Mülheim. Jetzt hat Mülheim auch noch den Sitz der Tengelmann-Holding verloren. Was nach mehr als 150 Jahren Firmengeschichte vor Ort noch bleibt.
Am Ende bleibt so gut wie nichts von der stolzen Unternehmensgeschichte vor Ort: Mit der Verlegung der Konzernzentrale nach München sagt die Unternehmensgruppe Tengelmann leise Servus zu der Ruhrstadt.
„Es ist schade, dass das Traditionsunternehmen Tengelmann nun gar keine Verbindung mehr zu Mülheim hat“, sagte OB Marc Buchholz am Donnerstag. „Dies ist aber eine unternehmerische Entscheidung, auf die die Stadt sowie der Oberbürgermeister keinen Einfluss haben.“
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Stadt Mülheim konnte keine der Tengelmann-Gesellschaften am Ort halten
Nicht eine einzige Tochtergesellschaft der Unternehmensgruppe konnte die Stadt in jüngerer Vergangenheit, als die Aufgabe des Firmen-Areals in Speldorf besiegelt wurde, dazu bewegen, sich anderweitig in Mülheim niederzulassen. Alle wanderten ab, da tröstet den Stadtkämmerer die Aussage eines Unternehmenssprechers von Donnerstag wohl wenig, dass „alle strategischen Geschäftsfelder von Tengelmann ihren Hauptsitz weiter in NRW haben“.
Die Tengelmann-Gruppe hatte dem Vernehmen nach für die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt zwar nie das Gewicht wie etwa der Handelsriese Aldi Süd, der vor Jahren durch ausbleibende Steuereinnahmen gar eine Haushaltssperre des Kämmerers unausweichlich werden ließ. Doch solange Tengelmann von seinem Hauptsitz an der Wissollstraße aus operierte, soll die Unternehmensgruppe immerhin zur den Top 20 der Gewerbesteuerzahler gezählt haben.
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Unklar, in welcher Höhe Mülheim Steuereinnahmen verloren gehen
Kämmerer Frank Mendack sagt nun mit Verweis auf das Steuergeheimnis zwar nicht, welche Auswirkung auch noch die Verlegung des Sitzes der Tengelmann-Holding nach München hat. Doch es dürften nun gar keine Steuern mehr von Tengelmann nach Mülheim fließen. Ob es im Geflecht der Tengelmann-Gesellschaften unter dem Dach der Holding zuletzt noch erkleckliche Summen waren, bleibt indes spekulativ.
Vom riesigen Firmenareal in Speldorf hatte sich Tengelmann schon getrennt; der österreichische Investor Soravia hat dort bereits begonnen, im Bestand zu sanieren. Wenn im Herbst ein Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs gekürt sein wird, soll klarer werden, wie sich das Gelände zu einer „Parkstadt Mülheim“ mit Wohnen, Gewerbe und versprochen viel Grün entwickeln wird.
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Tengelmann-Chef Christian Haub: „Wir bleiben Mülheim weiter verbunden“
Was bleibt also von Tengelmann mehr als 150 Jahre nach der Unternehmensgründung in Mülheim erhalten? Es sind die Bestandsgebäude der mächtigen alten Schaltzentrale in Speldorf. Auch die Villa Schmitz-Scholl als Stammhaus der Unternehmerfamilie ist als Denkmal erhalten; in ihr ist die Ruhrgallery heimisch geworden.
„Wir bleiben Mülheim weiter verbunden“, verspricht Unternehmenschef Christian Haub. „Unser ehemaliges Gästehaus an der Ruhr bleibt Anlaufpunkt. Hier haben wir unser historisches Archiv und ein kleines Firmenmuseum für die Familie aufgebaut. Das soll unsere Verbundenheit mit Mülheim demonstrieren.“ Das alte Gästehaus am Dudel ist neben dem alten Klimamarkt an der Wissollstraße (heute Netto) eines der wenigen Besitztümer, die die Unternehmensgruppe noch in Mülheim hält.
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Haub will selbst weiterhin einmal im Monat in Mülheim sein
Haub kündigte gegenüber dieser Redaktion an, selbst weiterhin einmal im Monat in Mülheim sein zu wollen. „Ich nutze die Büros und Besprechungsräume.“ Die Unternehmensgeschichte gehe weiter. „Zwei Mitarbeiter sind dabei, unser Archiv zum Teil zu digitalisieren. Leider ist bei der Flut im Juli unser Keller vollgelaufen. Das Wasser stand drei Meter hoch“, so Haub.