Gelsenkirchen. Die Ausbreitung des Coronavirus hat teils massive Auswirkungen auf Gelsenkirchener Cafés und Restaurants. Wie Gastronomen mit der Krise umgehen.
Die Ausbreitung des Coronavirus hat auch teils massive Auswirkungen auf Gelsenkirchener Cafés und Restaurants. Wie die Gastronomen bislang mit der Krise umgehen.
Die Verbreitung des Corona-Virus hat auch starken Einfluss auf die Gastronomie Gelsenkirchens. „Veranstaltungen werden storniert, Geburtstagsfeiern oder Beerdigungen ebenso, aber auch lukrative Firmenevents“, berichtet Rainer Nothoff vom Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), verantwortlich für den Geschäftsstellenbereich Gelsenkirchen. Selbst zu den sonst üblichen Stoßzeiten seien jetzt weniger Gäste da. Manche Gastronomen, so berichtet es Nothoff, erzählen ihm von „dramatischen“ Rückgängen, andere trifft es offenbar nicht ganz so hart.
Genau diese diffuse Gemengelage hat Rainer Nothof selbst erlebt, er war am Wochenende Gast in einem griechischen Lokal in Bottrop: „Brechend voll, ohne Reservierung war da kein Tisch zu bekommen“. Beim Italiener dagegen, so wurde es ihm geklagt, herrsche „Totentanz“. Soll heißen: Weil Italien offiziell Sperrzone ist, traut sich hier kaum noch einer in ein italienisches Lokal. Kurioserweise sei das Xiao am Gelsenkirchener Arena-Park recht voll gewesen, so Nothoff weiter, der viel im Revier unterwegs ist. „Und das, obwohl doch die Corona-Pandemie in China seinen Ursprung genommen hat. Daran merkt man, wie unterschiedlich die Verunsicherung in der Bevölkerung ist.“
Tische und Stühle werden nun weit auseinander gezogen
Betriebsleiter Deniz Gencayluan vom Café Extrablatt und Inhaber Francesco Cidaria von Restaurant Trulli in der Gelsenkirchener City berichten, dass der Gästerückgang sehr deutlich spürbar sei, insbesondere die älteren Kunden blieben weg. Cidaria: „Bis zu 70 Prozent sind es jetzt weniger.“ Beide Gastronomen versuchen nach Kräften gegenzusteuern – sie haben Tische und Stühle weit auseinander gezogen, desinfizieren nach jedem Gastwechsel Tische und Stühle – die Wirkung dieser vertrauensbildenenden Maßnahme „blieb aber überschaubar“, sagen sie.
In beiden Lokalen arbeiten Angestellte und Aushilfen. Unklar ist den Gastronomen, wie es mit deren Bezahlung weitergeht. „Uns fehlen Informationen, wie Betroffene diese Krisenzeit überbrücken“, sagen Gencayluan und Cidaria.
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Ähnlich sieht es auch Christoph Klug, Betreiber des „Domgold“ auf der Domplatte und des „Lokal ohne Namen“ (LoN) an der Hagenstraße (beide in Buer), der über „irre Einbußen von etwa 80 Prozent“ klagt. Er beschäftigt insgesamt drei Festangestellte und 30 Aushilfen – bis jetzt. „Einige haben bereits gekündigt, weil ich sie derzeit nicht mehr brauche, sie aber auf das Geld angewiesen sind und nun versuchen, woanders eine Stelle mit mehr Stunden zu bekommen. Ich musste ja die Kneipe LoN auf Anordnung schließen.“
Das „Domgold“ betreibt er weiter mit den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen: zwei Meter Abstand zwischen den Tischen, häufige Desinfektion von Mobiliar, Türgriffen und WC und einer Beschränkung der zulässigen Personenzahl auf 30 (inklusive Personal). „Die zinslosen Kredite werden uns nicht viel helfen, da es schwierig wird, den Eigenanteil von 20 Prozent aufzubringen. Was wir bräuchten, wäre eine 100-prozentige Hilfe, sonst werden viele Wirte das nicht überstehen“, betont er, nachdem fest eingeplante Feiern – von der Kommunion, Konfirmation bis hin zu Taufen und Geburtstagen – mit Blick auf Corona abgesagt wurden.
Jens Masuch (Hof Holz): „Krise ist existenzgefährdend“
Auch Jens Masuch, Geschäftsführer von Hof Holz in Beckhausen (24 Mitarbeiter, zwölf davon integrativ) hält die Lage für „dramatisch“, spricht von Umsatzeinbrüchen von „70 bis 80 Prozent“. „Wir haben Kurzarbeit beantragt, nachdem viele Gäste ihre Feiern bei uns storniert haben.“ Fatal sei, dass auch Veranstaltungen wie Tanztreff, Kindertrödel- und sogar der Frühlingsmarkt im April abgesagt werden mussten – wichtige Frequenzbringer und Umsatzgaranten. „Diese Krise ist für Gastronomen existenzgefährdend und für einige Integrativkräfte auch, die etwa nur 80 Stunden im Monat arbeiten können. Wenn sie von 740 Euro netto nur 60 Prozent Kurzarbeitergeld erhalten, kommen sie nicht zurecht. Dafür muss es Lösungen geben.“
Dazu Rainer Nothoff: „Gastronomen können wie andere auch Kurzarbeit anordnen. Eine Reduzierung bis zu 60 Prozent ist dabei möglich. Das bedeutet in der Praxis, dass die Gehälter weiter gezahlt werden, die Differenz über die Agentur für Arbeit erstattet wird.“ Aber, so Nothoff, derzeit sei der Arbeitgeberservice, der Agentur, bei der Kurzarbeitergeld beantragt werde, völlig überlastet. Die Bezahlung von Aushilfen müsse betriebsintern geregelt werden. Was das heißt, blieb offen.
Nothoff empfahl Unternehmern, die die Corona-Krisenzeit mit Krediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) überbrücken wollen, zugleich auch „Stundungen zu beantragen, beispielsweise bei Gewerbesteuer, Einkommensteuer und Sozialversicherungsbeiträgen.“ Der Dehoga-Geschäftsführer für Gelsenkirchen begründete das damit, weil viele Betriebe wirtschaftlich ohnehin „schon auf Kante“ genäht seien und damit selbst das Zurückzahlen eines zinslosen Kredites schwierig sei. Und: Der Eigenanteil von 20 Prozent bei solchen Krediten sei für viele nicht zu stemmen.
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