Gelsenkirchen. Die Corona-Pandemie stellt die Tafel Gelsenkirchen vor Probleme: Kunden und Einahmen schwinden, die Desinfektionsmittel gehen aus. Ein Einblick.

Die Corona-Pandemie stellt die Tafel Gelsenkirchen vor große Herausforderungen: Kunden und Einahmen schwinden, die Desinfektionsmittel gehen aus. Helfen in Zeiten der Corona-Krise wird offenbar immer schwieriger.

30 Prozent weniger Kunden

"Die Zahl unserer Kunden ist um etwa 30 Prozent zurückgegangen", sagt Hartwig Szymiczek, Geschäftsführer der Gelsenkirchener Tafel. Sie versorgt rund 2600 Haushalte in der Stadt, das sind ungefähr 5500 Personen. Demnach finden aktuell nur noch circa 3850 Menschen den Weg zu den sechs Ausgabestellen im Stadtgebiet. "Vor allem alte und kranke Menschen bleiben fern", hat Szymiczek beobachtet. Aus Angst vor einer Infektion mit Covid-19. Viele riefen an und fragten, ob sie noch kommen könnten, um sich Lebensmittel abzuholen. Was die Gelsenkirchener Tafel gern bejaht, denn Nahrung ist und bleibt existenziell.

Die Tafeln holen überschüssige Lebensmittel von Lebensmittelkonzernen ab und geben sie an Bedürftige weiter. Damit sorgt die Hilfsorganisation dafür, dass viele Menschen keinen Hunger leiden müssen. Die meisten Kunden sind Erwachsene im erwerbsfähigen Alter. Aber auch viele Rentner, Kinder und Jugendliche befinden sich darunter.

Zustrom in die Ausgabestellen wird begrenzt

Die Corona-Pandemie zwingt natürlich auch die Tafel, Vorsorgemaßnahmen zu treffen, damit weder Klienten noch Helfer sich mit dem gefährlichen Virus anstecken. Handschuhe sind für die Tafel-Kräfte seit jeher Pflicht, ein Mundschutz allerdings noch nicht. Dafür wird der Zustrom in den Ausgabestellen begrenzt. "Wir lassen nur noch zwei bis drei Kunden auf einmal herein", sagt Hartwig Szymiczek. Mitarbeiter passen draußen vor den Türen auf, dass die Wartenden genügend Abstand voneinander halten. Aushänge und Informationen auf der Internetseite der Tafel machen zudem auf geltende Hygiene-Regeln aufmerksam.

Anders als in anderen Kommunen, in denen Tafeln den Betrieb schon einstellen mussten, packen in Gelsenkirchen Helfer jeglichen Alters die begehrten Lebensmittelpakete. Wo sonst meist nur Senioren sich für Bedürftige engagieren, ist das Altersspektrum der 180 Gelsenkirchener Helfer wesentlich breiter. "Wir können die Ausgabe aufrecht erhalten", sagt Hartwig Szymiczek deshalb erleichtert. Bei der Tafel arbeiten drei Langzeitarbeitslose und 20 Zwei-Euro-Jobber, der Rest sind Freiwillige.

Einnahmerückgang der Tafel bereitet Sorge

Das Fernbleiben von etwa einem Drittel der Kunden reißt allerdings ein Loch in die Kasse der Tafel. "Der Obolus von zwei Euro pro Warenausgabe ist zwar nicht hoch, aber der Einnahmeverlust ist trotzdem spürbar, wenn Kunden nicht mehr kommen", sagt Hartwig Szymiczek. Denn der Verein muss ohne staatliche finanzielle Unterstützung auskommen. Sach- wie Geldspenden und eben die Einnahmen bilden neben der ehrenamtlichen Arbeit die tragenden Säulen, um Bedürftige zu versorgen. Gibt ein Pfeiler nach, gerät die gesamte Hilfsstruktur in Schieflage.

"Dafür ist die Lebensmittelsituation einigermaßen stabil", sagt Hartwig Szymiczek. Weitreichende Folgen von sogenannten Hamsterkäufen haben er und sein Team demnach noch nicht gespürt. Obst und Gemüse seien derzeit etwas knapper, aber das sei zu dieser Jahreszeit üblich. "Bei Trockenwaren wie Nudeln oder Reis ist es ähnlich, die werden meist in den Supermärkten - gerade jetzt - stark abverkauft." Ansonsten kann sich der hauptamtliche Geschäftsführer der Tafel über die Spendenbereitschaft nicht beklagen. Die aktuellen Restriktionen für den Einzelhandel führten vielmehr dazu, dass Restaurants und große Zulieferer, die die Speisegaststätten bislang versorgten, sich meldeten und ihre überschüssige Ware an die Tafel abgeben. Noch.

Bedrohlich: Desinfektionsmittel werden knapp

Von Mangel bleibt allerdings auch die Tafel nicht verschont. "Wir brauchen dringend Desinfektionsmittel", sagt Szymiczek. Denn im Umgang mit Lebensmitteln ist stets Achtsamkeit und Hygiene geboten, wegen des Coronavirus umso mehr. Hartwig Szymiczek schwant, dass die Tafel bald auf Anordnung ihre Arbeit vorübergehend einstellen muss - sollte das Virus sich weiter so vehement ausbreiten. "Wegen fehlender Desinfektionsmittel sollte das aber nicht passieren".

Wer Wohngeld, Sozialhilfe, Hartz IV oder eine Grundsicherung bekommt, darf bei den Tafeln einkaufen. Wer spenden will, kann das hierüber tun: Gelsenkirchener Tafel e.V.
Sparkasse Gelsenkirchen, IBAN: DE79 4205 0001 0160 106060
BIC: WELADED1GEK.