Mülheim. Seit November hat die Führungsriege in Mülheims Rathaus Verstärkung: Zwei neue Beigeordnete teilen sich die Aufgaben des alten Mega-Dezernats.
Mehr als ein Jahr nach dem Amtsantritt von Oberbürgermeister Marc Buchholz (CDU) haben die zwei neuen Dezernenten ihren Dienst angetreten, um federführend jene Themen im Rathaus voranzutreiben, die bis zur Kommunalwahl 2020 in der Verantwortung von Buchholz standen. Neu im Verwaltungsvorstand: Dr. Daniela Grobe im Dezernat für Gesundheit, Arbeit, Soziales Kultur sowie David Lüngen im Dezernat für Schule, Jugend und Sport.
Aus eins mach zwei: Die schwarz-grüne Ratsmehrheit hatte im Sommer gegen Widerstände aus der Opposition entschieden, das alte Mega-Dezernat von Buchholz und Vorgänger Ulrich Ernst (SPD) aufzuteilen und mehr Geld in das Führungspersonal des Rathauses zu investieren. Dies tut not, erkannten die führenden Ratsfraktionen das Klagen aus dem Verwaltungsvorstand über die hohe Arbeitsbelastung an. CDU und Grüne betonten darüber hinaus, dass gerade in den Themenfeldern der nun zwei Dezernate einige Herausforderungen für die kommenden Jahre steckten. Das rechtfertige die erhöhten Personalausgaben.
Beide neuen Dezernenten bringen viel Erfahrung aus Verwaltung und Politik mit
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Seit Anfang November sind Grobe und Lüngen nun im Amt. Beide betonen nach den ersten Tagen, sehr gut und herzlich aufgenommen worden zu sein nach ihren nahtlosen Wechseln aus Düsseldorf – Grobe (Grüne) war zuletzt als Ministerialrätin Leiterin des Referates „Zukunftsraum Land, Förderung dörflicher Strukturen, Industriekultur“ beim Land NRW, Lüngen (CDU) in der NRW-Staatskanzlei als Referatsleiter zuständig für EU-Angelegenheiten.
„Es war ein bisschen eine Atmosphäre wie am ersten Schultag, nur ohne Schultüte, dafür aber mit Schokolade“, freut sich Lüngen, nach dereinst 15 Jahren in der Kommunalpolitik von Ratingen und dem Kreis Mettmann nun wieder zurück zu sein „in der kommunalen Familie“. Lüngen ist Ehemann von Essens OB Thomas Kufen, er lebt in Essen, an der Stadtgrenze zu Mülheim. Insbesondere für ihn gilt es noch, Stadt, Stadtgesellschaft und Akteure in seinem Arbeitsfeld kennenzulernen. Dafür will Lüngen die nächsten Monate nutzen.
Lüngen fordert für Digitalisierung von Schulen weitergehende Hilfen des Landes
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Gleichwohl weiß er natürlich schon, welche großen Aufgaben auf ihn in Mülheim warten, der OB habe ihn diesbezüglich gebrieft. Lüngen führt zunächst die Schulplanung auf – bekanntlich ist ein Bildungsentwicklungsplan in Arbeit, der etwa aufzeigen soll, ob Mülheim wegen steigender Schülerzahlen einer neuen weiterführenden Schule bedarf.
Die Digitalisierung der Schulen wird eine Herkulesaufgabe sein. Auch wenn viel Geld von Bund und Land zur Verfügung stehe, werde es schwierig sein, dieses auch in gebotener Eile zu verausgaben. Lüngen will sich beim Land dafür einsetzen, dass Zuständigkeiten (auch finanziell) neu geordnet werden. Große Frage etwa sei, wer in den künftig digitalisierten Schulen den IT-Support leiste. Finanziell seien die Kommunen damit überfordert, so der neue Schuldezernent. Noch eine Großbaustelle für Lüngen: der OGS-Rechtsanspruch, der kommen wird.
Neue Mülheimer Dezernentin muss Umbau von Jobcenter und Gesundheitsamt stemmen
Werdegang von Grobe und Lüngen
Dr. Daniela Grobe (57) war zuletzt als ehrenamtlich tätige Politikerin der Grünen Kulturausschussvorsitzende im Stadtrat. Sie ist langjährige Spitzenbeamtin des Landes NRW. In wechselnden Positionen, seit über 20 Jahren in leitender Funktion, hat sie das Land auch gegenüber Bund und EU vertreten. Studiert hat Grobe Politikwissenschaften, Publizistik und Germanistik. An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat sie promoviert.
David Lüngen (41) ist Volljurist. Nach Studium und Rechtsreferendariat hat er bei der Stadt Nettetal das Bürgermeister-Büro geleitet, 2014 wurde er zum 1. Beigeordneten in Erftstadt gewählt. Schon damals gehörten Schule, Sport und Jugend zu seinen Verantwortungsbereichen. Nach der Landtagswahl wechselte Lüngen 2017 in die NRW-Staatskanzlei.
Neu-Dezernentin Grobe hat es wohl leichter, in ihre Arbeit hineinzufinden. Seit 2008 schon war sie kommunalpolitisch in der Stadt aktiv; ihre Kennenlern-Tour kann daher kleiner ausfallen. Grobe benennt auch ihre Großbaustellen, allen voran die Neuorganisation des Jobcenters mit dem Ziel, mit mehr Personal auch mehr Menschen wieder in Jobs zu bringen. „Wer aus Hartz IV rausfällt, ist nicht nur ein glücklicherer Mensch“, sagt Grobe. Nutznießerin sei auch die Stadt. Sie spare im Jahr rund 3500 Euro pro Person, die wieder Arbeit hat. Zudem verspreche mehr Erfolg bei der Arbeitsvermittlung auch Entlastung für die Kinder, die in Mülheim an der Armutsgrenze leben.
Grobe wird auch verantworten, wie sich das Gesundheitsamt neu aufstellen wird. In der Pandemie sei deutlich geworden, dass die Städte in der Vergangenheit an den Ämtern zu sehr den Sparzwang ausgelebt hätten. Nun gelte es, das Amt personell und digital fit für die Zukunft zu machen.
Grobe: Kultur sollte größere Rolle spielen in der Stadtentwicklung
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In ihrem Kulturbereich setzt Grobe eine erste Duftmarke, will dafür sorgen, dass Kultur mehr Raum findet in Stadtentwicklung und -marketing. Es gelte, Stadtentwicklung noch mehr als bisher als Querschnittsaufgabe zu begreifen, so Grobe.
Es gehe nicht nur darum, schicke Bauten in der Stadt zu platzieren, sondern vielmehr darum, die Quartiere auch insgesamt lebenswert zu gestalten. Mülheims Kultur könne dazu einen wesentlich größeren Beitrag leisten als bisher. In die Innenstadt etwa könne sie mehr Aufenthaltsqualität bringen, wie es das Kunstmuseum mit seinem „Museum Temporär“ in schwieriger Zeit eindrucksvoll unter Beweis stelle.