Gelsenkirchen. Jeder zehnte Getestete in Gelsenkirchen ist mit dem Coronavirus infiziert, lässt die Statistik glauben. Warum dieser Eindruck täuscht.
Irritiert hat den WAZ-Leser Dietmar Breme auf eine Aussage in Zusammenhang mit dem Tod eines 55-jährigen, mit dem Coronavirus infizierten Mannes reagiert. Was ihn beunruhigt hat, ist das Verhältnis zwischen getesteten Personen und Infizierten. In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Frank Baranowski, der gestern den Angehörigen des Verstorbenen sein Mitgefühl ausgedrückt hatte, schreibt Breme:
"911 Tests und 98 Infizierte -- das wäre erschreckend"
"Stand 30. März gab es in Gelsenkirchen 98 Infizierte. Das Referat Gesundheit der Stadt hat bisher 911 Testungen durchgeführt. 650 Menschen in der Stadt sind derzeit unter Quarantäne gestellt worden. 98 Infizierte wären bei 911 Testungen 10,75 Prozent und 650 Quarantänefälle entsprechen 71,35 Prozent. Das wäre eine erschreckend hohe Zahl Infizierter und Verdachtsfälle in unserer Stadt. Sicherlich gibt es weitere Testungen, die außerhalb der ausgewiesenen 911 durchgeführten Tests liegen."
"Anteil der Infizierten ist in Gelsenkirchen halb so hoch wie im Bundes- und Landesschnitt"
"Aus Sicht der Epidemilogen ist das Verhältnis Test zu Infektionen nicht aussagekräftig.Aussagekraft hat das Verhältnis der Zahl der Infizierten zur Zahl der Einwohner. Dabei liegen der Bundes und auch der NRW-Durchschnitt bei 74 Erkrankten unter 100.000 Einwohnern. In Gelsenkirchen kommen auf 100.000 Einwohner lediglich 37,7 Infizierte", kommentiert Klaus Mika, Leiter des Gesundheitsreferats, die Rechnung des Bürgers. Die Verdachtsfälle in Quarantäne dürften überhaupt nicht hochgerechnet werden, da je Infiziertem bis zu 50 Kontaktpersonen als Verdachtsfall unter Quarantäne gestellt werden können. Zudem gebe es selbstverständlich weitere Tests auf Coronaviren bei Gelsenkirchener Bürgern, die vom städtischen Gesundheitsreferat nicht erfasst oder gar gezählt werden. Dazu zählten Tests bei niedergelassenen Ärzten ebenso wie Tests ohne positiven Befund aus Krankenhäusern. Dort würden Patienten ebenfalls getestet, zum Beispiel vor Operationen. Bekannt würden diese Tests aber ausschließlich bei einem positiven Befund.
Lesen Sie mehr Berichte aus Gelsenkirchen hier.
Folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.