Gelsenkirchen. Wegen des Coronavirus sind Einkäufe in Gelsenkirchen nur unter Auflagen möglich. Wie das in Supermarkt, Drogerie und Baumarkt aussieht: Ein Test.
Wegen der Covid-19-Pandemie bleiben aktuell viele Geschäfte zu. Nur Läden, die für die Grundversorgung wichtige Artikel verkaufen, dürfen öffnen – unter strengen Auflagen. Wie Einkaufen in Corona-Zeiten aussieht, wie Hygieneregeln umgesetzt werden und warum Kunden viel Geduld und eine warme Jacke mitbringen sollten? WAZ-Redakteurin Lena Reichmann hat den Selbsttest gemacht.
10.30 Uhr. Der Parkplatz beim großen Marktkauf am Arenapark ist relativ voll. Vor der Ladentür stehen Menschen mit Einkaufswagen Schlange. Viele tragen Gummihandschuhe und Atemschutzmasken. Es dauert einige Minuten, dann öffnet sich die Schiebetür. Zwei Sicherheitskräfte lassen einen Schwall Kunden in den Supermarkt. Einer zählt mit, der andere grüßt freundlich. Aushänge weisen darauf hin, dass zum Einlass ein Einkaufswagen zwingend benötigt wird und nur 400 Personen gleichzeitig im Geschäft sein dürfen. Und dass „Hygienepapier“ ausverkauft ist.
Langsam schiebt sich die Wagenkolonne durch die Gänge. Die meisten Kunden arbeiten systematisch eine Einkaufsliste ab. Sie wirken konzentriert, passen auf, genug Abstand zu anderen zu halten. Ein Großteil von ihnen ist älter. Ob das an der Uhrzeit liegt? Außerdem sind fast alle allein unterwegs. Und sie kaufen ausgiebig ein, packen Lebensmittel für mehrere Tage in ihre Wagen.
Haltbare Lebensmittel sind rar
Doch nicht jeder bekommt alles, wonach er sucht. Mehl ist restlos ausverkauft, Nudeln bis auf wenige Pakete auch. Konserven, abgepacktes Brot, haltbare Milch, kurz: alles, was sich zuhause einige Zeit hält – nur noch in kleinen Mengen vorhanden. Die günstigeren Produkte der Eigenmarke: vergriffen. Bei den Kunden löst das Schulterzucken aus. Beschwerden bleiben aus. Immerhin: Unverpacktes Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch aus der Frischetheke, Molkereiprodukte, frische Backwaren, sogar eine große Auswahl an Nudeln aus der Kühltheke wartet auf Käufer.
Plötzlich eine Schrecksekunde. „Hier steht ein Wagen! Wem gehört dieser Wagen?“, ruft eine Verkäuferin hektisch. Schuldbewusst meldet sich eine Frau um die 40. Sie hatte ihre Einkäufe am benachbarten Regal geparkt, während sie an der Fischtheke anstand. „Sie dürfen den Wagen nicht alleinlassen!“, tadelt die Verkäuferin. Ein kurzes Raunen geht durch die Zuschauer an der Kühltheke, bevor sie sich wieder in ihre Einkaufszettel vertiefen.
Provisorische Trennwände an der Kasse
Wer sich bis zum Kassenbereich vorgearbeitet hat, dem steht die letzte Prüfung bevor. Nur, wem es gelingt, zwischen all den Markierungen auf dem Boden und den aus Bierkästen und Folie provisorisch errichteten Trennwänden den Überblick zu behalten, der schafft es ohne böse Blicke auf sich zu ziehen bis nach vorne zur behandschuhten Kassiererin hinter der Plexiglasscheibe. Danach weist eine weitere Sicherheitskraft den Weg nach draußen, wo sich schon die nächste Einkaufswagenkolonne staut.
Schlange stehen auf der Bahnhofstraße
Aber läuft der Einkauf nun überall so durchorganisiert ab? Weiter geht es zum Drogeriemarkt in der Altstadt. Schon von weitem ist die Schlange mitten in der Fußgängerzone zu sehen. Hier gibt es schon schwarz-gelbe Markierungen vor der Ladentür. Ein Wachmann lässt die Kunden einzeln ins Geschäft, weist freundlich aber bestimmt auf Abstandsregeln hin. Wer auf der Suche nach dem scheinbar überall ausverkauften Toilettenpapier ist, wird enttäuscht: Ein Aushang am Eingang informiert darüber, dass alles weg ist, genauso wie Desinfektionsmittel.
Nach gut fünf Minuten öffnet sich die Tür. Maximal 20 Personen dürfen gleichzeitig im Geschäft sein – ohne Einkaufswagen. Gerade kaufen vor allem junge Frauen ein. Die Regale sind fast alle komplett gefüllt. Nur bei der Handseife haben offenbar schon viele zugegriffen – das Fach ist halb leer. Dafür gibt es in der Lebensmittelabteilung noch ein letztes Paket Bio-Vollkornmehl. Weil nur eine Kasse geöffnet ist, reicht die Schlange bis fast ans Ende des Ladens. Gewartet wird in großen Abständen. Die meisten legen nur ein paar Teile aufs Band. Nur eine Frau zahlt nicht mit der EC-Karte. Sie entschuldigt sich. Und bedankt sich bei der Verkäuferin für ihre Arbeit.
Lange Wartezeit vor dem Baumarkt
Zu den Grundversorgern zählen auch Baumärkte. Aber ist der Andrang dort in diesen Tagen besonders groß? Nutzen viele die aktuelle Situation, um ihre Wohnung auszumisten und umzugestalten? Kurz vor Mittag ist der Parkplatz eines großen Schalker Markts jedenfalls sehr voll. Fast alle Einkaufswagen sind in Benutzung. Wer noch einen ergattert hat, wird per Aushang animiert, diesen an den extra eingerichteten Stellen zu desinfizieren. Zeit dafür ist genug: Die Schlange vor dem Eingang reicht bis ans andere Ende des Platzes. Viele der Wartenden sind Handwerker.
Nach gut 20 Minuten in der Kälte signalisiert der Wachmann am Eingang, dass der Zutritt nun gestattet ist. In den Gängen des Markts verlaufen sich die Kunden. Die meisten steuern sofort eine Abteilung an. Wer sich nicht zurechtfindet oder Fragen hat, kann sich an die Baumarktmitarbeiter wenden. Die beraten zurzeit jedoch nur vom Schalter aus. Die sind mit rot-weißem Flatterband so abgesperrt, dass Kunden sich ihnen nur auf etwa zwei Meter nähern können. Doch die meisten scheinen genau zu wissen, was sie suchen und verlassen die Laden schnell wieder.
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