Mülheim. Die WDL hat den Bauantrag für die neue Luftschiffhalle am Flughafen Essen-Mülheim eingereicht. Sie überrascht dabei mit einigen Planänderungen.
Luftschiff Theo soll, wenn alles gut geht, im nächsten Winter ein neues Dach über dem Kopf haben. Die Baupläne sind ehrgeizig: Theo bekommt einen komplett neuen Hangar. Eine Luftschiffhalle, die eine neue Landmarke der Region werden soll.
Das jedenfalls ist die Vorstellung von Barbara Majerus und Frank Peylo, dem Geschäftsführer-Gespann der Westdeutschen Luftschiffgesellschaft (WDL). Mehr noch als der alte, grün bespannte Hangar soll der neue ein ganz spezielles, ein außergewöhnliches Ambiente für Veranstaltungen bieten.
Mülheimer Luftschiffhalle wird nun anders gebaut als ursprünglich gedacht
Nun hat die WDL den Bauantrag für eine komplett neue Luftschiff- und Mehrzweckhalle bei der Stadtverwaltung eingereicht. Weil die Statik der alten, stählernen Tragwerkskonstruktion als nicht mehr zukunftsfähig eingestuft worden war, soll die Luftschiffhalle ab Frühjahr 2022 abgetragen werden. Exakt in ihren „Fußabdruck“ werde die neue Halle errichtet, mit einer Abmessung von 92 mal 42 Metern (etwa die Größe eines Fußballfeldes) und einer Höhe von 26 Metern, sagt Peylo.
Hatte die WDL in ihren ursprünglichen Planungen eine transparente Hülle für den Korpus vorgesehen, die Mülheims Aushängeschild Theo auch im Ruhemodus hätte imposant in Erscheinung treten lassen, so hat sie davon zwischenzeitlich Abstand genommen. Vielmehr soll der Neubau Vorbildcharakter für modernes, nachhaltiges Bauen haben. Die Trägerkonstruktion ist nun komplett mit Holzfachwerk geplant. Umlaufend soll es aber eine vier Meter hohe Glasfuge geben, die der Halle Eleganz verschaffen und sie lichter erscheinen lassen soll.
Mülheimer Architekt: „Es soll wie eine Werft aussehen, nicht wie ein Palast“
„Es war uns wichtig, den Werftcharakter zu erhalten. Es soll wie eine Werft aussehen, nicht wie ein Palast“, sagt Martin Smyk als beauftragter Architekt von „Smyk Fischer“ aus Saarn. Das Architekturbüro bringt nun neben dem Bau der neuen Pitstop-Zentrale am Flughafen ein weiteres Projekt mit nach vorne und drückt dem Flughafen so seinen Stempel auf. Der Entwurf folge der minimalistischen Konstruktion, beschreibt Martin Smyk den interdisziplinären Planungsansatz aus Architektur, Tragwerk und Bauphysik.
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Es sei eine Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) angepeilt, schildert der Architekt, dass man mit einer ressourcenschonenden Bauweise glänzen will. Allein mit dem nachwachsenden Baustoff Holz spare man 1552 Tonnen CO2-Emission ein. Das für die Luftschiffhalle verwendete Holz wachse in deutschen Wäldern innerhalb von nur 408 Sekunden nach. Das sind Zahlen, die Außenstehenden das Projekt plastisch vor Augen führen sollen.
Im kompletten Holz-Tragwerk wird nicht eine Schraube zu finden sein
Das Tragwerk wird komplett aus Holz bestehen, wie bei alten Dächern werden die Verbindungen gezapft, das Tragwerk wird von Holzzapfen und -platten zusammengehalten, erläutert Tragwerksplaner Tobias Wiesenkämper. Nur die Holzplatten der Außenschale, die zum Witterungsschutz wieder mit einer Folie bespannt werden soll, werden im Anschluss verschraubt.
Mehr noch: Auch wollen die Hangar-Planer – dazu zählen neben den Saarner Architekten und „Ripkens Wiesenkämper Beratende Ingenieure“ (Tragwerksplanung) die Firma IB Römling (Projektleitung, Brandschutz) und die Gronau plan GbR (Ausführungsplanung, Bauleitung) – recycelte Baustoffe verwenden. Für den Boden etwa sollen alte Betonplatten herangeschafft und am Flughafen im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder eingebaut werden. Nachher soll es beim Bauprojekt, das im weiteren Verlauf noch Büros und Flugzeug-Hangars vorsieht, weniger versiegelte Fläche geben als heute.
Veranstaltungen mit bis zu 1500 Personen sollen ab Ende 2022 stattfinden
Die neue Halle wird ein zweiflügeliges Tor bekommen, ebenfalls aus Holz. In der Halle soll ein Einbau 400 Quadratmeter schaffen für sanitäre Anlagen, aber insbesondere auch drei Logen, die nutzbar werden sollen für Besprechungen, Seminare oder kleinere Veranstaltungen mit direktem Blick in die Luftschiffhalle. Die gesamte Bruttogrundfläche ist mit 3500 Quadratmetern skizziert.
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Veranstaltungen mit bis zu 1500 Personen sollen hier ab Ende 2022 stattfinden können. Dass die geplante Zahl von 150 Stellplätzen auf unversiegelter Fläche nicht ausreichen könnte, glaubt Peylo nicht. In der Regel werde man kleinere Veranstaltungen mit 20 bis 600, 700 Gästen auf dem Gelände haben, so der WDL-Geschäftsführer. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigten, dass man mit den 150 Parkplätzen auskommen werde.
2022 soll neues Bürogebäude gebaut werden, im dritten Bauabschnitt neue Hangars
Es werde weder Partys noch Disco-Veranstaltungen in der Halle geben. Würden es dann doch mal öffentliche Veranstaltungen werden, dann eher eine Art „Wohnzimmerkonzert statt AC/DC“. Unternehmen, die die Halle schon jetzt für Veranstaltungen mieteten, böten ohnehin oft einen Shuttle Service für Teilnehmer. So werde es auch in Zukunft sein. Man werde dem sensiblen Parkplatz-Thema aber weiter große Aufmerksamkeit schenken, verspricht Peylo der Nachbarschaft.
Wenn der Luftschiff-Hangar steht, will die WDL nahtlos ein Bürogebäude mit Gastronomie errichten lassen. Vielleicht sei dann ja auch Klarheit geschaffen zum Betrieb des Flughafens über 2034 hinaus, so Peylo insbesondere mit Blick auf den dritten Bauabschnitt, der den Bau von Flugzeug-Hangars vorsieht, die wie heute aktuell 65 Stellplätze für Flieger insbesondere der Flugschulen, aber auch von Unternehmen und Privatleuten bieten könnten.
WDL-Chef: Neues Verwaltungsgebäude ist schon jetzt voll vermietet
Das neue zweistöckige Bürogebäude soll nur 1500 bis 1600 Quadratmeter Fläche haben. Die neue Immobilie sei schon jetzt voll vermietet – zuvorderst an Bestandsmieter, aber auch an Firmen aus Essen und Düsseldorf. Weitere Gewerbeflächen könnten womöglich in Kombination mit den Hangars später im dritten Bauabschnitt entstehen, so Peylo. Interessenten habe man dafür viele auf der Liste; nur müsse klar sein, was ab 2034 passiere. „Da sind wir auf die Entscheidung der Politik in Mülheim und Essen angewiesen“, so der WDL-Geschäftsführer.