Mülheim. Das Trinkwasser in Mülheim, Oberhausen und Bottrop war kurzzeitig mit E-coli-Bakterien kontaminiert. Warum nun kein Grund mehr zur Sorge besteht.

Die Rheinische-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) gibt Entwarnung: Menschen in Oberhausen, Mülheim und Bottrop müssen ihr Trinkwasser vor dem Gebrauch nicht mehr abkochen, es kann nun unbedenklich wieder verzehrt werden. „Das Chlor hat sich nun ausreichend im Trinkwassernetz verteilt“, erklärt Thomas Nienhaus, Sprecher der Stadt Mülheim.

Bei einer routinemäßigen Kontrolle des Trinkwassers im Wasserwerk Mülheim-Styrum waren am Samstagabend E-coli-Bakterien gefunden worden. Die zuständige Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) informierte daraufhin umgehend die Gesundheitsämter der Städte Oberhausen, Mülheim, Bottrop und des Kreises Mettmann. Diese Regionen beziehen zumindest teilweise das Trinkwasser aus Styrum. Darüber informierte noch am Samstagabend die Warnapp Nina. Die Stadt Mülheim warnte ihre Bürgerinnen und Bürger noch in der Nacht auf ihrer Facebook-Seite.

Ursache der Verunreinigung wird wohl erst am Montag feststehen

Bis zur vollständigen Verteilung des Chlors im Trinkwassernetz war ein Abkochgebot bis Sonntag, 20. Juni, 12 Uhr, angeordnet. Weitere Wasserproben wurden und werden fortlaufend genommen.

Die Ursache der Verunreinigung ist aktuell jedoch noch unklar, heißt es am Sonntagvormittag. „Unsere Techniker gehen der Verunreinigung nach und führen weitere Analysen durch“, erklärt RWW-Sprecher Ramon Steggink auf Anfrage. Diese werden voraussichtlich noch bis Montag andauern. „Mittlerweile hat sich das Chlor aber gut im Trinkwassernetz verteilt“, sagt Ramon Steggink.

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Es bestehe kein Grund zur Sorge: „Bei der Chlorung des Wassers handelt es sich um ein Standard-Verfahren, dass bis vor etwa 15 Jahren, bevor die UV-Behandlung in Mülheim eingesetzt wurde, gang und gäbe war.“ In weiten Teilen der USA und bei Anlagen, die Trinkwasser aus Uferfiltrat gewinnen, wird Trinkwasser regelmäßig gechlort, erklärt auch die Stadt Mülheim in einer Mitteilung: Der Verzehr des gechlorten Wassers sei „selbst bei einem lebenslangen Konsum“ nicht gesundheitsschädlich und absolut unbedenklich – auch für die Zubereitung von Babynahrung. „Es können allerdings Geschmacks- und Geruchs-Veränderungen des Wassers auftreten“, so die Stadt.

Verunreinigtes Wasser in offenen Wunden kann lebensgefährliche Infektionen auslösen

Derweil tauchen in den sozialen Netzwerken immer mehr Fragen auf, die Leute sind verunsichert und kritisieren die „verzögerte und schleppende“ Informationspolitik der RWW: „Wir können nicht jeden Kommentar eins zu eins beantworten, versuchen aber mit regelmäßigen Updates den Sachstand darzustellen“, erklärt Ramon Steggink. „Einen Twitter-Kanal haben wir nicht. Wer sich informieren möchte, kann unsere Homepage oder den Facebook-Kanal nutzen.“ Zudem sei es Aufgabe der Stadt, die Bevölkerung zeitnah zu informieren.

Und die Bürger haben viele Fragen. Etwa: „Kann ich meinen Hunden und Katzen das Wasser zum Trinken geben?“, möchte eine Frau wissen. „Ja, das kann man den Haustieren bedenkenlos geben“, erklärt Stadtsprecher Thomas Nienhaus. Ausnahmen sind Aquarien und Teiche: „Diese sollte nicht mit gechlortem Wasser befüllt werden.“ Aber auch Zimmerpflanzen können mit gechlortem Wasser gegossen werden.

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Kann ich das Chlor wieder aus dem Trinkwasser herausbekommen? „Das Erhitzen des Wassers lässt das Chlor verdampfen“, sagt Thomas Nienhaus. Nach wenigen Minuten des Abkochens sei das Chlor weitgehend entfernt. Kann es beim Duschen zu Hautreizungen kommen? „Die Chlorkonzentration im Trinkwasser ist viel geringer als in Schwimmbädern. Außerdem tritt das Chlor beim Duschen aus dem warmen Wasser aus. Die Haut trocknet möglicherweise etwas leichter aus und kann gereizt reagieren. Empfindliche Personen sollten kürzer duschen und nach dem Duschen eine fetthaltige Hautcreme verwenden.“

Stadt: Die festgestellte Kontamination ist als gering zu bewerten

Viele Internetnutzer fragen sich, ob es nicht sinnvoll gewesen wäre, die Lautsprecher der Sirenenanlagen einzusetzen, um auch Bewohner zu warnen, die kein Internet haben? „Um 23 Uhr die Sirenen zu nutzen, wäre nicht verhältnismäßig gewesen“, erklärt Nienhaus. Denn auch wenn Verbraucher das kontaminierte Wasser getrunken haben sollten, sei die Wahrscheinlichkeit einer Infektion eher gering. „Die festgestellte Kontamination ist als gering zu bewerten.“

Wie lange wird das Trinkwasser noch gechlort? „Das kann noch ein paar Tage dauern. Wir chloren so lange, bis das Gesundheitsamt uns wieder grünes Licht für die UV-Behandlung gibt“, sagt Ramon Steggink.