Mülheim. Eine Fahrradstraße im Dorf Saarn? In Mülheim ist dazu eine Debatte entbrannt. Doch die Zweifel sind groß. CDU und Rathaus positionieren sich nun.
Die Anregung der SPD, für das Dorf Saarn zu prüfen, ob die Düsseldorfer Straße zur Fahrradstraße werden kann – und das möglichst ohne Einbahnstraßenregelung für Radfahrer –, wird heiß diskutiert. CDU und Verkehrsdezernent positionierten sich nun deutlich.
So sieht der CDU-Ortsverband Saarn-Selbeck-Mintard „erhebliche verkehrliche Risiken“ darin, die schmale Straße im belebten Ortskern zur Fahrradstraße zu deklarieren. Eine Fahrradstraße räumt dem Radverkehr Vorrang ein, zusätzlich kann aber auch die Durchfahrt von Autos möglich bleiben.
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Die Idee, im Dorf Saarn etwas für den Radverkehr zu tun, klinge „zunächst sinnvoll“, so die Union in einer Stellungnahme zur Debatte. Doch der bauliche Zustand lasse aktuell keine Fahrradstraße zu, wolle man keine zusätzlichen Unfallgefahren schaffen.
Die Union im Süden will keinen Schnellschuss und setzt auf eine durchgreifende Gesamtplanung für die Düsseldorfer Straße, die „mittelfristig“ bereits angedacht sei und durch einen gemeinsamen, mündlich vorgetragenen Antrag von Union und Grünen am 16. September in der BV 3 präzisiert worden sei, so Marcel Helmchen, CDU-Ratsherr im Wahlkreis Saarn-Mitte.
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Es sei notwendig, in jenem Konzept „an alle Verkehrsteilnehmer“ zu denken und deren unterschiedlichen Interessen zu berücksichtigen „Nur mit einem neuen Gesamtkonzept für die Düsseldorfer Straße, in dem alle Bereiche Berücksichtigung finden, wird man die große Attraktivität des Stadtteils Saarn für die Zukunft noch weiter verbessern können“, sagt dazu Bezirksbürgermeisterin und CDU-Ortsverbandsvorsitzende Elke Oesterwind.
Die „effektive Erreichbarkeit des Dorfes“ hänge maßgeblich auch vom Zugang durch den Autoverkehr ab, heißt es weiter in der Erklärung der Union, die damit auch die mitunter polarisierend geführte Debatte zu einer Fahrradstraße für Saarn im Netz reflektiert. Es gibt viele „Likes“ für die Idee einer Fahrradstraße, ein Diskutant sagt etwa: „Sehr schön. Für mich ein Grund, dort dann häufiger vorbeizuschauen.“
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„Ich kann nur empfehlen, dass wir unser schönes Saarn einfach so lassen, wie es ist“
Doch es gibt auch Widerspruch und Bedenken, dass eine Fahrradstraße Händlern und Kunden nicht zum Vorteil gereichen könnte. „Mülheim hat viele ältere Bewohnerinnen und Bewohner, die teilweise gehbehindert sind. Diese Menschen brauchen dringend ihr Auto und können nicht erst eine Viertelstunde laufen, um zu einem Geschäft zu kommen“, schreibt da eine Nutzerin. „Die Geschäftsleute werden schmerzlich merken, was es bedeutet, wenn nur noch Fußgängerinnen und Fußgänger kommen.“
Ein anderer schreibt: „Ich kann nur empfehlen, dass wir unser schönes Saarn einfach so lassen, wie es ist. Wir brauchen niemanden, der im Bereich der Verkehrsinfrastruktur ne Idee hat. Davon hatte Mülheim ja in den letzten Jahren mehr als genug. Wir sind Einbahnstraße.“
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Werbegemeinschaft setzt auf weitere Planungen
Die Geschäftsführerin der Saarner Werbegemeinschaft, Margit Schettler, hatte eingefordert, dass bei einer mittelfristigen Neugestaltung der Düsseldorfer Straße der zunehmende Radverkehr Berücksichtigung finden müsse; ebenso die schwierige Situation für Fußgänger und Menschen mit Rollatoren, Kinderwagen oder Rollstühlen.
„Die Lösung ist nicht automatisch eine Fahrradstraße. Hierzu müssen erst einmal viele Seiten und Experten befragt werden, bevor es zu Entscheidungen kommen kann“, so Schettler, die aktuell auch keine Möglichkeit sieht, die Düsseldorfer Straße für einen Radverkehr in beide Richtungen freizugeben. Das sei „lebensgefährlich und zudem laut Straßenverkehrsordnung nicht erlaubt“.
Unterdessen verwehrte sich dieser Tage Bau- und Verkehrsdezernent Peter Vermeulen im Nachgang zur Sitzung der Bezirksvertretung 3 gegen Kritik von SPD-Bezirksfraktionschefin Susanne Dodd, die Stadtverwaltung sei trotz politischen Auftrags aus dem Jahr 2018 in den vergangenen Jahren untätig gewesen, etwas Positives für die Düsseldorfer Straße zu konzipieren.
Die Verwaltung selbst habe im Juni 2018 die eine mittlerweile erfolgte Instandsetzung der Gehwege und Parkstreifen in die Diskussion gebracht. Im Rahmen der politischen Beratungen sei die Verwaltung mit einem ergänzenden Auftrag der Grünen beauftragt worden, eine „mittel- bis langfristige Planung zur Erneuerung der Düsseldorfer Straße“ zu erarbeiten. Explizit ausgeschlossen worden sei bei diesem Beschluss die Öffnung der Straße für den Radverkehr in Gegenrichtung.
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Vermeulen sieht vor Ort keine Voraussetzungen gegeben für eine Erneuerung der Straße mit mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, ohne dass Parkplätze wegfallen. „Hiergegen haben sich bisher immer die Händler und Anwohner aus den umliegenden Straßen verwehrt“, so der Dezernent.
Zur Entschleunigung für Radfahrer sei auf die neue Straßenverkehrsordnung hinzuweisen. Sie regele, dass ein Überholen von Radfahrern auf Fahrradstraßen nur mit einem Mindestabstand von 1,50 Metern erlaubt sei. Das sei auf der Düsseldorfer Straße kaum möglich. Die Einbahnstraßenregelung für Radfahrer aufzuheben, lehnt Vermeulen im Einklang mit der CDU und mit Verweis auf die ablehnende Haltung schon 2018 weiter kategorisch ab: Zu gefährlich, sagt er.