Gelsenkirchen. Manchen Pflegeheimen geht es zu schnell. Dennoch sollen Besuche in Gelsenkirchen wieder möglich sein. Welche Ideen die Einrichtungen haben.
In den Gelsenkirchener Altenheimen laufen die Vorbereitungen für das am Muttertag nicht länger geltende Besuchsverbot auf Hochtouren. Dabei haben die Einrichtungen allerdings ganz unterschiedliche Möglichkeiten und Konzepte, um Angehörige und Bewohner nach wochenlanger Trennung wieder zusammenzubringen.
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Am Awo-Seniorenzentrum Schalke wird es drei verschiedene Optionen geben, wie Einrichtungsleiter Achim Schwarz auf Nachfrage mitteilt. Zelte für die Besuche werden auf der Terrasse und auf einem großen Außenbalkon aufgebaut. Zudem soll der Wintergarten neben dem Eingang zur Verfügung gestellt werden. Vier Mitarbeiter kümmern sich alleine um die Koordination der Besuche. Nur Angehörige, die sich vorab angemeldet haben und ein sogenanntes Kurzscreening mit Fragen zu ihrem Gesundheitszustand durchlaufen, können eintreten.
Vier Mitarbeiter kümmern sich alleine um die Koordination
Obwohl die Landesverordnung eine Besuchszeit von bis zu zwei Stunden zulässt, wird sie im Schalker Heim auf 20 Minuten begrenzt. „Wir haben über 160 Bewohner. Wenn jeder zwei Stunden bekäme, müssten wir die Besuchsräume bis Mitternacht offen lassen“, sagt Schwarz, der sich mehr Zeit für die Umsetzung der Vorgaben gewünscht hätte. „Das Land hat zu schnell geschossen“, sagt er. „Die Mitarbeiter sind am Limit.“ Vier von ihnen sollen sich am Sonntag ausschließlich um die Koordination der Besuche kümmern.
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Bei den drei Gelsenkirchener Häusern der Caritas ist man entspannter. Dort habe man in Absprache mit der kommunalen Heimleitung schon vor über zwei Wochen Kontakt zwischen Bewohnern und Angehörigen ermöglicht, sagt Caritas-Direktor Peter Spannenkrebs. Am Liebfrauenstift an der Ruhrstraße etwa ist die Begegnung seitdem über ein ebenerdiges Fenster möglich. Ob das nicht auch andere Träger längst hätten umsetzten können? „Jedes Haus hat nun mal andere Rahmenbedingungen“, sagt Spannenkrebs.
Positive Worte für das NRW-Krisenmanagement
Lob für das „erstaunliche Tempo der Politik“ gibt es im Franziskushaus in Buer, das Platz für 45 Senioren bietet. Die Auflagen für das Besuchsverbot umzusetzen, hält man hier für unproblematisch. Die Notwendigkeit, zusätzliche Mitarbeiter für die Besuche einzuplanen, sieht Geschäftsführer Uwe Makschin nicht. „Es wird keine große Umstellung für uns.“ Das Wiedersehen soll hier unter anderem in zwei nebeneinanderliegenden Räumen stattfinden. Im Durchgang wurde ein Tisch platziert, in der Mitte eine Plexiglasscheibe.
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Gut vorbereitet sieht sich auch die Stadt. In den vier städtischen Seniorenhäusern an der Haunerfeldstraße, der Schmidtmannstraße, der Fürstinnenstraße und Schonnebecker Straße wird der Besuch ab Sonntag ebenfalls wieder möglich sein. Die telefonisch vereinbarten Besuchstermine sollen in separaten Anlagen wie Pavillons oder gesonderten Zimmern stattfinden, wie das Rathaus mitteilt.
Pflegeunternehmer befürchtet Neuinfektionen
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Die neuen Besuchsregeln gelten auch für die ambulant betreuten Wohneinrichtungen. Bei der APD, dem größten Gelsenkirchener Anbieter in diesem Bereich, ist man allerdings skeptisch. „Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt Geschäftsführer Claudius Hasenau. „Einerseits freue ich mich, weil die Mieter mittlerweile unter der sozialen Isolation leiden. Auf der anderen Seite schaue ich auf die vielen Todesfälle in Pflegeeinrichtungen und habe Bedenken, dass es zu früh für die Lockerungen ist.“ Auch mit Schutzkleidung und konsequenter Desinfektion sei eine Ansteckung nicht auszuschließen. Hasenau: „Aber wir werden alles Menschenmögliche tun, um neue Infektionen zu verhindern.“