Gelsenkirchen. Die WAZ hat sich an einigen Hot Spots in Gelsenkirchen umgesehen: Wie bringen die Menschen Frühlingswetter und Kontaktverbot unter einen Hut?
Das Wetter vom Sonntag war die nächste harte Bewährungsprobe für die Bevölkerung. Während der Frühling mit Riesenschritten kommt und das Wetter immer besser wird, gilt für die Menschen nach wie vor das von der Regierung vorgeschriebene Kontaktverbot. Aber halten sich auch bei über 20 Grad, blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein alle daran?
Die WAZ hat sich am Sonntag in Gelsenkirchen umgesehen. Wir waren im Nordsternpark, an der Marina Graf Bismarck und am Schloss Berge unterwegs. Und natürlich muss man schnell feststellen: Die Menschen zieht es nach draußen. Mit dem großen Aber: Unter normalen Umständen wäre an allen drei Orten wohl viel mehr los gewesen.
Viele Radfahrer unterwegs im Nordsternpark in Gelsenkirchen
Besonders Radfahrer sind viele unterwegs im Nordsternpark. Da fällt es manchmal schwer zu beurteilen, wer da alles zusammengehört. Bei den Fußgängern ist das schon einfacher. Und da muss man einfach sagen: Nahezu alle halten sich an die Vorgaben. Die allermeisten Menschen sind zu zweit unterwegs. In größeren Gruppen mit drei bis fünf Personen sind ausnahmslos Kinder dabei: Familienausflug im Frühling.
„Hier musst du aufpassen, dass du keinem zu nahe kommst, hier sind viele Leute!“ So verhalten sich viele Mütter und Väter vorbildlich, die ihre Kinder immer wieder anweisen, Abstand zu anderen Leuten zu halten – und das ist gerade auf den Wegen mit viel Gegenverkehr nicht immer einfach. Slalom ist da angesagt.
Auch beim Zugang zur Doppelbogenbrücke kommen sich die Menschen immer wieder ziemlich nahe. Vermeidbar ist das selten. Aber manchen ist es schon unheimlich. „Ich weiß nicht“, sagt ein Vater, „hier ist es mit irgendwie zu voll.“ Macht nichts, sein kleiner Sohn hat die perfekte Idee: „Komm Papa, lass uns ein Eis holen.“ Und auch dort am Eiswagen: Schlange mit Mindestabstand. Alles perfekt.
Alle halten Abstand an der Marina Graf Bismarck
Genauso gut läuft es an der Marina Graf Bismarck. Auch hier steht ein Eiswagen, auch hier halten alle Abstand. Geduldig stehen die Sonnenanbeter an, bis sie an der Reihe sind. Und das dauert. Klar: Eis ist begehrt bei diesem Wetter. Und schon stellt man sich vor, wie es normalerweise wäre, wenn gerade an diesem Ort die Gastronomie geöffnet hätte, wenn wahrscheinlich mehr als doppelt so viele Menschen hier wären… Aber was ist dieser Tage schon normal?
Auch auf den Bänken und Treppen rund um das Hafenbecken sitzen und liegen viele Menschen und halten ihr Gesicht in Richtung Sonne. Nah beieinander sitzen aber immer nur zwei. Das Kontaktverbot wirkt. Dass allerdings auf einer Bank auch ein Pärchen zwei Meter Abstand zueinander hält, sich erst kurz beschimpft und dann schmollend in unterschiedliche Richtungen guckt, hat wohl nichts mit Corona zu tun.
Ordnungsdienst patrouilliert rund um das Schloss Berge
Rund um das Schloss Berge sind am Nachmittag Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes im Einsatz. Dass sie am Wochenende ihre Präsenz noch einmal verstärken würden, hatte die Stadt am Freitag angekündigt. Aber auch deren Eindruck deckt sich mit dem der WAZ. „Die Leute halten sich an die Vorgaben“, sagt eine Mitarbeiterin. „Ich habe heute noch keine Anzeigen geschrieben.“
Am Biergarten am Fontänenteich neben dem Schloss stehen die Tische und Stühle draußen. Aber es ist – natürlich – geschlossen. Trotzdem haben hier ein paar Leute Platz genommen. Auch hier mit dem gebotenen Abstand. „Selbstbedienung“ ist auf einer Tafel zu lesen – was aber Im Normalfall nicht dazu einladen soll, das zu tun, was einer gerade macht: eine Dose Bier aus seinem Rucksack holen. Heute geht das – und das in einer Zeit, in der so vieles andere nicht geht…