindest vor Ort – emissionsfrei ersetzen zu können. Die Nachfrage in Mülheim scheint im Moment noch gegeben: Von 1000 Fahrten berichtet – so Otto – ein Anbieter.

Ob die Tretroller just eine trendige Erscheinung sind oder langfristig ein Erfolg werden, ob die Stadt nach der sechsmonatigen Testphase weitere Weichen stellen muss, entscheidet am Ende ebenso das Verhalten der Nutzer. Die Stadt will mit weiteren Markierungen die Abstellzonen besser kenntlich machen, kündigt Stadtsprecher Thomas Nienhaus an. Das wird voraussichtlich in den kommenden zwei bis drei Wochen geschehen.