Gelsenkirchen. Die Corona-Pandemie stürzt Autohäuser und Werkstätten in Gelsenkirchen in Not. Wie Betriebe in Krisenzeiten versuchen, über die Runden zu kommen.
Wer in Zeiten von Corona eine Kfz-Werkstatt besuchen muss, wird weiterhin bedient. Doch wer als Endkunde im Autohaus einen neues Fahrzeug kaufen will, darf laut aktueller Gesetzeslage nicht bedient werden. Die Kfz-Werkstätten in Deutschland bleiben offen, der Betrieb der Autohäuser ist jedoch eingeschränkt, sie bedienen Kauf-Interessenten per Mail oder telefonisch. Mit der weitgehenden Untersagung des stationären Handels soll die Ausbreitung des Coronavirus bekämpft werden, gleichzeitig sollen Autohalter weiterhin in der Lage sein, defekte Fahrzeuge reparieren zu lassen. Wie sich Gelsenkirchener Betriebe auf die Lage einstellen.
Boxenstopp-Tage mit Räderwechsel fallen aus
"Jede einzelne Werkstatt und auch jedes Autohaus ist bemüht, den Spagat zwischen den zu erfüllenden Auflagen und Kundenservice hinzubekommen", sagt Christian Horstmann, Geschäftsführer bei der Vestischen Innung des Kfz-Gewerbes Gelsenkirchen und Recklinghausen. Wegen der Corona-Pandemie wird es aber keine der gewohnten Veranstaltungen geben, bei denen man sich mit vielen Leuten trifft und bei Bratwurst und Brötchen "die Frühjahrskollektion der aktuellen Fahrzeuge bestaunt". Ebenso wenig fänden sogenannte Boxenstopps statt, bei dem der Räderwechsel schon fast einem Event gleiche.
Horstmann zufolge wird der Werkstattbetrieb fortgesetzt, auch der Verkauf gehe weiter, um die Kunden auch in diesen schwierigen Zeiten mobil zu halten: "Die Autohäuser sind weiter für die Kunden telefonisch und per E-Mail erreichbar. Dies gilt sowohl für den Gebraucht- als auch für den Neuwagenverkauf."
Etwas diffiziler ist es bei Zubehör und Ersatzteilen. Da entscheidet beim Verkauf an den Endkunden laut Innung, ob das Teil "für die Mobilität unbedingt notwendig ist". Beispiel: Wer einen neuen Reifen benötigt, weil er einen Nagel im Pneu hat und mit dem Notrad unterwegs ist, der bekommt Ersatz, weil das Aufziehen der Reifen in Eigenarbeit möglich ist. Ein Spoiler, der vielleicht dazu noch lackiert werden müsste, erfüllt diese Anforderung aber nicht gänzlich, das Teil wandert demnach nicht über den Verkaufstresen.
Betriebe haben Schutzmaßnahmen ergriffen
Praktische Lösungen sind jetzt gefragt, die Schutz für Kunden und Mitarbeiter bieten als auch Service und damit Umsatz generieren. Laut Horstmann betrifft Corona kleine Werkstattbetriebe wie auch große Häuser - in Gelsenkirchen beispielsweise die Tiemeyer-Standorte, Ahag oder auch Basdorf. In vielen Fällen können laut Innung Kunden ihren Fahrzeugschlüssel kontaktlos über einen Briefkasten abgeben. Ein Serviceberater nimmt dann Kontakt mit dem Kunden auf, um den Auftrag gemeinsam mit ihm zu besprechen. "Der Werkstattbetrieb ist so eingerichtet, dass die Mitarbeiter die strengen Hygienevorgaben einhalten können", sagt Horstmann.
Von Werkstatt-Sperrzonen über Schlüsseltüten zu Briefkästen und Einmalschonern
"Kunden kommen bei uns nicht mehr in die Werkstatt", sagt beispielsweise Lars Pronk, Inhaber des gleichnamigen Meisterbetriebes in Bismarck an der Kanalstraße. Büro und Annahme sind so abgetrennt, dass Kunden auf Abstand zum Mitarbeiter hinter dem Tresen bleiben, bargeldloses Zahlen ist eher die Regel als die Ausnahme - und jetzt "lassen Kunden oft auch Papiere und Schlüssel im Auto, so dass man sich die Sachen nicht in die Hand gibt", beschreibt Pronk einige neue Werkstattabläufe.
Auch im Autohaus Basdorf an der Alfred-Zingler-Straße in Schalke-Nord geht Sicherheit vor. "Unsere Kunden können ihr Auto vor der Verkaufshalle links vom Service parken und die Unterlagen in den Nachtbriefkasten werfen", erzählt Geschäftsführer Frank Basdorf. Nach der Fertigstellung stünde der Wagen abholbereit vor der Verkaufshalle. "Die Unterlagen händigen wir dem Kunden über eine Schlüsseltüte aus." Beim Bezahlen setzt das Unternehmen auf Pay Pal oder ein mobiles EC-Cash-Gerät. Dazu gibt es noch einen Hol- und Bringservice. Einmalschoner für Sitz, Lenkrad und Schalthebel sollen den persönlichen Kontakt und die Ansteckungsgefahr zusätzlich minimieren.
Desinfektion des Innenraumes und des Ersatzfahrzeuges
Der von Ford initiierte 'Kontaktlose Service' wird auch bei Mohag an der Grothusstraße in Heßler umgesetzt. "Dabei ist kein persönlicher Kontakt zum Werkstattpersonal erforderlich, und das Fahrzeug wird anschließend gründlich gereinigt und desinfiziert." Einweghandschuhe für Servicemitarbeiter gehören unter anderem ebenso dazu wie die Desinfektion von Fahrzeugschlüssel und Innenraum. "Sofern Kunden für die Dauer der Servicearbeiten ein Ersatzfahrzeug erhalten, wird auch dies vor der Übergabe desinfiziert", hießt es vom Unternehmen.
"Das alles ist Stand heute", sagt Innungs-Mann Christian Horstmann mit Blick auf die Anstrengungen der Mitglieder, die Krisenzeit so gut es geht zu überbrücken. "Es ist aber nicht auszuschließen, dass sich die Maßnahmen noch weiter verändern werden."