Mülheim. Die Mülheimer Mülldetektive haben einen notorischen Müllsünder auf frischer Tat ertappt. Aber es gibt Unklarheit über Zuständigkeiten.

Seit Anfang Februar sind in Mülheim die Mülldetektive unterwegs. Die Stadtsauberkeits- und Beratungsgruppe der Mülheimer Entsorgungsbetriebe (MEG) konnten nun einen großen Erfolg für sich verbuchen und ertappten einen notorischen Müllsünder auf frischer Tat. Fehlende Hoheitsrechte und unterschiedliche Zuständigkeiten machen den Job der Mülldetektive jedoch nicht ganz einfach.

So haben sie nicht die Befugnisse, wie sie etwa Mitarbeiter des Ordnungsamts oder gar der Polizei haben. Außerdem sind je nach Art des unerlaubt entsorgten Mülls unterschiedliche Stellen für die Strafverfolgung zuständig. Wenn etwa Sondermüll, wie Öle, Lacke, oder andere Schadstoffe einfach als wilder Müll abgeladen wird, handelt es sich um eine Straftat, die von der Kriminalpolizei verfolgt wird. Bei harmloserem Müll hingegen handelt es sich nur um eine Ordnungswidrigkeit und fällt damit in die Zuständigkeit der Stadt.

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Mülheimer Müllsünder erwischen Müllsünder auf frischer Tat

So wie beim Müllsünder vom Wiescher Weg, der über Monate in zahlreichen Nacht- und Nebelaktionen seinen Gewerbemüll an der Sammelstelle einfach aus seinem Transit geworfen hat. Obwohl ein Anwohner die unzähligen Vorfälle regelmäßig bei der Stadt meldete und sich auch als Zeuge zur Verfügung stellte, mahlten die Mühlen der Verwaltung bisher ziemlich langsam. Viel passiert war bisher nicht.

Das änderte sich nun, als sich zwei Mitarbeiter der neu gegründeten Stadtsauberkeits- und Beratungsgruppe auf die Lauer gelegt haben, um den dreisten Müllsünder bei einer seiner Nacht- und Nebelaktionen auf frischer Tat zu ertappen. Der nächtliche Einsatz wurde belohnt. Als der bis dato Unbekannte an der Containersammelstelle hielt und bereits einen Teil seines Mülls aus dem Transporter direkt am Straßenrand entsorgt hatte, stellten ihn die Mülldetektive zur Rede.

Der Müllsünder zeigte sich jedoch wenig kooperativ und die Mülldetektive mussten ihn ziehen lassen, ohne dass seine Personalien aufgenommen werden konnten. Denn weigert sich ein Beschuldigter, sich auszuweisen, darf nur die Polizei dies notfalls mit Gewalt durchsetzen. Warum diese von den Mülldetektiven nicht hinzugezogen wurde, obwohl die Aktion der MEG im Vorfeld mit der Polizei abgesprochen wurde und diese auch Unterstützung zusagte, konnte die MEG auf Anfrage nicht beantworten.

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MEG kann Polizei immer sofort informieren

„Wir haben eine Absprache mit der MEG getroffen, dass sie uns sofort informieren können, wenn die Situation etwas brenzlich wird und Hilfe benötigt wird“, sagt Polizeisprecher Peter Elke und verweist auf ähnliche Situationen, wenn etwa bei Fahrscheinkontrollen die Situation drohe zu eskalieren und die Polizei auch dort regelmäßig Amtshilfe leiste. „Auch wenn es jetzt vielleicht etwas holprig angelaufen ist, ist es doch toll, dass in Sachen Müll und Mülldetektive endlich etwas passiert.“

Dass die Personalien des Müllsünders nicht vor Ort festgestellt wurden, bedeutet jedoch nicht, dass die Stadt nichts in der Hand hätte. Denn der bereits ausgeladene Müll wurde von den MEG-Mitarbeitern als Beweis sichergestellt, das Autokennzeichen notiert und die Situation vor Ort fotografisch dokumentiert. Für Jürgen Zentgraf, Leiter des Umweltamtes, war die Aktion der Mülldetektive daher ein voller Erfolg. „Wir werden das Verfahren jetzt eröffnen die Aussichten auf Erfolg sind sehr gut“, verspricht Zentgraf.

Müllsünder lud kontinuierlich seinen Unrat ab

Das ganze Jahr täglich unterwegs

Seit Februar 2021 ist das erste Team der mobilen Stadtsauberkeits- und Beratungsgruppe der MEG in Mülheim im Einsatz. Mittlerweile sind drei Teams in der Stadt unterwegs.

Die Teams bestehen jeweils aus einem Mitarbeitenden, der besondere Fach- und Ortskenntnisse hat, und einem Mitarbeitenden, der besondere Kenntnisse aus dem Schutz- und Sicherheitsbereich mitbringt.

Sie werden das ganze Jahr täglich (auch an Wochenenden und Feiertagen) im gesamten Stadtgebiet 24 Stunden im Einsatz sein.

Denn neben dem couragierten Anwohner hätte man nun mit den MEG-Mitarbeitern zwei weitere Zeugen. „Auch wenn schon der Anwohner als Zeuge für ein erfolgreiches Verfahren wahrscheinlich ausgereicht hätte, gehe ich gerne auf Nummer sicher.“

Wie dreist der Müllsünder vom Wiescher Weg vorgegangen ist, zeigt seine Kontinuität, die ihm letztlich jedoch auch zum Verhängnis wurde. Als die MEG die Aktion plante, rief sie den Anwohner, der die Vorfälle regelmäßig gemeldet hatte, an, und fragte nach seiner Schätzung, wann der Müllsünder wohl wieder zuschlagen würde. Er verschätzte sich um genau drei Minuten.