Mülheim. In Sachen Schul-Tablets stand Mülheims OB lange in der Kritik. Kurz vor den Osterferien werden die ersehnten Pakete ausgehändigt. Noch Fragen?

In der Aula der Realschule Stadtmitte stapeln sich Kartons. 388 Samsung-Tablets stecken darin, davon sind 63 für Lehrer bestimmt, der große Rest geht als Leihgeräte an Kinder und Jugendliche. Schulleiterin Sabine Dilbat hat jetzt nur noch ein marginales Problem: Wie sollen die lang erwarteten Geräte bis spätestens Freitag ausgehändigt werden? Ihre Schüler sind momentan nur wochenweise im Haus. Notfalls klappt es erst nach den Osterferien.

Telekom verspricht der Stadt Mülheim ein „Rundum-Sorglos-Paket“

Oberbürgermeister Marc Buchholz hat die symbolische Übergabe in der Realschule am Mittwochnachmittag arrangiert und Partner eingeladen, darunter Vertreter der Deutschen Telekom, die die Ausschreibung gewonnen und exakt 4963 Samsung-Tablets geliefert hat. Als „Rundum-Sorglos-Paket“, so das Versprechen, das der OB wörtlich nehmen will. Sprich: Die Telekom sorgt auch für Konfiguration, Sicherheit, Updates und Wartung der Geräte. Was Fachleute „Mobile Device Management“ (MDM) nennen, die zentrale Verwaltung der Tablets, ist zeitintensiv und immer noch nicht abgeschlossen. Als direkter Draht soll den Schulen eine Service-Hotline zur Verfügung stehen.

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Alle 46 Mülheimer Schulen werden berücksichtigt, manche bekommen mehr Geräte - wie etwa die Realschule Stadtmitte - manche benötigen weniger. Maßstab ist die Bedürftigkeit der Schüler, die bereits im Oktober über eine Abfrage bei allen Schulen ermittelt wurde. Danach hatten 5380 Kinder und Jugendliche zu Hause keine ausreichende technische Ausstattung. Seitdem ist viel Zeit vergangen, haben sich einige Lücken gefüllt, etwa durch 400 IPads, die die Stadt im Herbst ausgehändigt hat, aber vor allem auch durch Leistungen des Sozialamtes. 450 Geräte wurden auf diesem Wege beschafft, rund 400 weitere Anträge laufen laut Buchholz aktuell beim Jobcenter. „Doppelausstattungen wollen wir vermeiden.“

Fast 83 Prozent der bedürftigen Schüler haben jetzt Geräte

Nimmt man alles zusammen, dann wären jetzt fast 83 Prozent der Schüler, die einen Bedarf angezeigt haben, versorgt. Die neuen Samsung-Geräte (Tab S6 Lite) bilden den weitaus größten Batzen. 3368 sind für Schüler bestimmt, 1595 für Lehrer. Gut 1,4 Mio. Euro Fördermittel des Landes wurden dafür verwendet, plus 156.237 Euro Eigenanteil der Stadt. Damit müsse es jetzt gut sein, betont Buchholz: „Als Stärkungspaktkommune können wir nicht mehr nachlegen.“ Falls zusätzlicher Bedarf entstehe, müsse man auf das Jobcenter verweisen.

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Die Dauerbaustelle Schul-Tablets dürfte damit weitgehend abgearbeitet sein. Nachbesserungsbedarf sieht Buchholz noch an der Schnittstelle zwischen Android und Apple, da in der Schulpraxis beide Systeme verwendet werden. Einige Lehrkräfte müssten noch geschult, bei einigen Apps müsse noch nachjustiert werden. Die Telekom versieht die Geräte mit einer Grundinstallation, ergänzt um jeweils schulspezifische Apps. „Ein Berufskolleg hat andere Anforderungen als eine Grundschule“, so Markus Kettling, Vertriebsberater der Telekom.

OB: Osterhase macht möglich, was das Christkind nicht geschafft hat

Der Fototermin vor den Paketstapeln in der Realschule markierte für den Oberbürgermeister das Ende einer zähen Debatte. Denn der Bedarf ist seit dem Sommer 2020 bekannt. Nach Lieferschwierigkeiten bei Apple-Geräten hatte Buchholz im Dezember eine markenneutrale Ausschreibung politisch durchgesetzt, im Februar bekam die Telekom den Zuschlag. Ende März stehen die Geräte jetzt zur Verfügung. „Was der Osterhase möglich macht, hat das Christkind nicht vermocht“, scherzte Buchholz. Unterm Strich habe es sich gerechnet, nicht von vornherein auf IPads zu setzen. „Die Geräte waren deutlich günstiger.“ Genauere Zahlen gab es zunächst nicht.