Gelsenkirchen-Horst. Die für Samstag geplante Aufstellung und Enthüllung der Lenin-Statue in Gelsenkirchen wurde verschoben. Das sind die Gründe der MLPD dafür.
Zwei Verhandlungen vor Gericht hat sie standgehalten, dazu auch dem geballten Zorn und Unmut der etablierten Parteien getrotzt. Nun kann die Lenin-Statue aber doch nicht wie geplant am Samstag, 14. März, vor der MLPD-Bundeszentrale aufgestellt werden. Die Partei hat die feierliche Enthüllungszeremonie abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Grund dafür ist derjenige wie bei fast allen anderen ausgefallen Veranstaltungen im Lande auch: die Angst vor dem Coronavirus.
„Die Sorge um die Gesundheit der Menschen angesichts der schnellen Ausbreitung des Coronavirus hat für die MLPD Vorrang vor der bisherigen Terminplanung“, ließ Bundesvorsitzende Gabi Fechtner in einer am späten Donnerstagabend verschickten Pressemitteilung verlauten. Am Mittwoch sei man noch entsprechend der Empfehlungen des Robert Koch-Instituts davon ausgegangen, dass die Feierlichkeit im Freien stattfinden könne. „Nachdem die Risikoprognose aktuell aber verschärft wurde und drastischere Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Virus ergriffen wurden, ist die Verschiebung aber richtig und notwendig“, stellt Fechtner fest.
Medien aus ganz Europa und Südamerika berichteten über den Statuen-Streit
Die Parteivorsitzende betont, dass diese Entscheidung „nach einer einvernehmlichen Beratung und Rücksprache mit dem Gesundheitsamt Gelsenkirchen“ erfolgt sei. Denn am Samstagnachmittag wäre es vermutlich zu einer großen Menschenansammlung am Rande der Schmalhorststraße gekommen. Allein das mediale Interesse an der Aufstellung dieser 2,15 Meter hohen und 1,3 Tonnen schweren Statue, die einst in der damaligen Tschechoslowakei stand, ist beachtlich. In den vergangenen Tagen hatten Zeitungen aus ganz Europa und Südamerika über den Statuen-Streit zwischen der Partei und der Stadt Gelsenkirchen berichtet.
Zur Enthüllung wollten aber nicht nur zahlreiche Journalisten, sondern auch Befürworter und Gegner des Projektes sowie Menschen aus dem Stadtteil kommen. „Wir hatten 300 Teilnehmer für diese Veranstaltung angemeldet, glauben aber, dass sogar noch mehr gekommen wären“, sagte Fechtner. Auch Gegendemonstranten aus dem rechtsextremen Lager hatten ihr Kommen im Internet angekündigt. Weil die Enthüllung verschoben worden ist, fällt nun auch dieser Gegenprotest aus.
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Doch selbst unter freiem Himmel sei eine Ansammlung einer solchen Menschenmasse zu risikoreich, befand das Gesundheitsamt mit Blick auf die nochmals verschärften Risikoprognosen des Robert-Koch-Instituts. „Die Sicherheit der Menschen geht immer vor. Deshalb freuen wir uns nun einfach auf den neuen Enthüllungstermin“, so die Parteivorsitzende.
Zu Lenins 150. Geburtstag wird die Statue wohl noch nicht stehen
Wichtig sei es ihr auch zu erwähnen, dass durch den Statuen-Streit eine Diskussion in der Bevölkerung über das Thema Lenin eingesetzt hätte. „Das ist ein wichtiger Bestandteil unserer Antikommunismus-Kampagne“, so Fechtner. Und wann soll das derzeit in einer Halle gelagerte Standbild nun an seinen Platz vor dem früheren Sparkassengebäude kommen? „Das wissen wir derzeit auch noch nicht“, sagt Fechtner und fügt hinzu: „Eigentlich sollte es spätestens zum 150. Geburtstag Lenins am 22. April stehen. Aber ich bin mir jetzt schon fast sicher, dass das wegen Corona nicht mehr rechtzeitig klappen wird.“ Erstaunlich, dass dieser tückische Virus sogar einen Mann aus Gussstahl vorübergehend matt setzen kann.